Juliane Richter
Dresden. Die biologische Uhr tickt – bei den drei Elefantendamen des Zoos zuletzt immer lauter. Vor allem bei Mogli und Sawu, die mit ihren 24 und 23 Jahren noch nie Nachwuchs ausgetragen haben. Umso erfreulicher ist es für den Zoo, dass nun schneller als gedacht ein Elefantenbulle nach Dresden kommt. Tembo aus dem Tierpark Berlin ist der Auserwählte, der schon an diesem Dienstag anreisen soll.
Mit seinen 33 Jahren ist er im besten Alter für die Zucht und hat in Berlin schon sieben Jungtiere gezeugt. Dass er nun nach Dresden kommt, ist dennoch eine kleine Überraschung. Denn in den vergangenen Jahren war stets von Bulle Abu aus dem Zoo Halle/Saale die Rede. Der soll jedoch zunächst in Erfurt für Nachwuchs sorgen. Und der Dresdner zoologische Leiter Wolfgang Ludwig weiß, dass so ein Zuchtversuch eine langwierige Sache sein kann. „Die Kühe haben nur alle drei Monate ihren Zyklus. Es muss auch nicht gleich beim ersten Mal klappen. Es können also Monate oder gar Jahre vergehen“, sagt er. Somit wäre nicht klar gewesen, wie schnell der eigentlich vorgesehene Bulle tatsächlich hätte nach Dresden kommen können. Noch dazu gestresst von den Vormonaten.
Die Entscheidung gegen Abu und für Tembo hat der europäische Zuchtbuchführer getroffen. Dieser war im Mai bei einer Tagung im Dresdner Zoo und konnte sich nicht nur vom frisch sanierten Afrikahaus, in dem die Elefanten leben, überzeugen. Sondern auch die Dringlichkeit des Handelns wurde noch einmal besprochen.
Elefantöses im Dresdner Zoo
Deshalb also Tembo. Der nun ausgewählte Bulle lebt seit 31 Jahren im Tierpark Berlin und gilt laut einer Sprecherin als ruhiger Zeitgenosse, der sich mit seinen zuletzt drei Kühen sehr gut verstanden hat. Er sei „sehr sozialkompatibel und eigentlich ein friedlicher Charakter.“ Das denkt auch der zoologische Leiter Ludwig, der mit einigen Kollegen zuletzt mehrmals in Berlin war, um das Tier zu sehen und die Reise nach Dresden vorzubereiten. Den engsten Kontakt zum neuen Elefantenbullen hat in diesen Tagen Ronny Moche. Der Leiter des Dresdner Elefantenreviers ist schon am Sonntag nach Berlin gereist.
Er wird dabei sein, wenn Tembo an diesem Dienstag in den frühen Morgenstunden ein leichtes Beruhigungsmittel erhält. Damit fällt er nicht in Narkose, sondern erlebt die Fahrt in seiner großen Transportbox vermutlich etwas entspannter. Nach Auskunft des Tierparks wurde Tembo in den vergangenen Wochen mit einem Training darauf vorbereitet, in die Box zu gehen. Diese wird dann mittels eines Krans auf einen Spezialtransporter verladen und dann ganz normal über die Autobahn nach Dresden gebracht. Irgendwann in der Mittagszeit rechnen die Dresdner mit der Ankunft. Neben Revierleiter Moche ist ein weiterer Dresdner Tierpfleger dabei. Außerdem werden zwei Berliner Kollegen den Transport begleiten und für die ersten Tage der Eingewöhnung in Dresden bleiben.
Die Besucher müssen noch einige Zeit warten, bevor sie den Elefantenbullen erstmals sehen können. Zunächst wird der Container mit einem Kran in das Außengehege gehoben. Allerdings an eine Stelle, die für die Besucher nicht einsehbar ist. Von dort soll der Bulle direkt in seinen abgeschirmten Innenbereich laufen und sich zunächst an die neuen Räume, die Gerüche und Geräusche gewöhnen. Schrittweise wird er dann die drei Kühe kennenlernen. Erst nur durch Gitter getrennt, später dann in einem Gehege. Vorgesehen ist, dass er mit allen drei Kühen ein Jungtier zeugt. Ob das klappt, kann niemand garantieren. „Es kann auch sein, dass Antipathien herrschen und deshalb eine Kuh ausscheidet“, sagt Wolfgang Ludwig.
Wenn es klappt, müssen sich die Dresdner noch einmal fast zwei Jahre gedulden. Denn rund 22 Monate dauert die Tragzeit der afrikanischen Elefanten. Dauerhaft wird Tembo nicht in Dresden bleiben – das gibt das sanierte Afrikahaus platztechnisch nicht her. Es ist für die temporäre Unterbringung eines Bullen und für die Haltung von mehreren Elefantenkühen mit Kälbern umgebaut worden.
Nachwuchs wollen die Dresdner Pfleger ihren drei Damen unbedingt ermöglichen. Einfach, weil es zum Leben eben dazugehört. Dass dafür eigens ein Bulle anreist und keine Samenspende genutzt wird, hat auch seine Gründe. Ein solches Verfahren sei laut Ludwig nicht nur zeit- und personalaufwendig, sondern auch weniger erfolgversprechend als eine ganz natürliche Befruchtung.