Merken

Stürmische Zeiten für die Feuerwehr

Die Glashütter Kameraden müssen oft ausrücken. Und das hat immer mehr mit dem Wetter zu tun.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Die 140 000 Euro, die die Stadt Glashütte im vergangenen Jahr für die Feuerwehren ausgegeben hat, sind gut angelegtes Geld. Den Beweis dafür trat Glashüttes Stadtwehrleiter Veith Hanzsch vor wenigen Tagen an. Auf der Jahreshauptversammlung der Gesamtwehr stellte er vor, wo und wann die Hilfe der Feuerwehr im vergangenen Jahr gebraucht wurde. Statistisch gesehen musste die Glashütter Feuerwehr an jedem fünften Tag ausrücken. Sie wurde 79-mal angefordert, 29-mal mehr als im Jahr zuvor. Die SZ hat sich die aktuelle Feuerwehrbilanz genauer angeschaut. Folgende Trends lassen sich ableiten.

© Koerner, Heidemarie

Feuerwehreinsätze 2017

Beim Löschen des Brandes in der Schmiedeberger Gießerei am 23. Februar und der Brandwache danach waren auch die Ortswehren Glashütte, Johnsbach, Reinhardtsgrimma, Schlottwitz, Ober- und Niederfrauendorf beteiligt.
Beim Löschen des Brandes in der Schmiedeberger Gießerei am 23. Februar und der Brandwache danach waren auch die Ortswehren Glashütte, Johnsbach, Reinhardtsgrimma, Schlottwitz, Ober- und Niederfrauendorf beteiligt.
Ganz oft musste die Feuerwehr 2017 ausrücken, um umgeknickte Bäume von den Straßen zu beseitigen, so wie hier am 2. März auf der Straße zwischen Hausdorf und Schlottwitz. Ganz viele Einsätze gab es nach dem Sturm Herwart.
Ganz oft musste die Feuerwehr 2017 ausrücken, um umgeknickte Bäume von den Straßen zu beseitigen, so wie hier am 2. März auf der Straße zwischen Hausdorf und Schlottwitz. Ganz viele Einsätze gab es nach dem Sturm Herwart.
Ein schwerer Unfall ereignete sich am 21. Juli im Lockwitztal. Daran beteiligt waren ein Motorradfahrer, ein Auto und ein Quad. Die Hirschbacher Wehr half beim Beräumen und einem Lkw-Fahrer, der beim Wenden Probleme hatte.
Ein schwerer Unfall ereignete sich am 21. Juli im Lockwitztal. Daran beteiligt waren ein Motorradfahrer, ein Auto und ein Quad. Die Hirschbacher Wehr half beim Beräumen und einem Lkw-Fahrer, der beim Wenden Probleme hatte.
Ein Kleintransporter krachte am 17. Juli bei Bärenhecke gegen eine Hauswand. Die Glashütter Feuerwehr befreite den Fahrer aus dem Fahrzeug und sicherte die Unfallstelle ab.
Ein Kleintransporter krachte am 17. Juli bei Bärenhecke gegen eine Hauswand. Die Glashütter Feuerwehr befreite den Fahrer aus dem Fahrzeug und sicherte die Unfallstelle ab.

