Roßwein ohne Fernsehempfang
Von Heike Heisig
Roßwein/Seifersdorf. Den Freitagskrimi und die Abendnachrichten durften die meisten Mitglieder der Antennengemeinschaft Roßwein am Freitag noch erleben. Dann, nach 22 Uhr, blieb in mehr als 2000 Haushalten, die über die Antennenanlage des Vereins ihr Fernsehprogramm erhalten, der Bildschirm schwarz. Grund dafür war ein Unfall auf der Straße zwischen Roßwein und Seifersdorf. Was war da los?, wollten mehrere Leser wissen.
Gegen 21.50 Uhr fuhr eine 54 Jahre alte Frau in ihrem Ford auf der Seifersdorfer Straße in Richtung Seifersdorf. „Kurz vor dem Ortsausgang Roßwein kam das Auto nach rechts von der Fahrbahn ab und stieß gegen einen Betonstrommast, der dadurch umkippte“, beschreibt Daniela Koenig von der Polizeidirektion Chemnitz den Unfallhergang. Verletzt wurde nach ihren Worten niemand. Den entstandenen Sachschaden beziffert sie insgesamt auf rund 17 000 Euro.
Ungefähr 5 000 Euro Schaden sind dadurch allein dem Energieversorger Mitnetz Strom entstanden. Wie Roberto Heinisch vom Service-Center erklärt, ist der Bereitschaftsdienst noch am Abend vor Ort gewesen und hat eine Erstsicherung vorgenommen. Weil die Kabel der Mittelspannungsleitungen gerissen waren, musste der Strom abgestellt werden. Davon betroffen war nach Heinischs Einschätzung aber nur eine sehr kleine Zahl von Stromkunden vor allem im Ortsteil Seifersdorf.
Anonyme Anrufer meckern
Inzwischen ist der umgefahrene Betonmast durch einen Holzmast ersetzt worden. Die Arbeiten haben die Mitarbeiter des Stromversorgers am Sonnabendvormittag über die Bühne bringen können. Wäre das nicht so schnell passiert, hätten die Mitglieder der Antennengemeinschaft wohl noch länger auf ihr Fernsehprogramm verzichten müssen – und der Ärger wäre noch größer gewesen.
Günter Winterlich, der Chef des Vereins, war am Wochenende nicht in Roßwein. Ulf Kirchhof hatte mit seiner Firma und den Mitarbeitern den Notdienst für die Antennengemeinschaft übernommen – und sie sind prompt gefordert gewesen. „Der umgefahrene Mast war Teil der Freileitung für die Stromversorgung zum Neidhardt“, erklärt Günter Winterlich. Mit der Stromunterbrechung sei es zum Totalausfall in der Kopfstelle gekommen. Die Konsequenz: „Das komplette Verteilernetz konnte nicht mehr versorgt werden“, schildert er, wie es zu den Ausfällen kam. Allerdings sei auch nicht alles wieder reibungslos gelaufen, als die Stromverbindung zum Neidhardt wieder hergestellt war.
„Durch den abrupten Stromausfall sind diverse Bauteile in der Kopfstelle kaputt gegangen“, so Günter Winterlich. Er schließt nicht aus, dass sich im Laufe der Woche noch weitere Schäden herausstellen, die im ersten Moment der Schadensbehebung nicht aufgefallen sind.
Namens der Mitglieder bedankt sich der Vorsitzende der Antennengemeinschaft bei Ulf Kirchhof und dessen Team. Ohne dessen Vertretung im Havariefall hätten die Nutzer der Kabelanlagen wohl noch ein oder zwei Tage länger auf einen Fernsehempfang verzichten müssen. Denn Familie Winterlich hat das lange Wochenende genutzt und ist verreist. Ohne fachkundige Vertretung könnte sie sich keine Auszeit gönnen. Umso bedauerlicher findet es Günter Winterlich, dass es in der Nacht des Ausfalles sogar um Mitternacht anonyme Anrufer gab, die sich wegen des unterbrochenen Fernsehempfanges beschwerten. „Es hat ein Notfall vorgelegen“, wirbt der Vorsitzende des Vereins um Verständnis für die Situation. Die Schäden seien nicht durch Hinzutun der Antennengemeinschaft entstanden.
Ähnlich beschimpft wird der Vorstand des Vereins, wenn der Fernsehempfang aufgrund von Kabelbeschädigungen bei Schachtarbeiten ausfällt. „Auch dagegen können wir nichts tun“, so Winterlich. Solche Fälle nehmen zu. Zwar sind viele Leitungen in Schachtplänen eingezeichnet. Trotzdem komme es immer wieder dazu, dass Erdkabel gekappt werden.