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Teures Seepferdchen

Das Krokofit hat den Preis für Kinderschwimmkurse um 50 Prozent erhöht. Der Bäderchef verteidigt das.

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© Claudia Hübschmann

Von Nina Schirmer

Radebeul. Ich weiß von Eltern, denen das wirklich weh tut, erzählt der junge Vater am Telefon. Er hat sich bei der SZ gemeldet, um sich über eine Preiserhöhung im Krokofit zu beschweren. Denn in der Radebeuler Schwimmhalle sind die Kosten für Kinderschwimmkurse jetzt deutlich gestiegen.

Sein Kind geht mit der Kita regelmäßig zum Schwimmunterricht, sagt der Mann. Im letzten Jahr habe er für 20 Kursstunden noch 80 Euro zahlen müssen. Jetzt sind es für dieselbe Stundenanzahl 120 Euro. Ein Preisanstieg von 50 Prozent. „Das ist nicht nachvollziehbar“, findet der Radebeuler. Er selbst könne und wolle sich die Kurse für sein Kind zwar trotzdem weiterhin leisten. Jede Familie könne das aber sicherlich nicht so leicht. Radebeuls Bäderchef Titus Reime bestätigt auf Nachfrage die Kostenerhöhung. Fügt aber gleich hinzu, dass der neue Preis absolut gerechtfertigt sei, wenn man sich ansehe, was andere Schwimmkurse im Umfeld kosten. Bisher seien die Preise im Krokofit deutlich niedriger gewesen als in anderen Schwimmhallen. „Wir haben einen Vergleich gemacht und festgestellt, dass wir weit darunter liegen“, so Reime. Denn vor der jetzigen Erhöhung seien die Preise zehn Jahre lang gleich geblieben.

Ein Blick auf die Preislisten anderer Bäder zeigt: Im Krokofit sind die Schwimmkurse tatsächlich nicht teurer. Die neue Kursgebühr von 120 Euro beinhaltet 20 Übungseinheiten á eine Stunde. Bei der privaten Kinderschwimmschule Seepferdchen Service im Radisson Hotel werden für 15 Schwimmstunden á 45 Minuten 189 Euro verlangt. Schwimmkurse in den Dresdner Schwimmhallen oder im Wellenspiel Meißen kosten annähernd gleich viel, wie im Krokofit.

Trotzdem kommt der plötzliche und große Preisanstieg im Krokofit bei vielen Radebeulern nicht gut an. Titus Reime argumentiert mit Zahlen dagegen. 880 000 Euro koste die Schwimmhalle im Jahr. Ein Betrag der bei Weitem nicht über Eintritts- und Kursgelder wieder rein komme. Jedes Jahr gebe es ein Minus von rund 400 000 Euro. „Das muss der Steuerzahler ausgleichen“, sagt der Bäderchef. Er sieht es deshalb als seinen Auftrag an, einen am Markt üblichen Preis zu verlangen.

Für das Krokofit müsse die Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH (sbf) ebenso wie für alle anderen Sportstätten einen Verlustausgleich zahlen. Auch für die Nutzung von Sporthallen und Stadien müssten Vereine viel weniger zahlen, als die Unterhaltung tatsächlich kostet. „Vereine bezahlen ungefähr sieben Prozent der Kosten“, so Reime. In der Schwimmhalle gebe es seit Kurzem jetzt auch eine Spielecke für Kinder, betont der Bäderverantwortliche. „Wir versuchen mit den Mitteln, die wir haben, viel zu machen“, sagt er. „Aber es muss auch alles finanziert werden.“

Manche Eltern fordern nach der Preiserhöhung jetzt eine größere finanzielle Unterstützung vonseiten der Stadt für Kinderschwimmkurse. Erst recht vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, in den letzten Jahren gestiegen ist. Nach Zahlen des Kultusministeriums galten in Sachsen im Schuljahr 2016/17 etwa 13,5 Prozent der Grund- und Förderschüler als Nichtschwimmer. Das waren über 300 Kinder mehr als im Schuljahr davor.

Prinzipiell fände er extra Geld für Schwimmkurse auch super, sagt Reime. Ihm sei aber bewusst, dass das Geld dann an anderer Stelle, etwa bei der Sanierung von Kitas und Schulen fehlen würde. Radebeuls Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) stellt sich hinter den Bäderchef. Er müsse die Schwimmkurse zu den üblichen Marktpreisen anbieten. Eine Subventionierung speziell für Schwimmunterricht, die nicht im Rahmen vom Schulunterricht besucht wird, sei keine Pflichtaufgabe der Kommune und eher ungewöhnlich, sagt Lehmann. Er findet es besser, den Preis lieber einmal anzupassen, als immer wieder eine sukzessive Steigerung zu haben. In den nächsten Jahren könnten die Kosten damit jetzt relativ konstant bleiben.