Dresdner Forscher entwickeln weltweit neuartige Elektronik

Dresden. Sächsische Wissenschaftler haben eine Weltneuheit geschaffen, die neuartige Mikrochips ermöglicht. An der TU Dresden ist erstmals ein sogenannter organischer Bipolartransistor entwickelt und gebaut worden. Das klingt sehr speziell, könnte aber die Anwendungen für organische Mikroelektronik geradezu revolutionieren. Es ist das entscheidende, weil bisher fehlende Bauteil.
Diese Innovation aus Dresden wurde am Mittwoch im führenden Wissenschaftsjournal "Nature" veröffentlicht. Sie macht letztlich organische Chips mit hoher Leistung erstmals möglich. Organische Elektronik kann anders als die Mikroelektronik für Handy, TV und Laptop gedruckt werden. Sie besteht nicht aus starren Siliziumchips, sondern Polymeren, also zum Beispiel Folien, die übereinander geschichtet werden. Auch biegsame Displays wurden bereits entwickelt. Diese Elektronik ist biologisch abbaubar und sogar bioverträglich.
Allerdings kam diese organische Elektronik bisher nicht annähernd an die bisherige Mikroelektronik heran. Es fehlte an Leistung, um sehr viele Daten schnell und mit wenig Energie zu verarbeiten und zu übertragen. Die entscheidende Entwicklung dafür gelang nun erstmals weltweit einer Forschergruppe um Physikprofessor Karl Leo und Hans Kleemann an der TU Dresden.
Die Wissenschaftler haben dieses elektronische Bauelement mit einer neuen Technologie entwickelt. Organische Elektronik wird damit um ein Vielfaches schneller als bisherige organische Transistoren dies ermöglichten. Diese Bauelemente erreichen erstmals Arbeitsfrequenzen im Gigahertz-Bereich, also mehr als eine Milliarde Schaltvorgänge pro Sekunde, erklärt Karl Leo. "Wir haben 20 Jahre über dieses Bauelement nachgedacht, und ich bin begeistert, wie es nun funktioniert."
Es eröffnen sich völlig neue Perspektiven für die organische Elektronik, damit nun auch für anspruchsvolle Aufgaben in der Datenverarbeitung möglich werden. Neuartige Medizintechnik auf und auch im Körper zum Beispiel. Intelligente Pflaster mit Sensoren werden möglich, die Stoffwechsel und Kreislauf der Patienten überwachen und diese Daten selbstständig nach außen senden.
Karl Leo hält nun Firmengründungen für sehr wahrscheinlich, wird aber noch nicht konkreter. Es wäre die zehnte Ausgründung von seinem Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) der TU Dresden. Am bekanntesten ist Novaled mit seinen Displaytechnologien für Handys und TV, inzwischen mehrheitlich zu Samsung gehörend. Leo selbst ist Zukunftspreisträger und hat reihenweise wichtige Auszeichnungen für seine Forschungen und Anwendungen erhalten.