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Stromkabel kommen unter die Erde

Der Sturm „Friederike“ hat beträchtliche Schäden am Stromnetz in Ostdeutschland angerichtet. Der Netzbetreiber Mitnetz zieht eine erste Bilanz und kündigt Konsequenzen an.

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© Hendrik Schmidt/dpa

Grimma/Chemnitz. Nach erneuten Sturmschäden in Millionenhöhe will der Netzbetreiber Mitnetz als Konsequenz in den neuen Bundesländern mehr Stromleitungen unter die Erde bringen. Bis zum Jahr 2035 sollen 90 Prozent aller Leitungen im Nieder- und Mittelspannungsbereich verkabelt werden. Das sagte Udo Stöckel, Leiter Netzbetrieb bei der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom mbH (Mitnetz), der Deutschen Presse-Agentur. Bereits seit dem Sturm „Kyrill“ 2007 sei der Verkabelungsgrad stetig erhöht worden. „Derzeit liegen wir bei 60 Prozent“, sagte Stöckel.

Insgesamt werden von der Tochtergesellschaft des in Chemnitz ansässigen Energieversorgers enviaM 74 000 Kilometer Stromleitungen in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg betreut. Dabei ist Mitnetz nach eigenen Angaben für eine Fläche von 27 000 Quadratkilometern verantwortlich. Das entspricht etwa dem Zehnfachen der Fläche des Saarlandes.

Beim jüngsten Sturm „Friederike“ waren in der Spitze bis zu 140 000 Abnehmer im Mitnetz-Gebiet ohne Strom. Zahlreiche Leitungen waren durch umgestürzte oder abgebrochene Bäume beschädigt oder auch durch eingewehte Fremdkörper gestört. „Das war ein Naturereignis, das mit brachialer Gewalt über uns hereingebrochen ist“, sagte Stöckel. Bei der Beseitigung der Störungen seien nicht die Schäden selbst, sondern die große Fläche mit Schäden das Hauptproblem gewesen.

Derzeit würden noch immer die Schäden aufgenommen und analysiert. Daher sei die genaue Höhe der Schäden noch nicht bezifferbar. Laut Stöckel bewegen sich die Kosten jedoch „im wesentlichen Millionenbereich“. Klar sei aber schon jetzt: „‘Friederike‘ wird Auswirkungen auf unseren Bauplan haben.“

Für die unmittelbare Beseitigung der Störungen sind nach Unternehmensangaben 400 Mitarbeiter im Außeneineinsatz gewesen. Weitere 200 Beschäftigte haben sich mit Disposition, Organisation und Schadensmeldungen befasst.

Durch den Einsatz von 18 Notstromaggregaten wurden Haushalte mit Strom versorgt, wo eine schnelle Behebung der Störungen nicht möglich war. „Wir waren sehr gut vorbereitet“, sagte Stöckel. Der Deutsche Wetterdienst hatte bereits zwei Tage vorher eine Warnung herausgegeben. Daraufhin seien unter anderem die Bereitschaftstrupps verdoppelt worden.

Die Stromtrassen werden laut Mitnetz ganzjährig frei gehalten. Zwischen sechs und sieben Millionen Euro werden jährlich für das Freischneiden ausgegeben. „Wir ästen Leitungen permanent aus“, sagte Stöckel. Zudem würden für Notfälle 50 Schulungen pro Jahr mit Feuerwehren durchgeführt, mit dem Technischen Hilfswerk (THW) gibt es eine Kooperationsvereinbarung. Für die eigenen Mitarbeiter gibt es Anti-Havarie-Trainings. (dpa)