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Das ist das "Höhlentier des Jahres 2020"

Das Tier kommt nicht nur in Höhlen vor, sondern auch in Kellern und Garagen. Manche finden es eklig, doch dabei ist es völlig harmlos.

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Die Mauerrassel ist das Höhlentier 2020.
Die Mauerrassel ist das Höhlentier 2020. © Klaus Bogen

Karlsruhe/Nesselwang. Eine Schönheit ist die Mauerrassel (Oniscus asellus) mit ihrem dunklen Panzer und den hellen, in zwei Linien angeordneten Flecken darauf nicht. Manche Menschen finden das kleine, etwa 1,5 bis 1,8 Zentimeter lange Krebstier sogar hässlich. Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher hat die Mauerassel dennoch zum "Höhlentier des Jahres" ernannt. Die Höhlenforscher wollen so darauf hinweisen, dass es eine Vielzahl von Tierarten gibt, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen und noch längst nicht ausreichend erforscht sind.

Das "Handbuch Boden" der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg in Karlsruhe nennt zehn Assel-Familien mit 50 Assel-Arten. Eine davon ist die Mauerassel. Zum Verwechseln ähnlich sind die einfarbigen Kellerasseln. Im Gegensatz zu Insekten, die sechs Beine besitzen, hat die Mauerassel 14 Beine. Und wie alle Krebse atmet sie über Kiemen.

In der Natur spielen die Asseln eine bedeutende Rolle für die Humusbildung von Böden. Sie bevorzugen eine basische Umgebung, mögen Stallmist und vertragen keine mineralischen, künstlichen Dünger. Schwermetalle können sie dagegen aufnehmen, ohne gleich daran zu sterben. Doch ihr Darmgewebe verändert sich dadurch. Vieles über die Biologie der Assel weiß man bis heute noch nicht, wie das bei vielen anderen Höhlentieren auch der Fall ist.

© Klaus Bogen

Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher aus Nesselwang, erklärt, dass Mauerasseln dauerhaft feuchte und dunkle Lebensräume besiedeln. Sie sind auch in tiefen Zonen von Höhlen noch anzutreffen. Oberirdisch findet man sie auch: unter Steinen, Holz und in heruntergefallenem Laub. In Höhlen zählen sie zu den häufigsten Asselarten.

"Die Tiere sind Generalisten und ernähren sich von Pflanzenresten, abgestorbenen Tieren und Totholz", erläutert die Höhlenfachfrau. Die Asseln können zudem in Notzeiten ihren eigenen Kot verdauen, was man Koprophagie nennt, und ihm so auch die letzten Nährstoffe entziehen.

Mauerasseln werden ein bis zwei Jahre alt. Die Tiere häuten sich ein Leben lang, wobei einzelne Häutungen bis zu 24 Stunden andauern können. Die Mauerassel kann sich ein- bis dreimal im Jahr fortpflanzen mit jeweils mehreren Dutzend Eiern, die sich in einem wassergefüllten Brutbeutel der Weibchen zu Jungtieren entwickeln. Obwohl die Asseln Krebstiere sind, brauchen sie daher für ihre Brut kein Gewässer. Erstmals beschrieben wurde die Mauerassel im Jahr 1758 von dem Naturwissenschaftler Carl Linnaeus.

In Deutschlands Höhlen leben mindestens genauso viele Tiere wie in Wäldern oder Seen, berichtet Vogel weiter. Höhlentiere seien einzigartig, denn sie seien optimal an diesen ungewöhnlichen Lebensraum angepasst. Ein diesen Sommer erschienenes 450 Seiten starkes Bestimmungsbuch von Stefan Zaenker, Klaus Bogon und Alexander Weigand stellt alle Höhlentiere Deutschlands vor, unter anderem Insekten, Spinnentiere, Schnecken, Würmer, Säugetiere und eben auch Krebstiere wie die Mauerassel. (epd)