Diese Tierschützer verdienen Ihre Spende

Weihnachtszeit ist Spendenzeit: Kurz vorm Jahresende geben die Deutschen viel Geld für wohltätige Zwecke aus. Laut Statista sind vergangenes Jahr auf diese Weise rund 5,4 Milliarden Euro zusammengekommen. Eines der häufigsten Anliegen ist, Tieren in Not zu helfen. Doch längst nicht jeder überwiesene Spenden-Euro ist gut angelegt. Das zeigt eine Überprüfung der Stiftung Warentest. Deren Experten hatten 38 Organisationen befragt, aber nur von 23 eine Antwort bekommen.
Von diesen 23 wiederum habe man 16 eine wirtschaftliche Arbeitsweise bescheinigen können, sagt Kerstin Backofen vom Magazin Finanztest. „Das heißt, von einem gespendeten Euro dürfen maximal 30 Cent in notwendige Ausgaben wie Mitarbeitergehälter in der Verwaltung, Werbung und Marketing fließen.“ Diese sogenannte Verwaltungs- und Werbekostenquote werde vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) als maximal vertretbar angesehen, sie sei auch Messlatte für die eigene Untersuchung gewesen.
Den niedrigsten Werbungs- und Verwaltungskostenanteil hat demnach der Verein Tierärzte ohne Grenzen – hier lag die Quote bei drei Prozent. Im anderen Extrem kamen der Allgemeine Tierhilfsdienst und der IAFW Tierschutzfonds auf Quoten von jeweils 53 Prozent. Auch bekannte Akteure wie die Vier-Pfoten-Stiftung rissen die 30-Prozent-Marke. Aus Sicht der Stiftung Warentest hapert es regelmäßig auch an transparenter Aufklärung darüber, was mit den eingenommenen Spenden passiert oder welche Projekte im Detail unterstützt werden. Selbst von den effizient arbeitenden Vereinen und Stiftungen seien nur drei so offen, wie man sich das wünsche, resümieren die Finanztester. Dieses Lob gilt dem Bund gegen Missbrauch der Tiere, den Tierärzten ohne Grenzen und dem Deutschen Tierschutzbund. Letzterem sind in Sachsen 34 regionale Tierschutzvereine zugeordnet. Der Landesverband vertritt laut eigenen Angaben rund 3.000 Mitglieder.
Konkrete Empfehlungen für Tierschützer, die eine Spende verdient hätten, gebe man nicht ab, so Kerstin Backofen. „Es kommt ja auch darauf an, ob jemand fürs regionale Tierheim, die Erhaltung der Orang-Utans oder die Abschaffung von Tierversuchen spenden will.“ Nicht getestete Organisationen sollten mit einer von Finanztest erarbeiteten Sieben-Punkte-Checkliste beurteilt werden, rät sie.
Wirbt beispielsweise ein Verein mit einem Siegel, Zertifikat oder Label, ist das positiv. Als am aussagekräftigsten gilt das DZI-Spendensiegel. Pluspunkte bringt aber auch, wenn jemand die Selbstverpflichtungserklärung des Deutschen Spendenrats unterzeichnet oder sich der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen hat.
Der bislang letzte Seriositäts-Check von Tierschützern durch Finanztest liegt mittlerweile acht Jahre zurück. Allerdings wurden damals, im November 2013, parallel auch Umwelt-, Arten- und Naturschutzorganisationen befragt. Als Fortschreibung ist der aktuelle Test nicht zu verstehen.
Grundsätzlich raten die Warentester, Spenden bis zu 150 Euro nicht auf mehrere Begünstigte zu verteilen. Wer es doch tue, verursache unnötige Verwaltungskosten, die die Spendensumme schmälern.
Für die Steuererklärung gilt, dass bis zu 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte als Spende absetzbar sind. Wer also 30.000 Euro pro Jahr verdient, kann Spenden bis zu einer Höhe von 6.000 Euro steuerlich geltend machen. Die Stiftung Warentest betreibt einen Onlinerechner, mit dessen Hilfe sich die zu erlassende Steuer individuell berechnen lässt.
- Ausführliche Testergebnisse: Finanztest 01/2022 oder www.sz-link.de/tierschutz (kostenpflichtig).
- www.test.de/spendenrechner
Hinweis: In einer älteren Version des Artikels war von 40 Tierschutzvereinen in Sachsen die Rede. Diese Zahl ist nicht mehr aktuell, laut Deutschen Tierschutzbund sind es inzwischen nur noch 34 Vereine.