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Tempo 30 für mehr Sicherheit

Die Gemeinde möchte langsamere Fahrzeuge vor Kita Wiesenblume und Grundschule. Wegen der 600 Kinder.

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© Matthias Schumann

Von Ines Scholze-Luft

Weinböhla. Jeden Wochentag das gleiche Bild. Schlechte Karten hat, wer kurz vor 8 Uhr eilig unterwegs ist auf der Köhlerstraße vor der Grundschule Weinböhla oder an der nicht weit entfernten Kita Wiesenblume auf der Dresdner Straße.

Wie sich die Bilder gleichen. Auch vor der Weinböhlaer Kita Wiesenblume auf der Dresdner Straße herrscht zur Bringezeit Hochbetrieb.
Wie sich die Bilder gleichen. Auch vor der Weinböhlaer Kita Wiesenblume auf der Dresdner Straße herrscht zur Bringezeit Hochbetrieb. © Matthias Schumann

Gefühlt Hunderte große und kleine Menschen auf und an der Straße, die Fußgängerampel dauernd auf Rot. Da brauchen Autofahrer Geduld. Und möglichst ein kleines Zeitpolster, was selbst nach Unterrichtsbeginn und Kita-Start nicht schaden kann. Denn vor den Einrichtungen ist immer Betrieb, zumindest während der Öffnungszeiten. Schließlich lernen an der Grundschule 450 Mädchen und Jungen, fast ebenso viele besuchen den Hort. Die Schule – gelegen an der Kreisstraße K 8016, für die der Landkreis zuständig ist – soll noch wachsen, wird komplett fünfzügig ausgebaut. In den Kindergarten auf der Dresdner Straße gehen über 150 Kinder.

Zwar haben Schule und Kita bereits eine Fußgängerampel vor der Tür. Dazu eine Tempo-Anzeigetafel. Doch das reicht nicht, sind sich Gemeinde, Eltern, Lehrer und Erzieher einig. Und nachdem die unlängst novellierte Straßenverkehrsordnung eine Beschränkung auf 30 km/h vor sozialen Einrichtungen auch auf wichtigen Strecken von Kreis- bis Bundesstraße zulässt, hat die Gemeinde im März einen entsprechenden Antrag beim Landkreis gestellt.

Im August hieß es dort auf Nachfrage der SZ, der Antrag sei zurückgestellt, die Entscheidung trotz der Neuerungen in der StVO sehr schwierig, weil es an den genannten Einrichtungen unter anderem bereits Ampeln und entsprechende Verkehrszeichen gibt. Eine abschließende Entscheidung werde bei einer Dienstbesprechung mit der höheren Behörde im Oktober erfolgen. Ein endgültiges Ergebnis liegt der Gemeinde noch nicht vor. Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) hofft, dass es im Sinne der Kinder ausfällt. Ihre Sicherheit ist auch sein wichtigstes Ziel und ihre hohe Zahl ein weiterer Grund für das Bemühen der Gemeinde.

Er sieht sich da konform mit Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Der sagt: „Kinder brauchen einen besonderen Schutz – das gilt auch im Straßenverkehr. Insbesondere vor Grundschulen und Kindergärten ist besondere Vorsicht geboten. Wir haben den Rechtsrahmen geschaffen, damit die Straßenverkehrsbehörden ohne größere bürokratische Hürden Tempo 30 vor Schulen und Kindergärten auch an Hauptverkehrsstraßen streckenbezogen anordnen können. Im Interesse der Sicherheit der Kinder.“

Die Köhlerstraße als Verbindung vom Elbtal über Moritzburg ins Hochland sei schon jetzt keine schnelle Trasse, mit Ampeln an Kreuzung und Schule, mit Straßenbahn und abbiegender Hauptstraße an der Laubenhöhe. Dazu das hohe Verkehrsaufkommen. Da werde durch die 30 km/h keine Geschwindigkeit geopfert, sagt der Bürgermeister. Außerdem soll die Beschränkung nur auf jeweils 300 Metern und zu den Öffnungszeiten gelten, auch bei der Kita Wiesenblume an der Dresdner Straße.

Für diese Kita der Volkssolidarität bekräftigt Beate Zierold den Wunsch auf eine Geschwindigkeitsreduzierung. Die Ampel allein reiche nicht. Auch die Eltern machen sich für die 30 km/h stark, sagt die stellvertretende Leiterin. Schon deshalb, weil manche Autos trotz roter Ampel fahren. Zwar habe die Tempotafel vorm Haus schon einiges bewirkt, nur steht sie nicht dauerhaft vor der Wiesenblume.

Auch Michaela Gruner, Elternratsvorsitzende der Grundschule Weinböhla, hat – wenn auch als Ausnahme – erlebt, das Kraftfahrer auf der Köhlerstraße trotz Ampelrot weitergefahren sind. Um so wichtiger, dass die Kinder bei Grün nicht einfach losgehen, sondern genau auf alle Fahrzeuge achten, ob diese tatsächlich anhalten. Michaela Gruner zufolge ist für die Kleinen selbst das Überqueren der Straße an einer Fußgängerampel eine Mammutaufgabe. Fällt es ihnen doch noch schwer, Entfernungen und Geschwindigkeiten einzuschätzen. Aus Sicht der Elternratschefin ermöglicht geringeres Tempo vorausschauenderes Fahren, bessere Reaktionszeit, verminderten Bremsweg. Mit einer entsprechenden Bitte hat sich der Elternrat deshalb im April an die Gemeinde gewandt.

Gerlinde Große, stellvertretende Leiterin des Horts, der sich im Schulgebäude befindet, ist ebenfalls überzeugt, dass Tempo 30 besser für die Kinder ist. Sie würden manchmal losstürzen – und wenn dann die Autos so schnell die Köhlerstraße herunter kommen, könne das trotz der Ampel sehr gefährlich werden.

Im Landratsamt wird noch an dem Thema gearbeitet. Aus dem Kreisverkehrsamt heißt es, dass nach der Dienstbesprechung mit der höheren Straßenverkehrsbehörde Ende Oktober vom Kreisverkehrsamt ein Entscheidungsvorschlag zum Antrag der Gemeinde Weinböhla erarbeitet wurde. Vor der Umsetzung sei dieser jedoch entsprechend der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung mit Polizei und zuständigem Straßenbaulastträger im Rahmen eines Anhörungsverfahrens abzustimmen. „Dieses Verfahren läuft derzeit noch. Wir sind jedoch zuversichtlich, noch in diesem Jahr die endgültige Entscheidung treffen und gegebenenfalls umsetzen zu können.“