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Mein Hund springt jeden an - was tun?

Dreckige Pfoten auf sauberen Hosenbeinen mag niemand. Zwei Trainerinnen erklären, wie man dem Vierbeiner bessere Manieren beibringt.

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Macht Passanten Angst: Fremde Hunde, die losrennen und sie anspringen.
Macht Passanten Angst: Fremde Hunde, die losrennen und sie anspringen. © Boris Roessler/dpa

Wenn ein Welpe am Hosenbein hängt und sich unbeholfen nach oben zerrt, finden wir das noch süß. Sobald aus dem kleinen Fellknäuel jedoch ein ausgewachsener Hund geworden ist, der auch noch gerade im Ententümpel baden war, ist das schon unangenehmer. Doch warum springen Hunde Menschen überhaupt an?

Laut Hundetrainerin Susanne Endler kann es einerseits ein Zeichen für Unsicherheit sein, andererseits sei es häufig auch schlichtweg Pöbelei. Letzteres könne auch selbstverschuldet durch die Halter sein: "Die Menschen halten die Belohnungshäppchen einfach zu hoch. Das Hochspringen ist dann vor allem bei kleinen Hunden vorprogrammiert", erklärt Endler. Indem man gezielt nach unten füttere, und belohne – also unterhalb der Knielinie –, könne man dem entgegenwirken.

Drei Übungen zum Abgewöhnen

Melanie Lippisch, Online-Hundetrainerin bei DogsTV, sagt, dass gerade Welpen an ihren Haltern hochspringen, weil sie in Richtung Gesicht wollen. "Eigentlich ist das eine freundliche Geste, denn Welpen suchen auch bei ihren Müttern immer die Nähe zur Schnauze." Trotzdem sollte man das Anspringen im Welpenalter unbedingt unterbinden. "Wenn man es toleriert, speichert der Hund das ab und wird es auch im Erwachsenenalter weitermachen." Daher empfiehlt Lippisch, springenden Welpen immer direkt die Hand auf den Brustbereich zu legen und sie runterzuschieben. Sobald alle vier Pfoten auf dem Boden sind, soll man loben und streicheln. Trainerin Endler rät, springenden Welpen immer mit dem Körper entgegenzukommen. So lernen sie: Mein Mensch kümmert sich um mich und kommt zu mir runter.

Wer einen älteren Hund bei sich aufgenommen hat, dem die nötige Bodenhaftung offenbar nicht vermittelt wurde, muss nicht verzagen. Die Chancen stehen gut, das unerwünschte Verhalten wieder abzutrainieren. "Hunde tun Dinge, von denen sie sich einen Nutzen versprechen", erklärt Lippisch, "andersherum stellen sie ein Verhalten, das sich nicht lohnt, in der Regel irgendwann ein." Um seinem Vierbeiner klarzumachen, dass ihm dreckige Pfoten auf sauberen Hosenbeinen absolut keine Vorteile verschaffen, hat die Hundetrainerin verschiedene Tipps in petto.

"Erstens kann man versuchen, jedes Mal die Vorderpfoten festzuhalten." Das ist für das Tier nicht schmerzhaft, aber unangenehm. Hunde stehen nicht gerne auf den Hinterbeinen, erklärt Lippisch. Sobald der Hund versucht, seine Pfoten aus der Lage zu befreien, noch einige Sekunden warten und erst dann loslassen. Wichtig: Dabei ruhig bleiben und nicht mit dem Hund sprechen und schon gar nicht schimpfen.

Alternativ kann man die Hände wie ein Schutzschild auf Bauchhöhe halten und den Hund so abblocken. Bei dieser Übung ist es sehr wichtig, ruhig zu bleiben und den Hund nicht gewaltsam wegzuschubsen. Auch Susanne Endler hält die Fächerhandmethode vor allem für Hunde, die anspringen, um zu pöbeln und Grenzen auszutesten, für geeignet. "Die Handflächen nach unten sind eine optische Begrenzung, mit der ich klar signalisiere: Hier ist für dich Ende."

Ablenkung hilft

Sobald alle vier Pfoten auf dem Boden sind, darf in ruhigem Ton gelobt und mit einem Futterstück belohnt werden. "Anspringen resultiert oft aus Aufregung. Wenn ich durch aufgeregtes Loben wieder Unruhe reinbringe, schieße ich mir ein Eigentor", sagt Lippisch. Auch Endler sagt, dass ohne Ruhe und Souveränität in der Hundeerziehung gar nichts laufe: "Wenn man selbst einen schlechten Tag hat, ist es oft besser, keine Übungen zu machen. Werde ich laut und ungerecht, macht Training überhaupt keinen Sinn."

Die meisten Hunde, sagt Melanie Lippisch, verstehen schnell und würden das unerwünschte Verhalten nach wenigen Tagen einstellen. "Es gibt aber auch penetrantere Hunde, zum Beispiel sture Terrierarten, die weitermachen und erst mal austesten, wer den längeren Atem hat."

Als dritte Möglichkeit, die sich vor allem für kleinere Hunde eignet, empfiehlt Lippisch, beim Betreten der Wohnung, zwei, drei Futterstücke in den Raum zu werfen, um den Hund abzulenken. Wird nach dem Fressen weiter angesprungen, soll man es mit den ersten beiden Methoden probieren. Endler und Lippisch raten beide davon ab, sich vom Hund wegzudrehen oder gar einige Schritte rückwärts zu gehen. "Derjenige, der Raum einfordert, ist aus Sicht des Hundes in dem Moment der Überlegene", erklärt Melanie Lippisch. Deshalb solle man sich in Richtung des Hundes lehnen und ihm klar signalisieren, dass man von ihm nicht verdrängen lässt.

Hat der Hund einmal begriffen, dass er beim Halter nichts mit seinem Verhalten erreicht, heißt das noch nicht, dass er das auch auf andere Menschen und Situationen überträgt. Lippisch rät daher dazu, sich Trainingspartner ins Boot zu holen. Freunde und Bekannte, die die Wohnung betreten, sollten den Hund zunächst ignorieren, wenn er mit Aufregung und Anspringen reagiert. Hunde, die bei Spaziergängen Passanten anspringen, kann man mit gezieltem Schleppleinentraining und einem sicheren Rückruf davon abhalten. (dpa)