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Tauben, Torten, Tischkarten

Anikó Arzner hat den Deutschen Hochzeitskongress nach Dresden geholt. Die Branche treibt riesige Blüten.

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© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Sag mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wie du heiratest. Anikó Arzner würde dieses Hochzeitseinmaleins charmanter ausdrücken. Aber den Ratschlag gibt sie jedem verliebten Paar, das ihr gegenüber sitzt und sich das perfekte Hochzeitsfest ausmalt: Denkt an den Einrichtungsstil eures Heimes und überlegt, ob nicht genau das auch euer Stil ist zu heiraten.

Als Expertin mit zehnjähriger Erfahrung beim Planen von Hochzeiten hat sie immer wieder erlebt, wie sich Brautleute von all den schönen Schnörkeln begeistern lassen, die die Branche bereit hält. „Die meisten Paare wünschen sich Romantik, doch wer modernes, geradliniges Design liebt, dem wird Landhaus vielleicht nicht wirklich gerecht“, sagt die 35-Jährige. Letztlich entscheiden ihre Kunden. Die wiederum nehmen sich keinen Weddingplaner, weil sie zu viel Geld übrig haben und auch nicht ausschließlich, um Zeit zu sparen. Sondern, weil sie eine Fachfrau an ihrer Seite wollen, die jeden Traum mitträumt, in die Wirklichkeit trägt und manchmal auch Fantasie und Realität vermählt.

In Anikó Arzners Striesener Büro strahlt die Liebe von den Wänden. Fotos erinnern an traumhafte Tage vor wunderschönen Kulissen mit glücklichen Menschen. Das ist ihr Geschäft – und ihre Leidenschaft. Als die Dresdnerin sich für ein Studium der Fachrichtung International Management entschied, hoffte sie auf die spannende Verbindung von leitender Tätigkeit und Welterfahrung. Dass sie Jahre später beides unter solch anderem Stern verwirklichen würde, ahnte sie da noch nicht. Nach dem Studium bekam sie eine gute Anstellung in der Chefetage einer großen Firma. Als sich Anikó jedoch anbot, mit Hochzeiten ihren Lebensunterhalt zu verdienen, war die Verlockung zu groß. So wurde sie 2008 die erste Franchisenehmerin einer wachsenden Agentur und machte sich selbstständig, damals noch in Nordrhein-Westfalen, wohin Job und Liebe sie verschlagen hatten.

Seit fünf Jahren ist sie nun wieder zurück in Dresden. Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, heißt es. Beruflich zumindest lief es für Anikó Arzner in NRW bestens: „In der Region sagte man: Wer hier geheiratet hat, kennt Anikó“, erzählt die Heimkehrerin. Doch die Liebe war mal wieder stärker und geheiratet wird ja auch an der Elbe. So verlegte die Unternehmerin ihr Leben und ihr Geschäft in die alte Heimat. Inzwischen begleitet sie 25 bis 30 Hochzeiten pro Jahr. Die Paare planen mit einem Budget von mindestens 20 000 Euro, haben aber auch schon für 70 000 Euro ihr Ja-Wort gefeiert. Mit einer Angestellten und Honorarkräften hat sich Anikó Alzner also inzwischen gut etabliert.

So gut, dass die drei Initiatorinnen des Deutschen Hochzeitskongresses sie zur Gastgeberin ihres diesjährigen Branchentreffens machten. Der Kongress holt die beteiligten Gewerke und Dienstleister jedes Jahr in eine andere Stadt. „Ich war als Gast von Anfang an dabei“, sagt Anikó: in Köln, München und Hamburg. Als sie erfuhr, dass das Orga-Trio den Hochzeitskongress gern mal ostwärts ziehen lassen würde, warb sie mit aller Begeisterungsfähigkeit für ihre Stadt und sorgte letztlich dafür, dass sich Dresden sogar gegen die Option Berlin behauptete.

So kommt es, dass Anikó Arzner in einer eher hochzeitsraren Zeit reichlich zu tun hat: Mit ihrem Team sucht sie Räumlichkeiten für die Kongressveranstaltungen, gestaltet das Rahmenprogramm mit Führung durch die Semperoper und Bustour zu den schönsten Hochzeitsorten der Region, hält Kontakt zu Teilnehmern und Referenten, bucht Reisen und Unterkünfte. Insgesamt 200 Gäste haben sich für kommendes Wochenende angekündigt. Neben den Vorträgen und Workshops von Koryphäen der Branche haben Hochzeitsplaner, Floristen, Gastronomen, Fotografen, Schmuckdesigner, Brautmodenausstatter, DJs, Stylisten und Trauredner Zeit, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Die Branche treibt immer neue Blüten, eine Fülle, die Kunden auch verunsichert. Zeitschriften, Blogs, Messen kredenzen unzählige Stile, Varianten und Angebote als Standards. Tauben, Torten, Tischkarten. Anikó Arzner sieht das nicht unkritisch. Denn Brautpaare verlieren sich mitunter in diesem überbordenden Bouquet. „Meine Aufgabe ist es, sie zum Wesentlichen zurückzuholen, zu der Frage: Was ist euch an eurem Tag wirklich wichtig?“ Sind es die passenden Schnupftücher zur Krawatte? Die auf den Nagellack abgestimmten Hussen? Sicher spielt Stimmigkeit eine große Rolle. „Meinen Kunden kommt es aber vor allem darauf an, eine individuelle Hochzeit zu feiern, Zeit für die Gäste zu haben und sehr gute Gastronomie zu bieten.“

Ob sie nur zu zweit oder mit 150 Gästen auf einem Schloss, im Hotel, Fabrikgebäude oder Weinberg feiern, ist letztlich nicht entscheidend, weiß die Hochzeitsplanerin. Am Tag danach soll das Paar sagen: Verweilen wir noch, es war so schön!