Trend eins: Das Wetter sorgt immer wieder für Überraschungen
„Deutlich zugenommen haben die witterungsbedingten Einsätze“, sagt Stadtwehrleiter Veith Hanzsch. Hielten Schneebrüche und Überschwemmungen die Feuerwehr in den vergangenen Jahren in Atem, so waren es 2017 vor allem die Frühjahrs- und Herbststürme, hier insbesondere Sturm Herwart. Dieser zog mit bis zu 116 Kilometer pro Stunde über Sachsen. Das Glashütter Stadtgebiet erreichte er in den Morgenstunden des 29. Oktober. Kurz danach musste die Glashütter Feuerwehr ausrücken. Weil absehbar wurde, dass es im Laufe der folgenden Stunden zu weiteren Einsätzen kommen wird, nahm die Feuerwehr ihre eigene kleine Leitstelle, die sogenannte ortsfeste Befehlsstelle, in Betrieb. Damit entlastete sie nicht nur die Regionalleitstelle in Dresden, sondern konnte schneller und flexibler auf das Geschehen vor Ort reagieren, sagt Hanzsch. Denn alle Einsätze im Stadtgebiet wurden von dort aus koordiniert. „Vielerorts mussten die Einsatzkräfte Straßen und Wege von umgestürzten Bäumen befreien“, erläutert er. Trotz aller Anstrengungen mussten einige Straßen gesperrt und konnten erst Tage später wieder freigegeben werden. In der Einsatzstatistik erscheint Herwart nur als ein Feuerwehreinsatz. „Insgesamt wurden jedoch 30 einzelne Einsätze durch die ortsfeste Befehlsstelle bearbeitet und disponiert“, sagt Hanzsch. Damit habe die lokale Leitstelle ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Dazu beigetragen hatte der Feuerwehrmann Björn Rosenkranz. Er hatte sich nicht nur dafür eingesetzt, dass die Befehlsstelle eingerichtet wird, sondern auch dafür gesorgt, die Führungskräfte der Stadtwehr dafür auszubilden.

Trend zwei: Die Feuerwehr muss zu größeren Bränden ausrücken
Die Anzahl der Brände bewegte sich in den letzten Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr fort. Es gab sieben kleine und große Brände. Den seit Langem größten Einsatz hatte die Wehr außerhalb der Stadtgrenzen, in der Schmiedeberger Gießerei. Dort war es am Abend des 23. Februar zu einem Brand gekommen, der sich rasch über das Dach ausbreiten konnte und die Löscharbeiten sehr erschwerte. Die Dresdner Rettungsleitstelle forderte Kräfte aus Glashütte und Johnsbach an. „Da sich die Löscharbeiten über fast 24 Stunden hinzogen, wurden die vor Ort befindlichen Einsatzkräfte immer wieder abgelöst“, erklärt Hanzsch. Deshalb wurden auch die Wehren Reinhardtsgrimma, Schlottwitz sowie Nieder- und Oberfrauendorf zur Unterstützung angefordert. Letztere waren auch bei einem Einsatz beteiligt, der viele Menschen bewegte. Am 24. Juni stand das Haus einer Familie im Dippser Ortsteil Elend in Flammen. Die Oberfrauendorfer Wehr war als Erste vor Ort, wenig später rückten die Niederfrauendorfer Kameraden an. Für ihre Hilfe gab es später viel Lob aus Dippoldiswalde, sagt Hanzsch.

Trend drei: Brandmeldeanlagen haben wieder öfter angeschlagen
In Glashütte gibt es 15 Brandmeldeanlagen, davon befinden sich 13 in der Kernstadt. Zehnmal – sechsmal mehr als 2016 – lösten sie im vergangenen Jahr Alarm aus. In Glashütte bedeutet das, dass fünf Löschfahrzeuge ausrücken. Das sei zwar eine Zunahme, sagt Feuerwehrchef Hanzsch. Doch die liege im Rahmen, zumal nicht jede Alarmierung ein Fehlalarm war.

Trend vier: Die Feuerwehr muss immer wieder auch Ungewöhnliches machen
Neben den Bränden hatte die Glashütter Feuerwehr vorwiegend damit zu tun, Menschen und Tiere zu retten, Unfallstellen abzusperren sowie Ölspuren zu beseitigen. Im September musste sie zu einem kuriosen Einsatz zum Prießnitzdamm ausrücken. Dort hatte ein Bürger eine verletzte Kuh entdeckt. Kurze Zeit später war es der Einsatzleitung gelungen, den Besitzer des einige Tage zuvor ausgebüxten Tieres zu ermitteln. Dieser schickte wenig später seine Mitarbeiter zum Damm. Nachdem sich das Tier beruhigt hatte, halfen die Feuerwehrleute den Landwirten beim Treiben der Kuh und beim Verladen in einen Anhänger.