Von Annette Binninger und Alexander Schneider
Dresden/Berlin. Es waren beeindruckende und beklemmende Bilder zugleich: Mehr als 9 000 Menschen haben am Montagabend nach Polizeiangaben mit einem Sternlauf durch die Dresdner Innenstadt für Toleranz und eine weltoffene Stadt demonstriert – und sich damit erstmals in beeindruckender Geschlossenheit dem islam- und asylkritischen Pegida-Bündnis entgegengestellt.
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Zu dem Sternlauf aufgerufen hatte ein breites Bündnis von Kirchen, Künstlern, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Sie alle wollten dem Bündnis Pegida, das seit Wochen unter anderem gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ mobil macht, erstmals breiten Widerstand leisten. Auch Oberbürgermeisterin Helma Orosz, Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) und Vize-Regierungschef Martin Dulig (SPD) hatten die Dresdner dazu aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Der Vorsitzende des Dresdner Ausländerrates, Sebastian Vogel, sagte: „Wir wollen zeigen, dass diese Stadt anders tickt.“ Der Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, kritisierte, Pegida schicke ein falsches Bild von Dresden in die Welt. „Wir stehen für Toleranz und Internationalität.“
Pegida begnügte sich gestern erstmals nur mit einer Kundgebung. Doch konnten die Veranstalter nach Polizeiangaben dennoch erneut einen deutlichen Zuwachs verzeichnen. Diesmal beteiligten sich demnach um die 10 000 Menschen an dem montäglichen Pegida-Treffen – direkt gegenüber des Rathauses und damit in Rufweite der Gegendemonstranten. Am vergangenen Montag war es ihnen gelungen, mit einer Sitzblockade den Pegida-Marsch am Terrassenufer ganz zu stoppen und das Bündnis damit zum Rückzug zu zwingen.
Trotz der auch gestern Abend angespannten Situation blieb es nach Angaben der Polizei weitgehend friedlich. Nach Augenzeugenberichten wurde allerdings gegen Ende der beiden Veranstaltungen aus dem Pegida-Lager eine Rakete auf die Gegendemonstranten abgefeuert.
Die insgesamt fast 20 000 Demonstranten legten die vorweihnachtliche Dresdner Innenstadt stundenlang lahm. Der öffentliche Nahverkehr kam teilweise zum Erliegen, auch viele Autofahrer mussten sich gedulden. Denn die Petersburger Straße, die auf den Hauptbahnhof zuführt, wurde als Trennlinie zwischen den beiden Demonstrationslagern vom Rathaus bis zum Pirnaischen Platz beidseitig gesperrt und durch Polizei abgeriegelt. Insgesamt waren rund 1 200 Polizisten aus ganz Deutschland in Dresden im Einsatz – das sind mehr als doppelt so viele wie am vergangenen Montag. Damals war die angespannte Situation nach der Sitzblockade am Terrassenufer fast eskaliert.