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Taxi-Preise sollen steigen

Unter den Betreibern im Kreis gibt es geteilte Meinungen. Ein Gutachten zeigt, wo es läuft und wo nicht.

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© Norbert Millauer

Von Peter Anderson und Peter Redlich

Meißen/Radebeul. In Kürze sollen die Kreisräte bestimmen, ob es im Kreis Meißen höhere Taxipreise gibt. Laut einem Vergleich mit anderen Kreisen und etwa der Nachbarstadt Dresden, liegen die Ausgaben für eine Taxifahrt in den Orten zwischen Radebeul und Riesa weit unter dem Durchschnitt. Das soll am 22. März angepasst werden. In der jetzt veröffentlichten Beschlussvorlage verweist die Behörde darauf, dass Kauf, Wartung und Versicherung der Autos teurer geworden seien. Zwei Taxi-Unternehmen haben den Antrag auf neue Tarife bereits vor gut einem Jahr gestellt.

Ein Gutachten trifft deutliche Aussagen. Von einem „ruinösen Wettbewerb“, zum Beispiel in der Stadt Riesa, ist darin die Rede. In Großenhain gefährdeten „niedrige Erlöse die Funktionsfähigkeit des Gewerbes.“ Eine teils extrem hohe Mietwagendichte gebe es in Meißen und Radebeul, was auf einen Bedarf für mehr Konzessionen hinweise.

Wie viele Taxiunternehmer von den Tarifplänen betroffen sind, teilt die Sprecherin des Landratsamtes Kerstin Thöns mit. Im Landkreis Meißen gibt es ihren Angaben zufolge zum Stichtag 1. Februar dieses Jahres 112 Taxi- und Mietwagenunternehmen. Darunter sind 36 reine Mietwagenbetriebe. Also tangiert die Taxitariferhöhung derzeit 76 Unternehmer.

Die geplante Tariferhöhung wurde im September vorigen Jahres 75 Unternehmen zur Abstimmung gegeben. Es gab 54 Rückmeldungen. Eine sehr knappe Mehrheit von 53,7 Prozent entschied sich für den jetzt in der Vorlage formulierten Vorschlag. Demnach soll der Grundpreis kräftig von 2,90 Euro auf 3,70 Euro steigen. Bei den einzelnen Tarifstufen, die sich nach der Zahl der insgesamt gefahrenen Kilometer staffeln, werden 20 bis 30 Cent draufgeschlagen. Für die Wartezeit sind künftig 27 Euro statt bislang 22 Euro für jede Stunde fällig.

Erstaunlich an der Abstimmung unter den Taxi-Betreibern ist, dass sich offensichtlich gar nicht so viele über eine Preiserhöhung freuen. Allein 21 Unternehmen enthielten sich bei der Rückmeldung ans Landratsamt der Stimme. Trotzdem lobt Taxi-Unternehmer Sandy Kretzschmann aus Coswig und Meißen, dass die Firmen gefragt wurden und sich einbringen konnten. Er hält die neuen Tarife für fair und rechnet damit, dass die Kunden sie akzeptieren. Selbst mit den neuen Preisen werde es noch schwer, überhaupt auf einen Mindestlohn zu kommen. „Es handelt sich nun einmal um Gelegenheitsverkehr“, so Kretzschmann.

In Radebeul gibt es drei Betreiber von Taxis – Funk-Taxi Radebeul, Taxi Grimm Radebeul und Taxi Radebeul. Mario Schneuer betreibt Funk-Taxi mit seiner Rufzentrale im Bahnhof Radebeul-Ost. Neun Pkws und zwei Kleinbusse rollen für sein Unternehmen. Schneuer: „Wir haben bisher einigermaßen leben können. Vor allem deshalb, weil unsere Preise etwas niedriger als die Dresdner Preise waren. Ich bin sehr skeptisch, wie darauf die Kunden reagieren werden.“ Das betreffe ja vor allem den älteren, nicht mehr mobilen Bürger, der sich dann noch mehr überlege, ob er den Preis bezahlen will oder nicht, so Schneuer.

Zurückhaltend äußert sich auch Manfred Grimm aus Serkowitz. Er betreibt drei Taxis, ansonsten hauptsächlich Mietwagen. Grimm: „Eine Preiserhöhung ist eine Gratwanderung. Radebeul ist gut mit dem Nahverkehr angebunden. Vielleicht springen dann mehr Kunden ab.“ Für ihn zähle mindestens genauso, ordentliche Fahrzeuge und einen guten Service anzubieten.

Thomas Förster mit Taxi Radebeul hat die Preiserhöhung mit einem weiteren Unternehmen beantragt. Seine Meinung: „Der Mindestlohn ist wieder gestiegen, die Kosten für die Fahrzeuge auch. Wir liegen 15 bis 20 Prozent unter Dresden. Ich bin für die Anpassung.“

Ihr Geld verdienen die Taxi-Unternehmen im Landkreis so wie in anderen Regionen vielfach zuerst mit Krankenfahrten. Diese machen mit 46 Prozent fast die Hälfte aus. Zehn Prozent entfallen auf Schülerverkehr. Behindertentransport, Kurierfahrten und Nahverkehrssammeltaxi machen weitere 15 Prozent aus. Alle diese Transportarten werden über Vereinbarungen abgerechnet, die nicht direkt von der Taxi-Preiserhöhung betroffen sind.

Bleibt mit 26 Prozent etwa ein Viertel der Taxi-Nutzer, das dann, so der Kreistag zustimmt, ab 1. Juni mehr ausgeben müsste. Das ist üblicherweise der private Fahrgast, welcher etwa für eine Abendfahrt von der Kneipe in Kötzschenbroda nach Weinböhla in der Zeit nach 23 Uhr für die zehn Kilometer statt bisher 21,90 Euro dann 25,70 Euro bezahlen müsste.