Merken

Taliban-Chef für tot erklärt

Mullah Omar, der Chef der afghanischen Taliban, soll seit zwei Jahren tot sein. Dies sagte heute ein afghanischer Regierungsvertreter.

Teilen
Folgen
© dpa

Kabul. Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar ist nach Angaben aus afghanischen Regierungskreisen tot. Er sei vor zwei Jahren in Pakistan an einer Krankheit gestorben, sagte ein Vertreter der afghanischen Regierung am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Er berief sich auf pakistanische Behörden und Taliban-Quellen.

Der Sprecher der radikalislamischen Gruppe, Sabiullah Mudschahid, kündigte eine Stellungnahme an. Die Todesmeldung Omars wollte er zunächst weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher der Regierung in Kabul sagte, die Berichte würden geprüft.

Der nach unterschiedlichen Angaben 1959 oder 1960 geborene Mullah Omar stand von 1996 bis 2001 der radikalislamischen Taliban-Regierung in Afghanistan vor. Er gewährte Al-Kaida-Chef Osama bin Laden Unterschlupf. Nach dem US-geführten Einmarsch in Afghanistan tauchte er Ende 2001 ab und wurde in Pakistan vermutet.

Der Regierungsvertreter aus Kabul, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur zu Omar: „Wir haben die Bestätigung von den pakistanischen Behörden und Taliban-Quellen, dass er vor zwei Jahren an einer Krankheit in Pakistan gestorben ist.“ Dies sei auch Thema einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates im Präsidentenpalast gewesen.

In zwei Tagen soll die zweite Runde der direkten Gesprächen zwischen Vertretern der Regierung in Kabul und Repräsentanten der Taliban stattfinden. Mitte Juli war Omar eine Botschaft zugeschrieben worden, in der er anlässlich des Auftakts der Gespräche Unterstützung für Verhandlungen über ein Ende des Krieges signalisierte.

Ein weiterer Regierungsvertreter sagte, Kabul sei der Tod Omars aus Geheimdienstquellen bestätigt worden. Die Regierung bemühe sich aber um einen definitiven Todesbeweis, bevor sie an die Öffentlichkeit gehe.

Unter Berufung auf einen hochrangigen Taliban-Vertreter berichtete die pakistanische Zeitung „Express Tribune“, Omar sei vor zwei Jahren an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung gestorben. Sein Sohn habe die Leiche des Taliban-Anführers identifiziert. Omar sei auf der afghanischen Seite der Grenze bestattet worden.

Omar hatte in den 1980er Jahren gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan gekämpft. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes im Jahr 1992 brach ein Bürgerkrieg in Afghanistan aus, von 1996 bis 2001 waren die Taliban an der Macht. Nach den Al-Kaida-Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington weigerten sich die Taliban, Bin Laden an die USA auszuliefern. US-geführte Truppen marschierten in Afghanistan ein, die Taliban wurden gestürzt. Omar verschwand im Untergrund. Die USA setzten damals ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Dollar auf ihn aus. Frühere Meldungen über seinen Tod hatten die Taliban wiederholt dementiert. (dpa)