Talent ist nicht alles! Der Traum vom Fußballprofi

Der König Fußball regiert die Welt. Das wusste bereits 1973 die deutsche Nationalmannschaft um Franz Beckenbauer, ein Jahr vor dem Gewinn des zweiten Weltmeistertitels.
Für viele ist die schönste Nebensache der Welt nicht mehr wegzudenken. Während einige Hobbyfußballer jedes Wochenende die Knochen in den Kreisligen Sachsens hinhalten, sind andere schon einen Schritt weiter und arbeiten ehrgeizig für den großen Traum der Profikarriere.
Einmal Bundesligaluft schnuppern und gegen die ganz Großen spielen. Allerdings ist das Geschäft hart und einige Talente scheitern an den hohen Anforderungen.
Was man als angehender Profi beachten sollte und welche Risiken auf dem Weg nach ganz oben lauern, beschreibt dieser Beitrag.
Der Traum vom Profi
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt professioneller Fußballspieler zu werden muss neben entsprechenden physischen und psychischen Voraussetzungen vor allem überdurchschnittliche Leistungen abrufen können. Der Weg zum Profi ist steinig und schwer und verlangt neben Disziplin und Durchsetzungsvermögen vor allem die Bereitschaft auf vieles zu verzichten.
Zweifelsohne ist hierbei auch Glück in gewisser Form unabdinglich. Denn sogar dann, wenn man tatsächlich die ersten Spiele im Profibereich absolviert hat, kann die Karriere durch Nuancen abrupt beendet werden.
Kevin Pannewitz, Freddy Adu oder Maximilian Beister. Die Liste der gescheiterten Profis ist lange und lässt sich mühelos fortsetzen. All diesen Spielern wurde eine große Karriere prophezeit. Die ganz großen Clubs dieser Welt hatten bereits ihre Fühler ausgestreckt und über den jeweiligen Berater, wie heutzutage üblich, die ersten Kontakte hergestellt.
Heute sind diese Spieler den wenigstens noch ein Begriff und lediglich unterklassig aktiv. Leistungseinbrüche, schwere Verletzungen, egozentrische Berater, immenser Leistungsdruck oder der plötzliche Ruhm - es gibt genügend Gründe für eine gescheiterte Karriere.
Früh übt sich - Die Grundausbildung
Sticht ein junger Spieler qualitativ aus der Masse hervor, was definitiv die Grundvoraussetzung ist, besteht die theoretische Möglichkeit, dass man tatsächlich von einem Talent-Scout angesprochen zu werden.
In Der Regel wird zuerst der Kontakt zu den Eltern und dem derzeitigen Verein gesucht. Es steht nämlich auch die Persönlichkeitsentwicklung des jeweiligen Spielers im Vordergrund, was vor allem für die Eltern von Bedeutung ist. Diese sind bei minderjährigen Spielern in der Regel der finale Entscheidungsträger und somit ebenso vom werbenden Verein zu überzeugen.
Gibt es auch hier keine Einwände, wird man zu einem Probetraining eingeladen und hat die große Chance vorzuspielen. Allerdings erfolgt dies meist in direkter Konkurrenz mit anderen Spielern. Man kann also von einer Art „Casting“ sprechen. Hier gilt es nun zu überzeugen!
Ist dieser schwierige Schritt dann tatsächlich getan und der Spieler in einer solchen Nachwuchsakademie untergebracht, ist das Ziel deutlich näher, der Weg jedoch bei weitem noch nicht beschritten.
Jetzt gilt es den Spagat zwischen schulischer und spielerischer Ausbildung zu meistern. Keiner dieser beiden Punkte darf vernachlässigt werden. In den meisten Fällen sind die Spieler in einem ansässigen Internat untergebracht und müssen einen strukturierten Terminkalender abarbeiten. Acht Stunden Schule kombiniert mit 3 täglichen Trainingseinheiten. Besonders für junge Spieler ist es eine Herausforderung fernab von Familie und Freunden im täglichen Konkurrenzkampf diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden.
Da man sich bestmöglich auf den Alltag als Profi vorbereiten soll, gibt es bereits ab der U8 Bundesligen in denen die jeweiligen Mannschaften durch das ganze Land reisen um Spiele zu beschreiten. Gegebenenfalls werden sie bei entsprechender Leistung in die U-Nationalmannschaften berufen mit denen sie dann sogar international unterwegs sind.
