Bautzen/Stolpen. "Es geht ihm prächtig", freut sich Janine Golla. "Er gedeiht und frisst gut." Er - das ist ein zutraulicher Emu, der Anfang März vergangenen Jahres plötzlich an der Autobahn 4 bei Ohorn aufgetaucht war. Woher er kam, weiß bis heute niemand. Denn der frühere Besitzer hat sich nie gemeldet bei der Straußenfarm im Stolpener Ortsteil Helmsdorf, wo sich Janine Golla liebevoll um den Laufvogel kümmert. Das Tier bekam übrigens einen passenden, sogar adeligen Namen: Elmo von der A 4.
Dort verhinderte seinerzeit ein Schutzzaun, dass der flugunfähige Vogel auf die Fahrbahn und möglicherweise in ein Auto laufen konnte. Polizei und Feuerwehr hatten vergeblich versucht, das Tier einzufangen. Der Emu floh lieber in ein nahes Waldstück und wurde einige Tage nicht gesehen - bis er den Weg zweier Frauen kreuzte, die mit ihrem Auto zum Wandern fahren wollten. Der Vogel testete mit seinem Schnabel mehrere Fahrzeuge – aber nicht lange. Außer der alarmierten Polizei eilten auch der Tierschutzverein Bischofswerda und Janine Golla zum Ort des Geschehens. Die junge Frau lockte das Tier mit Futter und fing es schließlich ein, was dem Emu offenbar nicht gefiel.
Schon öfter suchten Laufvögel das Weite
Ein umgebauter Pferdeanhänger brachte ihn zur Straußenfarm, wo er zunächst in die Nachwuchsgruppe kam und von den Betreibern aufgepäppelt wurde. "Er versteht sich sehr gut mit den anderen Tieren", berichtet Janine Golla.
Als der Emu gefangen wurde, hieß es, es könnten weitere Laufvögel in der Gegend um Ohorn unterwegs sein. Das hat sich damals nicht bestätigt. Allerdings kommt es immer wieder mal vor, dass ein Emu, Nandu oder ähnlicher gefiederter Freund irgendwo ausbüxt und dann durch die Gegend streift.
Wer einem solchen Laufvogel begegnet, sollte nicht auf eigene Faust versuchen, ihn zu fangen, raten Experten. Es kann den Tieren schaden, wenn sie in die Enge getrieben werden.
Die Polizei berichtet von einem Beispiel, demzufolge 2016 ein Emu aus einem Gehege im nordrhein-westfälischen Olpe verschwunden war. Tage später legte der Vogel 20 Minuten lang eine nahe gelegene Bahnstrecke lahm, weil er auf den Gleisen herumlief. In der Nähe konnte der völlig erschöpfte Emu dann gefangen werden. Der Laufvogel wurde in ein Gehege gebracht, wo er aber kurz darauf starb. Vermutlich hatte das Tier den Stress des Ausflugs und die Verfolgung durch Zeugen und Polizisten nicht verkraftet.
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