Christine Wolff ist zufrieden: „Das Wetter ist gut, wir bieten eine herrliche Kulisse, haben viel Publikum, und das ist beeindruckt von den Improvisationen.“ Die Touristik-Chefin der Insel Hiddensee zieht bereits Bilanz, obwohl die Palucca-Tanzwoche erst heute Abend am Strand von Kloster endet.
Nicht weit entfernt von der Abschlussperformance auf Hiddensee liegt das Grundstück, auf dem die Tanzikone Gret Palucca 1960 vom Preisgeld ihres Nationalpreises ein Sommerhaus bauen ließ. Das bescheidene, verfallende Refugium sorgte vor einem Jahr für Aufsehen, weil es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen worden war – sehr zum Ärger des Fördervereins der Dresdner Paluccaschule. Er wollte das Haus zum Gedenkort ausbauen. Ende März 2009 ersteigerte die Immobilie jedoch der Meißner Unternehmer Dieter Folkmer für 402000 Euro. Er stellte zunächst in Aussicht, das Grundstück so zu nutzen, dass es auch Vereinsinteressen entspräche. Dann brachen jedoch die Kontakte zwischen dem Verein und dem neuen Besitzer ab. Er baute neu.
Schmierereien an der Fassade
Mittlerweile steht auf dem Grundstück ein neues Haus mit reetgedecktem Dach und zitronengelber Fassade. Derzeit erledigen Handwerker die letzten Arbeiten im Innenausbaus. Wie auf der Insel zu hören ist, soll das Haus ab August vermietet werden. Der Bauherr selbst kann die Neuerwerbung allerdings nicht mehr nutzen. Dieter Folkmer verstarb während der Bauarbeiten nach schwerer Krankheit, hinterließ das Haus seiner Familie.
Eine schwarze Schmiererei erinnert nun auf hässliche Weise an die frühere Eigentümerin: „Wo ist mein Haus? Palucca“ haben Unbekannte bereits vor Wochen an die neue Hauswand gesprüht.
Dabei hat der Palucca-Förderverein gar kein Interesse mehr an dem Areal. „Wir konzentrieren uns auf eine lebendige Erinnerungskultur und sind mit der Tanzwoche auf gutem Wege“, sagt Vereinsvorsitzender Konrad Hirsch. Das Kapitel Paluccahaus sei lange abgeschlossen. Auch Tourismuschefin Wolff bestätigt: „Die Palucca-Woche ist eine feste Größe im Kulturkalender der Insel. Wir haben Gäste, die richten ihren Urlaub danach ein.“
Bereits zum 13.Mal sind derzeit Dresdner Tanzstudenten zum Sommerworkshop auf der Insel. DOrt verbrachte auch Gret Palucca von 1948 bis zu ihrem Tod 1993 die Sommerferien. In diesem Jahr gehen die zehn Studenten gemeinsam mit Musikern, einem Bildhauer und ihrem Publikum der Frage nach, wie Kultur Natur und umgekehrt Natur Kultur verändert? Professor José Biondi und Annette Lopez-Leal leiten die Tanzwoche.
Besuch am Grab der Pädagogin
Den Auftakt bildete am 5. Juli wie gewohnt eine Performance in der Kirche von Kloster. Wie immer seit 1997 besuchten die Tänzer nach ihrer ersten Aufführung das Grab der Palucca, die auf dem Inselfriedhof ihre letzte Ruhestätte fand. Nach dem Ende des Workshops mit Improvisationen am Strand von Kloster reisen die Studenten nun eine Woche auf die Nordseeinsel Sylt, wo sie ebenfalls am Strand tanzen werden. Auch auf Sylt war Palucca oft und gern gewesen. (SZ)