Aber warum das Ganze? Eine gute Ausbildung der Spieler ist Grundvoraussetzung und damit eine der wichtigsten Komponenten im modernen Profifußball. Jeder professionelle Verein, hat ein Team von Scouts im Mitarbeiterstab, die es sich zur Aufgabe machen möglichst vor der Konkurrenz das nächste Talent zu entdecken und im Idealfall zu verpflichten. In Deutschland ist es für kleinere Vereine fast unmöglich ein Riesentalent anzuwerben. Spitzenvereine wie Dortmund, Bayern oder Leipzig haben nicht nur den größeren Namen und den nötigen finanziellen Spielraum, sondern vor allem auch die bessere Ausbildung vor Ort.
Alleine Leipzig ist mit dem Bau des Nachwuchszentrums mühelos in der Lage Top-Vereine wie Paris St. Germain, Juventus Turin oder gar Bayern München auszustechen. 33 Millionen Euro ließ man sich den Bau kosten und kann stolz behaupten bundesweit der Primus im Bereich der Nachwuchsförderung zu sein. Nachvollziehbar also, dass dies einen jungen Spieler anspricht.
Diese Vorgehensweise des frühen Scouting ist aus Sicht der Clubs also äußerst reizvoll, wenn man bedenkt, dass die Spieler im eigenen Verein ausgebildet und Schritt für Schritt in den Profibereich herangeführt werden. Somit entwickelt der Spieler nicht nur eine Bindung zum Verein, sondern nimmt von Beginn an die jeweilige Spielphilosophie und Vereinswerte auf. Vor allem ist es deutlich lukrativer für „den nächsten Messi“ keine absurden Ablösesummen zu zahlen, sondern den Spieler irgendwann einmal für viel Geld zu verkaufen.
Viele Vereine sind sogar abhängig von einer solchen Transferpolitik. Clubs wie der FC Porto finanzieren sich quasi komplett durch dieses Modell. Seit Jahrzehnten werden südamerikanische Top-Talente gescoutet und verpflichtet. Diese erhalten dann in ihrem Vertrag feste Ausstiegsklausen im hohen achtstelligen Bereich. Der zukünftige potenzielle Käufer hat somit gar keine Möglichkeit einer Verhandlung. Entweder er zahlt die festgeschriebene Ablösesumme oder der Transfer kommt nicht zustande.
Falcao, Hulk, Pepe oder Bayern-Neuzugang James Rodriguez sind einige dieser Spieler, um nur ein paar Namen zu nennen.
Eins steht in Zeiten von millionenschweren Ablösesummen für Kinder definitiv fest: Je früher man anfängt, desto höher stehen die Chancen, es in die Profi-Ligen dieser Welt zu schaffen. So ziemlich jeder heutige Profi hat bereits in der frühen Kindheit mit dem Kicken begonnen.
Die richtige Ernährung
Um ein Profi zu werden, sollte man sich möglichst professionell verhalten und auf seine Ernährung achten. Das weiß nicht nur Thomas Tuchel, der seinen Spielern in Zusammenarbeit mit Ernährungswissenschaftlern strikte Vorgaben in der Nahrungszufuhr stellte, was allerdings nicht durchweg positiv bei den Spielern ankam.
Ernährung beeinflusst nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Leistungsfähigkeit. Aus diesem Grund kommt bei den Spitzensportlern nur gesundes und Essen auf den Tisch: Gemüse, Obst, fettarmes Fleisch, Fisch und Vollkornprodukte.
Wer viel Muskelmasse aufbauen will, muss seinen Körper mit einer besonders großen Menge an Proteinen versorgen. Die optimale Menge errechnet sich aus der Körpergröße und dem Gewicht. Daneben braucht der Körper die richtigen Kohlenhydrate und Fette als Energielieferanten, damit er für die Anstrengungen durch das Training mit genügend Reserven ausgestattet ist. Als Profi gilt es Ernährungspläne einzuhalten, um sich optimal auf ein Spiel vorzubereiten und Höchstleistungen zu erbringen.
Besonders wichtig auch: viel trinken. Beim Sport verliert der Körper viel Wasser. Deswegen müssen Sportler im Allgemeinen besonders auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, damit erst gar kein Durst aufkommt.
Dass Alkohol und Zigaretten ebenso ein Tabu sind wie Junk-Food und zuckerhaltige Produkte versteht sich von selbst. Ausnahmen sind hierbei aber natürlich an Cheat-Days erlaubt.
