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Frau Frentzen ist dann erst mal weg

Nachdem Manuela Gajewi die Wahl mit knapp 85 Prozent für sich entscheiden konnte, sortiert sich die Gemeinde neu. Und bittet um eine Atempause.

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© Klaus-Dieter-Brühl

Von Catharina Karlshaus

Priestewitz. Der Freudentaumel ist noch nicht verklungen. Auch wenn an diesem Montag ein paar bürokratische Dinge zu erledigen sind, ein wenig Schreibkram hier und ein kontrollierendes Auge da. Am Tag eins nach der Bürgermeisterwahl in Priestewitz sind die Mitarbeiter der Verwaltung sichtlich guter Dinge. Dass ihre Hauptamtsleiterin Manuela Gajewi so eindeutig mit 1 592 Stimmen gewinnen würde, hatten sie zwar in dieser Form nun wirklich nicht vorausgesehen. „Aber wir freuen uns riesig darüber“, ist zu hören und damit eigentlich auch schon alles gesagt. Kein Bedauern über die erdrutschartige Niederlage ihrer bisherigen Chefin Susann Frentzen, die in allen 22 Ortsteilen lediglich 300 Stimmen holen konnte. Ganz im Gegenteil.

Ob die 38-jährige Amtsinhaberin den spektakulären Ausgang vorausgesehen hat? Wie sich die zweifache Mutter jetzt fühlt angesichts dieses vernichtenden Votums nach siebenjähriger Arbeit in und für die Gemeinde? Und wie sie die kommenden Monate bis zum regulären Amtsantritt ihrer Nachfolgerin am 1. Februar 2018 nun gestalten will? Auf Anfrage der Sächsischen Zeitung teilt Susann Frentzen schriftlich mit, keinen Kommentar abgeben zu wollen. Auch in der Gemeindeverwaltung ist sie nicht anzutreffen. Eine Abwesenheitsnotiz ihres dienstlichen Mailaccounts lässt wissen: „Ich bin voraussichtlich bis einschließlich Dienstag, den 21.11.17, nicht erreichbar“ und verweist auf eine Telefonnummer für Notfälle.

Informationen, die Konrad Zscheile zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hat. Sein Telefon sei zwar ununterbrochen an gewesen. Eine Nachricht von Susann Frentzen zwecks Übernahme der notwendigen Amtsgeschäfte habe er bis zum Mittag aber nicht erhalten. Wie der ehrenamtliche stellvertretende Bürgermeister verrät, wollte er eigentlich erst später in die Verwaltung hinüber fahren. Nun scheint er angesichts der nicht im Dienst befindlichen Bürgermeisterin schon früher gefordert zu sein. „Nein, da muss sich wirklich niemand Sorgen machen! Die Angelegenheiten in der Verwaltung werden weiterhin gut laufen! Ich kann mich auf jeden der Mitarbeiter dort verlassen und sie machen ihre Sache sehr gut“, beruhigt Konrad Zscheile.

Auch er macht keinen Hehl daraus, dass das Wahlergebnis ganz nach seinen Wünschen und denen des überwiegenden Teils des Gemeinderates ausgefallen ist. Einig sei man sich gewesen, dass es „zwischenmenschlich so nicht mehr weitergehen konnte“ und habe in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt. Bei der Verwaltungsfachwirtin Manuela Gajewi – immerhin 17 Jahre im Gemeindeamt tätig – sei Priestewitz künftig in den allerbesten Händen. Bis es so weit ist, werde man alles Notwendige tun und hoffen, es kehre jetzt erst einmal etwas Ruhe ein.

Alles andere als Ruhe hatte in den vergangenen zwei Tagen Manuela Gajewi. Nicht zählbar sei die Zahl der Gratulanten unmittelbar nach Verkündung des Wahlergebnisses gewesen. Ganz zu schweigen vom sensationellen Empfang, den die Blatterslebener ihr in der Heimatgemeinde bereitet hätten. „Mit so einem Ergebnis hätte ja auch niemand gerechnet. Da braucht es noch Zeit, um das endgültig zu realisieren“, bekennt Manuela Gajewi und lacht. Zeit, die sie für ihre neue vermittelnde Rolle offenbar nicht braucht. Angesichts der Aufgaben – das Finanzpaket für 2018 muss geschnürt werden – bittet auch sie um Gelassenheit. Es sei wichtig, dass sich jetzt alle Mitarbeiter besinnen könnten und man die kommenden drei Monate bis zur Amtsübergabe gut bewältige. Mit – oder ohne Susann Frentzen. „Ich möchte da jetzt nicht spekulieren und bitte wirklich im Interesse unserer Gemeinde um einen sachlichen Umgang“, betont Manuela Gajewi.