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Stromausfall und Tausende Notrufe

Orkantief „Friederike“ entwurzelt Bäume und führt zu starken Behinderungen im Verkehr. Selbst eine Parteiveranstaltung wird vom Winde verweht.

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© Robert Michael

Leipzig. Das Orkantief „Friederike“ ist über Sachsen gefegt und hat zu erheblichen Behinderungen im Verkehr geführt. Am Donnerstagnachmittag wehte der Wind am 1215 Meter hohen Fichtelberg mit einer Geschwindigkeit von 165 Kilometern pro Stunde. Bei dieser Größenordnung sprechen die Meteorologen von einem extremen Orkan. Windstärke 12 und damit das Ende der Skala ist bei 120 km/h erreicht. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, wurde dieser Wert im Flachland am Nachmittag am Flughafen Leipzig/Halle übertroffen (133 km/h). Unklar blieb zunächst, ob Menschen zu Schaden kamen.

Das Team des DWD konnte sich von der Stärke des Orkans aus eigener Anschauung überzeugen: Vor dem Gebäude in Leipzig knickte ein Baum um. Die Stromversorgung wurde gekappt, es wurde mit Notstrom gearbeitet. Das Ausmaß an möglichen Schäden wird sich vermutlich erst am Freitag in vollem Umfang zeigen. Nach Angaben der Leipziger Polizeidirektion hielt der Sturm Feuerwehr und Polizei in Atem. Polizeisprecher Andreas Loepki machte sich an der Bundesstraße 2 ein Bild von den Folgen und sprach von mehreren umgestürzten Bäumen.

Bäume und herabfallende Äste beschädigten auch Masten und Leitungen des ostdeutschen Netzbetreibers Mitnetz. Im gesamten Netzgebiet waren am Nachmittag zu Spitzenzeiten rund 140 000 Kunden ohne Strom, wie das Unternehmen mitteilte. Am stärksten war Sachsen betroffen, wo etwa 52 000 Kunden - vor allem in den Landkreisen Leipzig, Mittelsachsen und Nordsachen - im Dunkeln saßen. Am Abend waren im gesamten Versorgungsgebiet noch etwa 65 000 Haushalte betroffen, wie eine Sprecherin sagte.

Auf den Autobahnen im Freistaat führten umgestürzte Bäume zu erheblichen Behinderungen. Am Dreieck Parthenaue (A 14) bei der Überleitung zur A38 sowie auf der A14 in Höhe Leipzig-Ost blockierten umgestürzte Lastwagen die Fahrbahnen. Auch auf der A13 (Dresden-Berlin) stürzten zwei Lastwagen um.

Der Flughafen Leipzig/Halle meldete Ausfälle von Verbindungen. Fünf Maschinen aus München, Wien und Zürich seien am Donnerstagnachmittag gar nicht erst nach Leipzig gekommen, sodass auch die Rückflüge gestrichen werden mussten. Zudem gab es einige Verspätungen, wie ein Flughafensprecher sagte. Ein Lichtmast im Terminalbereich sei umgeknickt, ohne allerdings weiteren Schaden anzurichten. Mehrere Werbeträger seien beschädigt worden. Auch auf dem Airport Dresden International wurden Flüge gecancelt. Betroffen waren acht Maschinen von und nach München, Düsseldorf, Stuttgart und Zürich. Letztlich seien damit 16 Flugverbindungen ausgefallen.

Der Regionalverkehr der Bahn war gleichfalls in beträchtlichem Umfang betroffen. Am Bahnhof Dresden waren die meisten Züge mit Verspätungen angezeigt. Die Bahnstrecke Radeberg-Dresden war gesperrt. Auch andernorts wurde der Zugverkehr wegen „Friederike“ teilweise eingestellt.

Die Feuerwehr in der Landeshauptstadt war im Dauereinsatz. Mit 35 Disponenten sei der Notruf besetzt - bis zum Abend seien bereits 800 Einsätze aufgelaufen, meldete die Feuerwehr Dresden auf Twitter. Das Technische Hilfswerk wurde mit bis zu vier Wagen zur Verstärkung eingesetzt. Die Feuerwehr-Leitstelle in Leipzig war laut „Leipziger Volksstimme“ überlastet.

Die sächsische SPD sagte eine für den Abend in Chemnitz geplante Mitgliederversammlung zur großen Koalition ab. „Angesichts der Situation auf Sachsens Straßen und im Bahnverkehr möchten wir kein Risiko eingehen“, erklärte ein Sprecher des Landesverbandes. Die Partei wollte sich stattdessen online verständigen.

Der bislang stärkste Sturm des Jahres trat auf den Tag genau elf Jahre nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“ auf. Nach Aussagen eines Meteorologen sind Stürme um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Im Unterschied zu Sommerstürmen dauern sie in der Winterzeit viel länger und können mehrere Stunden lange Böen in einer Region verursachen.

Am Abend zog der Orkan weiter in Richtung Osten nach Görlitz und Zittau. In Leipzig flaute der Sturm dagegen ab. (dpa)

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