Auf jeder Position gibt es bestimmte Ideale für das Körpergewicht, welche zwingend erfüllt werden müssen. Ein Innenverteidiger beispielsweise sollte über die nötige Physis verfügen Zweikämpfe in der Luft und am Boden durch seinen robusten Körper für sich zu entscheiden. Selbiges gilt vor allem für Torhüter, welche täglich im Fitnessraum für ihren Körper schuften.
WM Siegtorschütze Mario Götze hatte beispielsweise lange mit Gewichtsschwankungen zu kämpfen, welche ihn in seiner Leistung enorm einschränkten. Erst letztes Jahr stellte sich jedoch heraus, dass er an einer Stoffwechselerkrankung leidet. Beispiele für mangelnde Disziplin gibt es allerdings auch: So beispielsweise Gonzalo Higuain der im Sommer 2016 für kolportiert 90 Millionen Euro von Neapel zu Juventus Turin wechselte und nach der Sommerpause mit deutlichem Übergewicht zum Vorbereitungsstart erschein.
Gesundheit
Keine Frage - das kostbarste Gut eines Menschen ist die eigene Gesundheit. Wie viele große Karrieren wurden durch Verletzungen eingeschränkt oder gar beendet?
Verletzungsanfälligkeit bedeutet jedoch nicht immer gleich das Karriereende. Weltklasse-Spieler wie die Bundesliga Stars Arjen Robben, Frank Ribery oder Marco Reus erreichen trotz unzähliger Rückschläge immer wieder Ihr absolutes Spitzenniveau. Zu was solche Spieler jedoch im Stande wären ohne lange Pausen kann man sich lediglich auszumalen.
Für einen jungen Spieler, der den Traum des Profis verfolgt, können schwere Verletzungen zu Beginn jedoch die komplette Karriere beeinflussen.
Regelmäßige Untersuchungen beim Sportmediziner sind daher Pflicht. Nur so lässt sich feststellen, ob der Körper mit den Belastungen zurechtkommt. Im Rahmen dieser Untersuchungen werden auch Schäden und frühzeitige Abnutzungen erkannt. Nicht jeder Körper ist im Stande solch einer hohen Belastung langfristig ausgesetzt zu sein.
Nicht zu unterschätzen hierbei ist auch die psychische Belastung. Viele Spieler kommen mit dem enormen Druck nicht zurecht. Man erinnere sich nur an Sebastian Deisler.
Der Körper hat kaum Zeit, sich vom Sport zu erholen, in Kombination mit Trainingseinheiten, englischen Wochen und medialem Druck geht das auf Kosten der Leistungsfähigkeit und individuellen Gesundheit. Die Folgen: Verletzungen, Überlastungen und Burnout. Psychologen gehören mittlerweile zum festen Bestandteil des Mitarbeiterstabs und sind in jedem Verein vertreten.
Betrug durch Doping
Genügend Fälle aus der Vergangenheit zeigen, dass selbst bei Jugendspielern nicht davor zurückgeschreckt wird, dem Leistungsvermögen nachzuhelfen.
Als Profi will man natürlich immer zu den Besten gehören und so viele Erfolge wie möglich erzielen. So mancher greift dafür auch aktiv zu verbotenen Hilfsmitteln, um die eigene Leistung zu steigern. Doping ist hier das Stichwort. Die Substanzen sind im Laufe der Zeit immer komplexer geworden, denn bereits in der Antike haben die ersten Sportler zu Doping-Mitteln gegriffen. Was mit eher harmlosem Koffein und Alkohol begann, ging später zu Drogen, Anabolika, Amphetaminen, Blut- und Gendoping über.
Diego Armando Maradona, einer der größten Fußballer überhaupt, wurde 1994 dem Dopingmissbrauch überführt. Dass der Fußball auch heute noch ein Problem mit Doping hat, ist ein offenes Geheimnis.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat Richtlinien erstellt, in denen erfasst ist, welche Medikamente und Mittel für Sportler erlaubt sind und welche nicht. Die Liste wird immer wieder aktualisiert. Im Fußball gibt es seit Jahren unangekündigte Dopingklontrollen nach Spielen. Doping-Mittel sind aber nicht nur illegal, sie können auch abhängig machen und sogar lebensgefährlich sein. Sie steigern die sportliche Leistung und bringen den Körper dazu, mehr zu arbeiten als er sollte. Das kann zu einem Zusammenbruch führen und tödlich enden.
Dieses Risiko nehmen erstaunlich viele Sportler in Kauf. Sie setzen damit ihr Leben aufs Spiel, gleichzeitig aber auch ihre gesamte Karriere im Profi-Sport. Wer dopt und bei einer Kontrolle erwischt wird, muss mittlerweile mit bis zu drei Jahren Haft rechnen.

