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Thiendorf lehnt Kiestagebau ab

Die Gemeinde will keine riesige Grube in Sichtweite ihres neuen Ortsteils Würschnitz.

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Von Manfred Müller

Würschnitz. Es soll ein gewaltiges Loch werden, das das Kieswerk Ottendorf-Okrilla (KBO) südwestlich des Dörfchens Würschnitz plant. Ein Tagebau mit einer Ausdehnung von 107 Hektar. Insgesamt 17 Millionen Tonnen Kiessande will die Firma hier in den nächsten Jahrzehnten herausbaggern - bis in eine Tiefe von siebeneinhalb Metern. Dazu müssten große Waldflächen abgeholzt werden, und die Grube käme etwa 600 Meter an die Wohnbebauung heran. Die Gemeinde Thiendorf, zu der Würschnitz seit Jahresbeginn gehört, hat das Vorhaben am Mittwochabend abgelehnt. In ihrer Stellungnahme zu einem entsprechenden Raumordnungsverfahren führte sie eine Vielzahl von Gründen an, die gegen den Kiesabbau sprechen.

Kiesberge lagerten schon vor Jahren auf dem Gelände des Tagebaus des Kieswerks Ottendorf-Okrilla. Nun soll eine neue Abbaufläche erschlossen werden.
Kiesberge lagerten schon vor Jahren auf dem Gelände des Tagebaus des Kieswerks Ottendorf-Okrilla. Nun soll eine neue Abbaufläche erschlossen werden. © Rainer Kärbsch

Die Kommune weist vor allem auf die zu erwartenden Belastungen durch den Abbaulärm, durch Staubentwicklung und durch den Lkw-Verkehr beim Abtransport hin. Bei Letzterem kritisiert sie, dass die KBO keinerlei Angaben über die zu erwartende Anzahl der Transporte gemacht hat. In Würschnitz ist gerade die Ortsdurchfahrt saniert worden, und beim Kiestransport in Richtung Norden - so die Befürchtung - würden die voll beladenen Brummis den Straßenkörper wieder kaputt fahren. Auch die steigende Unfallgefahr ist für die Anwohner ein Thema. Die Gemeinde Thiendorf weist außerdem auf die völlig unzureichende Betrachtung der Grundwasserverhältnisse hin. Welche Auswirkungen würde der Kiesabbau beispielsweise auf die Wasserführung von Heidewiesenbach und Springbach haben, welche auf die Würschnitzer und Kleinnaundorfer Teiche? Letztere dienen der Feuerwehr als Löschteiche und werden von der Fischwirtschaft genutzt.

Initiative gegründet

„Wir bekämen eins der größten Kiesabbaugebiete in ganz Deutschland vor die Haustür“, warnt Gemeinderätin Isolde Rienecker. „Die Folgen für Natur und Umwelt wären unabsehbar.“ Tatsächlich ist Würschnitz-West nur ein Teilgebiet im Gesamtkonzept der KBO. Das Unternehmen hat Abbau-Anträge für nahezu das gesamte Dreieck Ottendorf-Großdittmannsdorf-Würschnitz am Laufen. Die anderen Flächen sollen zwar - sofern Würschnitz-West genehmigt wird - erst einmal nicht aufgebaggert werden, aber die Option bleibt.

Um das Schlimmste zu verhindern, haben die Einwohner von Würschnitz eine Bürgerinitiative gegründet. Der BI liegen speziell der Naturschutz und die Naherholungsfunktion der Laußnitzner und Rödernschen Heide am Herzen. „Wir haben hier 150 Quadratkilometer zusammenhängende Waldfläche, darunter Naturschutzgebiete und Vogelschutzgebiete“, erklärt Isolde Rienecker. „Wollen wir wirklich zulassen, dass das kaputt gemacht wird?“ Die Würschnitzerin verweist auf die Bemühungen, den Reit- und Radtourismus in der Region etablieren. Niemand sei auf Naherholung am Rande eines Tagebaus erpicht. „Kann schon sein, dass man sich in Laußnitz wegen der zu erwartenden Steuereinnahmen die Hände reibt“, so Rienecker. „Wir dagegen bekämen nur die Belastungen.“

Erhebliche Bedenken

Auch naturschutzrechtlich gibt es erhebliche Bedenken gegen Abbaupläne der KBO. Die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren seien sichtlich auf Konfliktvermeidung ausgelegt, kritisieren Natur- und Umweltverbände. „Bei den Auswirkungen auf die Natur wird ausschließlich Würschitz-West betrachtet und nicht die Abbaufelder in unmittelbarer Nähe“, sagt Joachim Schruth von der Nabu-Landesgeschäftsstelle. „Außerdem fehlt ein hydrogeologischer Nachweis, dass die umliegenden Feuchtgebiete, Moore und Quellen nicht geschädigt werden.“ Schruth verweist auf das Schutzgebiets-Netz „Natura 2000“, zu dem Teile des potenziellen Abbaugebietes gehören. Entscheidend für die Erhaltung dieser speziellen Naturräume sei die Qualität des Grundwassers. Die aber könne bei einer späteren Verfüllung der Kiesgruben nicht mehr gewährleistet werden.

Negative Stellungnahmen von Gemeinden, Bürgerinitiativen und Umweltverbänden allein können Abbauvorhaben wie Würschnitz-West nicht verhindern. Deshalb forderte Jörg Noack (Regionalbauernverband) seine Ratskollegen am Mittwoch auf, den Abbauplänen konsequent entgegenzutreten. Die Gemeinde müsse notfalls auch Rechtsmittel einlegen, um den Kiestagebau zu verhindern.