Pirna
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Taiwan trifft sich in Pirna

Der Botschafter des ostasiatischen Landes kam zum Arbeitsbesuch – und erlebte eine Überraschung.

Von Daniel Förster
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Plausch auf dem Pirnaer Markt: Yuan-Guei Ho (l.), Direktor der Wirtschaftsabteilung der taiwanesischen Vertretung in Deutschland, Botschafter Jhy-Wey Shieh, Szuning Chen aus Pirna und ihr Ehemann Michael Hensel (hinten).
Plausch auf dem Pirnaer Markt: Yuan-Guei Ho (l.), Direktor der Wirtschaftsabteilung der taiwanesischen Vertretung in Deutschland, Botschafter Jhy-Wey Shieh, Szuning Chen aus Pirna und ihr Ehemann Michael Hensel (hinten). © Daniel Förster

Ausgerechnet in einer kleinen Stadt wie Pirna lernt sie Landsleute kennen und kann sich mit ihnen in ihrer Muttersprache unterhalten. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt die Taiwanesin Szuning Chen glücklich, als sie gemeinsam mit ihrem deutschen Ehemann nach einem Vortrag aus der Kleinkunstbühne Q24 kommt und mit ihm in Richtung Markt schlendert.

Die 44-Jährige aus Tainan im Südwesten Taiwans lebt seit Dezember 2008 in Deutschland, zunächst in Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), seit sieben Jahren wohnt sie in Pirna. Mit Michael Hensel, der aus Berggießhübel stammt, hat sie eine Familie gegründet, die beiden haben drei Kinder. Kennengelernt haben sie sich allerdings in Taiwan, wo Michael Hensel von 2006 bis 2007 ein Jahr als Montage-Ingenieur gearbeitet hat. Dort gaben sie sich 2007 das Jawort.

Auch wenn Deutschland für Szuning Chen zur zweiten Heimat geworden ist, manchmal sehnt sie sich nach Zuhause. Umso begeisterter war sie, als sie mit Jhy-Wey Shieh und seiner Delegation auf dem Pirnaer Markt ins Gespräch kommen konnte. Jhy-Wey Shieh ist 64 Jahre alt, Professor für Germanistik und Neuere Literaturwissenschaft und repräsentiert in seiner zweiten Amtszeit seit 2016 den ostasiatischen Inselstaat Taiwan in der Bundesrepublik Deutschland. Jetzt weilte er zu einem zweitägigen Arbeitsbesuch in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge. Dabei sprach er bei einem öffentlichen Wirtschafts- und Tourismusforum mit 70 Gästen im Q24.

„Es war sehr amüsant. Der Botschafter war sehr angenehm. Viel nahbarer als erwartet. Ich konnte sogar noch etwas über Taiwan lernen“, sagt der 41-jährige Michael Hensel. Völlig verblüfft und fasziniert war seine Frau Szuning Chen: „Mich hat es überrascht, dass in Pirna jemand eine hochkarätige, langjährige Connection nach Taiwan hat.“ Mit „jemand“ meint sie Klaus Brähmig. Der 61-jährige ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete hatte den Repräsentanten nach Pirna eingeladen. Der Botschafter und Brähmig kennen sich. Jhy-Wey Shieh war nicht zum ersten Mal in der Region. Als Brähmig noch im Deutschen Bundestag saß, war er Ehrengast bei einem seiner Herbstfeste, sponserte damals einen der Hauptpreise für die gemeinnützige Tombola. Auch diesmal soll es nicht der letzte Besuch des Botschafters in der Sächsischen Schweiz gewesen sein. „Ich komme wieder und mache Werbung für das schöne Pirna“, versprach er.

„Viel zu wenige Leute aus Taiwan wissen, dass es in Deutschland auch kleinere Städte und Gegenden gibt, die so schön sind wie Pirna mit seiner Region. Oft zieht es meine Landsleute nur in die Metropolen“, erzählt Szuning Chen, die sich mit dem Botschafter im Smalltalk über die Macken der Deutschen, ihrem eigenen Zuhause und was sie von Taiwan vermisst, angeregt unterhielt. Einen Anstoß, seine Landsleute nach Pirna und in die Sächsische Schweiz zu locken, hat der Botschafter bereits gegeben – mit mehreren Posts seines Besuches in den sozialen Medien. Jhy-Wey Shieh war acht Jahre lang Moderator einer in Taiwan sehr bekannten TV-Talkshow. Nicht wenige folgen ihm und seinen Einträgen auf Facebook etc. „Das war damals eine witzige Zeit. Tagsüber war ich an der Universität, abends habe ich die Talkshow moderiert.“

Der Botschafter kennt sich mit Deutschland aus. Von 1977 bis 1980 studierte er an der Katholischen Fu-Jen-Universität in Neu Taipeh Germanistik und Neuere Literaturwissenschaft, von 1982 bis 1987 promovierte er an der Ruhr-Universität Bochum. Wie Klaus Brähmig informiert, nahm der Botschafter während seines Besuchs insgesamt zwölf Termine hier in der Region wahr, unter anderem besuchte er die Sächsische Wirtschaftsförderungsgesellschaft, um mögliche wirtschaftliche Projekte zwischen Sachsen und Taiwan anzukurbeln. „Es ging um die sächsische Wirtschaft in Taiwan und Taiwanesische Interessen in Sachsen“, erläutert Brähmig.