Finanzielle Verantwortung
Es mag banal klingen, aber fast noch mehr als „normale Menschen“ müssen Profis, egal welcher Branche, die für gewöhnlich hohe Gewinne durch Gehalt, Preisgelder und Werbeverträge einfahren, gut mit Geld umgehen können. Denn je mehr Geld man zur Verfügung hat, desto mehr Geld kann man auf einmal ausgeben.
Nicht umsonst gibt es zahlreiche Fälle von prominenten Sportlern, Sängern und Schauspielern, die mit dem vielen Geld nicht umgehen konnten. Sie haben auf einen Schlag oftmals Millionensummen verloren.
Üppige Ausgaben in Immobilien, Autos oder im alltäglichen Lebensstil - das kann schnell den finanziellen Ruin bedeuten. Besonders dann, wenn Ruhm und Erfolg genauso schnell wieder verschwinden wie sie gekommen sind. Im Gegensatz zum Otto-Normalverbraucher beträgt die aktive Karriere als Profifußballer im besten Fall 15-20 Jahre. Es gilt also möglichst viel Geld in diesem Zeitraum zu verdienen.
Bleibt das Geld aus und die Kasse leer, können sich Schuldenberge durch die laufenden Kosten leicht anhäufen - allein der gehobene Lebensstil verschlingt viel Geld. Und von diesem wollen die Profis nicht gerne ablassen, immerhin geht es auch außerhalb des Stadions darum, zu den Besten zu gehören. Die Folge: Pleite und Insolvenz.
Das Management des Profis
Viele behaupten, dass Erfolg und Karriereschritte maßgeblich von einem guten Management abhängen. Berater vertreten Vereine und Spieler und sind unter anderem für Vertragsverhandlungen, Vereinswechsel und jegliche Organisationen abseits des Platzes zuständig. Außerdem verschaffen Sie wichtige Kontakte zu Sponsoren und Werbepartnern. Sie kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit und generieren damit im Idealfall hohe Geldsummen. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, als Profi ein gutes Management an seiner Seite zu haben. Andernfalls kann der Erfolg lange auf sich warten lassen oder ganz auf der Strecke bleiben. Häufig sind es Berater die einem Spieler einen Vereinswechsel nahelegen, um die prozentuale Provision an der Ablöse oder dem Handgeld zu generieren. Es kommt auch nicht selten vor, dass Spieler während Ihrer aktiven Karriere den Berater aus eben solchen Gründen wechseln.
Der wohl einflussreichste und bekannteste Spielerberater unserer Zeit ist Mino Raiola, der nicht nur Spieler wie Paul Pogba, Henrikh Mkhitaryan oder Zlatan Ibrahimovic betreut, sondern auch Trainerpersönlichkeiten wie Jose Mourinho. Dass alle eben genannten Personen innerhalb der letzten beiden Jahren bei Manchester United langfristige Verträge unterschrieben haben, kann wohl kaum als Zufall angesehen werden.

Fazit
Es ist äußerst unwahrscheinlich tatsächlich den Sprung zum Bundesliga-Profi zu schaffen. Zu viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle, viele von Ihnen kann man selbst gar nicht beeinflussen.
Neben der Gesundheit bedarf es vor allem der Disziplin und der Liebe zum Spiel. Des Weiteren muss natürlich eine herausragende fußballerische Qualität vorhanden sein, sowie das nötige Glück, um gesichtet zu werden. Der Konkurrenzdruck ist nicht zu unterschätzen. Notwendige Schritte müssen bereits im Kindesalter erfolgen und jegliche Dinge um einen herum dem großen Ziel untergeordnet werden. Prozentual betrachtet ist die Chance dies alles zu erreichen äußerst gering. Allerdings bleibt die Option hochklassig Fußball zu spielen und sogar Geld damit zu verdienen ohne in der ersten oder zweiten Bundesliga zu spielen. Viele kleine Länder bieten die Möglichkeit in deren höchsten Liga Fuß zu fassen.
Ausnahmen gibt es allerdings immer: Jamie Vardy von Leicester City - Überraschungsmeister der Saison 15/16 - hat im Alter von 24 Jahren noch in der fünften englischen Liga gespielt. Fleiß und Willen ermöglichten ihm den kometenhaften Aufstieg bis hin in die Geschichtsbücher des Fußballes. Träumen darf also erlaubt sein!