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Teure Fischtreppe ist ein Flop

45 000 Euro müssen erneut in die gerade instandgesetzte Anlage an der Kalkreuther Paulsmühle investiert werden.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Kalkreuth. Ist das ein Fall fürs Schwarzbuch der Steuerverschwendung? Bereits eine Viertelmillion Euro kostete die Neugestaltung einer Stützwand samt Rampe und der seitlichen Fischtreppe an der Kalkreuther Paulsmühle. Die Hochwassermaßnahme, die noch auf Flutschäden von 2013 zurückgeht, wurde im Frühjahr und Sommer von der Bauunternehmung Hartmann aus Rechenberg-Bienenmühle umgesetzt. Doch nun musste der Gemeinderat für die Kommune als Auftraggeber einen Nachtrag von weiteren 45 000 Euro beschließen, also nochmal rund 20 Prozent mehr. Dieser Betrag wird wieder vollständig aus Fördermitteln, sprich aus Steuergeldern, finanziert. Der Gemeinderat hat den Zuschlag dennoch einstimmig abgenickt.

Doch jeder fragt sich jetzt: Konnte man diese Erhöhung nicht verhindern? Waren hier die Planungen falsch? Fakt ist: Die Fließgeschwindigkeit der Röder über die Fischtreppe ist zu hoch. „Zumindest für die schwimmschwachen Arten. Für Forellen ist sie ausreichend“, so Bürgermeisterin Margot Fehrmann. Forellen hätte sie schon auf der Fischtreppe gesehen. Insofern ist aus ihrer Sicht die Funktionalität eingeschränkt. Deshalb sollen jetzt Ende Oktober weitere Arbeiten erfolgen, damit das Wasser langsamer fließt. Ein Schwimmbalken soll dafür quer zur Strömung ins Wasser gebracht werden. Außerdem werden drei Auffangbecken konstruiert, die das Wasser ebenfalls abbremsen sollen.

Fische kommen nicht mehr hoch

Der Laie wird darüber lachen, dass die Fischlein jetzt nicht ihre Treppe hinaufsteigen können. Für die Fachleute aber sei dieses Manko nicht abzusehen gewesen, heißt es. „Man konnte die Parameter der Wasserhaltung erst am Ende messen, als alles richtig eingebaut war“, so Planer Schröter vom zuständigen Büro IKD Dresden. Es hätten sich Bedingungen ergeben, die während des Baus nicht abzusehen waren. Tatsächlich gab es in der Bauzeit einen starken Gewitterguss, also ein kleines Hochwasser. In der Flusssohle wurde dabei einiges ausgespült. Die Große Röder musste zudem während des Baus in ein Umgehungsgerinne umgeleitet werden, so Schröter, um das Flussbett trockenzulegen. Bei drei Messungen der erforderlichen Parameter während der Arbeiten sei alles in Ordnung gewesen. „Nur das letzte Protokoll ergab zu hohe Werte“, sagt der Planer. Das bestätigt der Fischerei-Sachverständige des Vorhabens, Dr. Stefan Sieg. In seiner letzten Messung hatte sich herausgestellt, dass die Strömung optimiert werden muss und der metallene Treibgutabweiser die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt. Die Fischtreppe ist deshalb bislang fachlich nicht abgenommen. Sachverständiger Sieg empfahl, die Anlage zu verbessern, und zwar mit den Mitteln, die nun Ende des Monats umgesetzt werden sollen. „Es gab natürlich Probeläufe, aber durch die baubedingte Umleitung der Röder konnte die Funktionsfähigkeit erst festgestellt werden, als die Fischgleite fertig saniert war“, so der Sachverständige. Deshalb wäre die Ergänzung jetzt sinnvoll und notwendig. Eine Schuld, sagt Stefan Sieg, könne man weder dem Baubetrieb noch dem Planungsbüro IKD geben.

Bauleiter ahnte Probleme

Mit anderen Worten: Die Natur hat der Kostenberechnung ein Bein gestellt. Der Steuerzahler muss dafür aufkommen. Das Ganze wäre eine Folge der Technologie des Trockenbaus, der nicht anders möglich war. Etwa wie bei einer Operation, bei der sich auch nicht alle Eventualitäten absehen lassen, so die Fachleute. Bauleiter Thomas Funke muss aber schon etwas geahnt haben. Er hatte die Trockenlegung des Bachbettes damals als Problem angesehen, und dass für die neue Rampe mit dem Fischpass wenigstens „ein bisschen Wasser zum Probieren gebraucht wird“. Nur, dass das Probieren jetzt richtig teuer wird.