Merken

Sturmholz kein Segen für Kronospan

Warum der Lampertswalder Laminathersteller die Holzschwemme nach Sturmtief Friederike eher skeptisch sieht.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Lampertswalde. Auch zwei Wochen nach dem verheerenden Sturmtief Friederike sind die Wälder voll mit umgestürzten und abgeknickten Bäumen. Im Gemeinderat Lampertswalde wurde jetzt darüber spekuliert, ob wegen des Überangebotes an Schadholz nun der Holzpreis in den Keller geht. Das würde doch für den in Lampertswalde ansässigen Laminathersteller Kronospan reichlich preiswertes Holz bedeuten.

„Für uns ist der Sturm absolut kein Vorteil“, sagt dagegen David Brenner, der kaufmännische Geschäftsführer der Kronospan GmbH Lampertswalde. „Wir sind auf ein kontinuierliches Bereitstellen von Holz angewiesen.“ Das notwendige Industrieholz wird normalerweise durch vertraglich gebundene Zulieferer abgesichert. Dass in Sachsen mit einem Mal so viel Holz angefallen ist, wie sonst in einem ganzen Jahr, sei für die Produktion eher ungünstig. Zwar könnte Kronospan momentan durchaus Nachschub an Holz gebrauchen. Der Lagerplatz ist fast leer. „Aber wir können nicht alles reinnehmen, was kommt“, so Brenner. Kronospan achte bei der Auswahl des Rohstoffes Holz auf Qualität und eine gute Mischung aus Nadel- und Laubbäumen. „Der Sturm sucht sich leider nicht die besten Bäume aus“, sagt der 46-Jährige.

Kronospan Lampertswalde bezieht sein Holz größtenteils aus Sachsen und Brandenburg. In mehreren Gesprächen mit Zulieferern hat Brenner erfahren, dass sich die Aufräumarbeiten nach dem Sturmtief Friederike schwierig entwickeln. Die Waldböden sind wegen des milden Wetters aufgeweicht, Zufahrten und Waldwege noch nicht vollständig beräumt, so dass Lkw nicht hinein können, um das Holz rauszuholen. Bis das Sturmholz zur Weiterverarbeitung zur Verfügung steht, würde es noch eine Weile dauern. Außerdem sei noch nicht absehbar, inwieweit der Borkenkäfer in die umgestürzten Bäume einzieht und Schaden macht. Brenner sagt: „Wir können schließlich keinen Abfall annehmen.“

Kurzfristig habe der Sturm keinen Effekt auf den Holzpreis, glaubt der Kronospan-Geschäftsführer. Denn die Nachfrage nach Industrieholz, das der Laminat-Weltmarktführer verwendet, sei trotz des Überangebotes immer noch groß. Deshalb seien die Preise stabil. „Wie der Sturm sich mittelfristig auf den Holzpreis auswirkt, kann man momentan noch nicht sagen“, so Brenner.

Nach derzeitigen Schätzungen sind durch das Sturmtief Friederike 8,2 Millionen Festmeter Schadholz in ganz Deutschland angefallen. Allein in Sachsen sind es nach Angaben vom Staatsbetrieb Sachsenforst rund eine Million Festmeter. Dabei sind noch nicht mal alle Sturmschäden, die der Sturm Herwart Ende Oktober mit 700 000 Festmetern hinterlassen hat, beseitigt. Zusammen haben Friederike und Herwart damit fast genauso viel Schaden in den sächsischen Wäldern angerichtet wie vor elf Jahren der Orkan Kyrill mit einer Rekordmenge von 1,8 Millionen Festmeter Schadholz.

„Wir haben es hier mit einer Katastrophe für die sächsische Wald- und Forstwirtschaft zu tun, deren Bewältigung gemeinsame Anstrengung bedarf“, so Sachsens Staatsminister Thomas Schmidt. „Der Holzeinschlag im Staatswald wird sich im Jahr 2018 auf die Aufarbeitung des Sturmholzes konzentrieren.“ Soll heißen, dass auf zusätzliche, ausgewählte Abholzung verzichtet wird. Der Einschlagsstopp soll den Holzpreis stabil halten.

Das ist eine Maßnahme, die auch vor elf Jahren Wirkung zeigte. Nach Kyrill ging der Holzpreis nicht wie befürchtet in den Keller. Das hatte aber auch weitere Gründe. Weltweit war die Nachfrage nach Holz gestiegen, vor allem in China und Japan. Außerdem hielt der damals wachsende Brennholz-Bedarf in Deutschland – viele Leute stellten ihre Heizung wegen des steigenden Ölpreises auf Holz um – den Holzpreis stabil. Zudem blieb der Schaden durch den Borkenkäfer relativ gering. Der feuchte, kühle Sommer 2007 hatte die Verbreitung des Insektes gebremst.

Doch ein Jahr später ging es dann doch mit dem Holzpreis abwärts. Allerdings wegen eines anderen Sturmes, der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, die durch US-Banken ausgelöst wurde. Plötzlich sank der Holzbedarf in den Vereinigten Staaten. Und das machte sich beim internationalen Holzpreis bemerkbar.