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"Tausende unvernünftige Menschen"

Am 1. Mai wurde in Berlin nicht nur demonstriert, sondern auch getrunken und gefeiert. Die Polizei griff nur beschränkt ein.

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Vor einem Berliner Späti herrscht am Freitagabend reges Getümmel. Sicherheitsabstand hielt hier kaum jemand ein.
Vor einem Berliner Späti herrscht am Freitagabend reges Getümmel. Sicherheitsabstand hielt hier kaum jemand ein. © dpa

Berlin. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat eingeräumt, dass sich zahlreiche Menschen am Abend und in der Nacht des 1. Mai in Kreuzberg nicht an die Corona-Regeln und das Verbot von Ansammlungen gehalten haben. "Natürlich sind mehrere hundert bis mehrere tausend Menschen auf den Straßen unvernünftig gewesen. Das muss man sagen", stellte Slowik am Samstag im RBB-Inforadio fest. Sie betonte gleichzeitig, die Polizei habe "ab 20 Uhr sehr deutlich gemacht, dass wir konsequent die Eindämmungsverordnung durchgesetzt haben. (...) Ich glaube, das konnten wir deutlich machen."

Allerdings waren in der Oranienstraße und den umliegenden Straßen vom frühen Abend bis in die Nacht trotz des Corona-Verbots von Ansammlungen einige tausend Menschen unterwegs. Zwischen 18.00 und 20.00 Uhr demonstrierten zunächst bis zu tausend vor allem junge Menschen aus der linken Szene.

Demonstranten und Polizisten stehen sich in Kreuzberg gegenüber.
Demonstranten und Polizisten stehen sich in Kreuzberg gegenüber. © dpa

Weitere Tausende Menschen waren aber vor allem Schaulustige, Gaffer und feierfreudige junge Männer und Frauen. Im Lauf des Abends standen die Gruppen immer dichter auf den autofreien Straßen beieinander. Spätis und Bars verkauften ununterbrochen Getränke. Die meisten Menschen hielten Flaschen in den Händen. Junge Mädchen lagen sich in den Armen, Männer zogen in Gruppen durch die Straßen. Von Abstandhalten war nichts mehr zu sehen.

Die Polizei sperrte zwar Kreuzungen ab, um Demonstrationen zu verhindern. Ab und zu forderte sie die Menge über Lautsprecher auf, die Straßen zu verlassen. Das wurde mit aggressiven Beschimpfungen erwidert. Ernsthafte Versuche, die vielen Gruppen aufzulösen und die Menschen zu zerstreuen, unternahm die Polizei kaum. Das wäre ohne den Einsatz von Gewalt auch nicht möglich gewesen.

© dpa

Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach noch am Abend von schlichter und geballter Unvernunft, sich in solchen Größenordnungen mit so geringem Abstand zu versammeln. Auch Slowik gab zu: "Das konnten wir nicht zu jedem Zeitpunkt verhindern."

In den Tagen zuvor hatte Geisel immer wieder betont, zwar seien einige kleine Demonstrationen erlaubt. "Darüber hinaus müssen wir natürlich Ansammlungen auflösen." Dass große Menschenmengen zusammenkommen, "dürfen wir nicht zulassen." (dpa)

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