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Unterstützung für Wolfsjagd-Pläne der sächsischen CDU

Die CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag hat ein Positionspapier mit dem Titel "Der Wolf ist kein Kuscheltier" verabschiedet. Wenigstens ein Koalitionspartner zeigt sich offen für die Vorschläge.

Von Thilo Alexe
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Die CDU verabschiedete ein Positionspapier mit dem Titel "Der Wolf ist kein Kuscheltier".
Die CDU verabschiedete ein Positionspapier mit dem Titel "Der Wolf ist kein Kuscheltier". © dpa

Dresden. Der Wolf, er entwickelt sich. 31 Rudel wurden im vergangenen Jahr in Sachsen nachgewiesen, vier Paare und ein Einzeltier. Nach Berechnungen der CDU im Landtag steigt die Wolfspopulation jährlich um fast ein Drittel. Verwunderlich ist es nicht, die Tiere sind streng geschützt. Allerdings ändert sich in der Landespolitik nach und nach der Blick auf die scheuen Vierbeiner.

Als sich die ersten Wölfe vor rund 20 Jahren in der Lausitz ansiedelten, wurde das quasi gefeiert. Die Tiere galten als Beleg für eine vielfältige, intakte Natur. Sorgen von Nutztierhaltern wurden insofern ernst genommen, als dass es Finanzhilfen für Zäune und Schutzhunde sowie Ausgleichszahlungen bei Rissen etwa von Schafen gibt.

Die früheren CDU-Agrarminister nahmen zwar die Skepsis in der Landwirtschaft aber eben auch bei den eigenen Anhängern wahr. Allerdings greifen beim Wolf europäische Richtlinien sowie Bundes- und Landesrecht ineinander. Das heißt: Der Schutz der cleveren Raubtiere ließ sich bislang kaum absenken.

Jagd auf Wölfe in Sachsen: Wissenschaftliche Grundlagen

Angesichts des Wolfswachstums könnte das anders werden. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die CDU-Landtagsfraktion dafür den Impuls gibt. "Der Wolf genießt einen Schutzstatus, den er aufgrund der Populationsstärke schon lange nicht mehr braucht", sagt Fraktionsvize Georg-Ludwig von Breitenbuch und fügt hinzu: "Die Schutzkategorie des Wolfes muss leicht gesenkt werden, damit eine Bejagung möglich ist."

Die Landtags-CDU legt ein einstimmig beschlossenes Positionspapier mit dem Titel "Der Wolf ist kein Kuscheltier" vor, in dem sie eine "jährliche Entnahmequote" verlangt. Anders formuliert: Auf wissenschaftlicher Basis soll festgelegt werden, wie viele Wölfe pro Jahr geschossen werden dürfen. Für dieses sogenannte "aktive Bestandsmanagement" müssten die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Von Breitenbuch weist darauf hin, dass in diesem Winter räudige Wölfe gesichtet worden seien – Anzeichen für eine Überpopulation. "Die Bestände sind gesichert. Was nicht mehr gesichert ist, ist die Akzeptanz der ländlichen Bevölkerung. Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber zurück zur Verhältnismäßigkeit kommen", betont der CDU-Politiker.

Beim Koalitionspartner SPD stößt das auf Zustimmung. Umweltexperte Volkmar Winkler spricht sich mit Blick auf die wachsende Wolfspopulation für ein regional differenziertes Bestandsmanagement aus. Zurückhaltend kommentieren die ebenfalls an der Koalition beteiligten Grünen den Vorstoß. Für deren Abgeordneten Volkmar Zschocke lenkt das CDU-Papier davon ab, "dass weder Bundes- noch Landesregierung den Schutzstatus des Wolfes im Alleingang herabstufen können". Zschocke befürwortet einen Mix "aus ernsthaftem Herdenschutz und der schnellen Entnahme von identifizierten Problemwölfen". Zudem weist der Umweltpolitiker auf die Verantwortung der sächsischen CDU-Landräte beim bereits jetzt möglichen Abschuss solcher Tiere hin: "Der Rechtsrahmen dafür ist vorhanden."

AfD bietet sich als Partner an

Da sich die Koalitionspartner verpflichtet haben, Anträge im Landtag nur gemeinsam einzubringen, dürfte die CDU-Initiative wohl nicht in diesem Umfang beschlossen werden – womöglich aber in abgeschwächter Form. Die AfD bietet sich der CDU als Partner in der Wolfsfrage an. Der Abgeordnete René Hein hält aber eine Wolfsregulierung angesichts der Position der Grünen für nicht machbar. Der Linken-Fraktionsvize Marco Böhme lehnt die CDU-Pläne ab. Jagd verhindere anders als Herdenschutz keine Risse, stelle aber die Entschädigungszahlungen für Hirten infrage. Das grün-geführte Agrarministerium weist darauf hin, dass bereits jetzt in Einzelfällen Tiere geschossen werden dürften. Darüber hinaus sehe es keinen Handlungsbedarf.