Von Peter Redlich und Peter Anderson und Britta Veltzke
Die Leitungen der Einsatzzentralen im Landkreis standen seit der Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag nicht still. Im Halbstundentakt meldeten Bürger umgestürzte Bäume, beschädigte Dächer und Stromleitungen. Immer wieder baten vor allem die Einsatzleiter der kleineren Orte dringend um ein Drehleiterfahrzeug. Kreisbrandmeister Ingo Nestler: „Seit dem Morgen hatte der Sturm die Region voll im Griff. Allein im Laufe des Vormittages kamen fast 100 Einsätze zusammen.“
So wütete Sturmtief Herwart im Landkreis Meißen
Solaranlage in Riesa losgerissen, Telefonkabel in Nickritz beschädigt
In der Riesaer Kirchstraße (Ortsteil Gröba) hat der Sturm eine Solaranlage von einem Dach losgerissen. „Heruntergefallen ist sie nicht. Wir haben die Anlage gesichert, damit nichts Schlimmeres passiert“, so Wehrleiter Egbert Rohloff. Auf der Gostewitzer Straße in Riesa-Nickritz seien zwei Tannen auf eine Telefonleitung gestürzt und hätten die Verbindung gekappt. Was für ein Ausmaß der Sturm in Riesa und Umgebung insgesamt hatte, konnte er Sonntagnachmittag nicht abschließend beurteilen. „Uns fehlt noch der Überblick.“ Schwerpunkt seien aber klar umgestürzte Bäume gewesen. Auf der Paul-Greifzu-Straße und am Heideberg sind Bäume auf Häuser gefallen. Verletzt wurde niemand.
Ampel in Thiendorf und viele Bäume um Großenhain umgefallen
Die Feuerwehr Großenhain wurde am Sonntag ab 8 Uhr zu mehreren Einsätzen wegen des Sturms gerufen. Die Ortsfeuerwehr hatte bis zum Nachmittag einen Einsatz auf der B 98 zwischen Großenhain und Wildenhain sowie einen im Stadtgebiet. Weiterhin hatte die Ortsfeuerwehr Zabeltitz einen Einsatz zwischen Zabeltitz und Görzig. „Bei allen Einsätzen handelte es sich um umgestürzte Bäume“, so Großenhains Feuerwehrchef Maik Häßlich. „Soeben wurde die Ortsfeuerwehr erneut zu einem Einsatz in die Gemeinde Ebersbach alarmiert. Es waren bis jetzt die Ortsfeuerwehren Großenhain, Zabeltitz, Strauch und Skassa im Einsatz.“ In Thiendorf ist zudem eine provisorische Ampel umfallen, die den Verkehr an der Kreuzung B 89/Abfahrt A 13 regelt. „Wir haben die Anlage beiseite geschafft. Ich gehe davon aus, dass sie am Montag wieder aufgestellt wird“, so der Thiendorfer Wehrleiter Jörg Noack.
Beschädigte Stromleitungen und abgedeckte Dächer in Meißen
„Wir sind seit 6.30 Uhr im Einsatz, im gesamten Stadtgebiet, und bislang ist das der 15. Einsatz“, erklärte der Meißner Wehrleiter Frank Fischer am Sonntag gegen 13.30 Uhr auf SZ-Nachfrage. Die Schadensbilder dabei gleichen sich: Umgestürzte Bäume, die in Stromleitungen oder an Fassaden gefallen sind, Straßen und Wege blockieren und teilweise abgedeckte Dächer, wie an leerstehenden Häusern hinter der Bienenwirtschaft. Mit 14 Kameraden war die Meißener Feuerwehr im Dauereinsatz. „Glücklicherweise gab es weder kaputte Autos noch Personenschäden“, so Fischer.
Baumsturz am Hotel, Bauernmarkt in Altkötzschenbroda ab Mittag beendet
Der Vormittag war heftig, sagt Radebeuls Wehrleiter Roland Fährmann. Um 7.21 Uhr sind die ersten Kameraden raus. In Radebeul-Mitte drohten zwei gestürzte Bäume ein Dach einzureißen. Kurz darauf Alarm in Wahnsdorf. Auf der Höhe über der Stadt hatte der Wind beinahe ungehindert Angriffsfläche. Wehrleiter Uwe Forke: „Gegen 7.30 Uhr lag ein Baum in Boxdorf auf einem Auto. Es gab zum Glück keine Verletzten.“ Um 9.35 Uhr sind die acht Kameraden aus Wahnsdorf an den Langenwiesenweg geeilt. Hier hatte ein Baum eine Freileitung getroffen und den Strommast gebrochen. Techniker sollten am Sonntag noch anrücken. Richtig kritisch wurde am Hotel Stadt Radebeul. Hier war eine zwölf Meter hohe Tanne quer über die Straße Richtung Hotel gestürzt. Eine Mauer stoppte den Baum, bevor er die Autos zerstören konnte. In Altkötzschenbroda riss der Sturm an den Buden und Ständen der Bauernmarkt-Händler. Von einem benachbarten Haus waren zudem Dachziegel abgestürzt. Gegen Mittag musste der Bauernmarkt, der eigentlich bis 18 Uhr gehen sollte, schließen.
Fisch- und Waldfest in Moritzburg musste ebenfalls abgebrochen werden
Nach 34 000 Besuchern im vergangenen Jahr schätzen die Veranstalter des Fisch- und Waldfests in Moritzburg die Gästezahl in diesem Jahr auf nur rund 14 000. Der Grund: die Veranstaltung wurde vorzeitig abgebrochen. 18 Tonnen Fisch wurden geerntet. „Das ist von der Masse her nicht gut, aber in Ordnung“, so der Chef der Teichwirtschaft. „An Stückzahl fehlt uns die Hälfte.“ Das sei ein wirtschaftlicher Einschnitt. „Wir müssen schauen, wie sich das kompensieren lässt.“ Zwischenzeitlich fiel in Teilen Moritzburgs der Strom aus. Auch manches Handynetz streikte.
Weinböhlaer Kameraden an der Turnhalle und bei Meißen im Einsatz
Kaum zum Luftholen kamen die Feuerwehrleute in Weinböhla. Sie wurden nicht nur in der eigenen Gemeinde gebraucht, sondern halfen auch in Meißen. Kai Walther leitete die Einsätze: „Gegen 7 Uhr sind wir das erste Mal an die B 6 in Keilbusch kurz vor Diera-Zehren ausgerückt. Dort lag ein großer Baum quer über der Straße.“ Auch in Niederjahna im Käbschütztal halfen die Weinböhlaer. Es ging Schlag auf Schlag. Einen größeren Einsatz gab es an der Turnhalle der Oberschule an der Sachsenstraße. Der Sturm hatte Gegenstände auf das Dach geschleudert. Die Kameraden versuchten diese zu bergen, damit sie nicht zur Gefahr auf der Straße wurden.