Von Frank-Uwe Michel
Horka. Etwas verschlafen räkelt sich die Bartagame auf einem künstlich angelegten Felsen, neugierig beäugt sie den Beobachter direkt davor. Noch steht ihr Terrarium im Eingangsbereich des Tierheims. „Das ist wie ein kleines Alfred-Brehm-Haus hier. Doch das muss sich wieder ändern“, sagt Rosemarie Zille, die ihren Blick wahlweise auch zu einigen Buntbarschen hinüber schweifen lassen kann, die in einem Aquarium ihre Bahnen schwimmen. Sie alle werden in den nächsten Tagen umquartiert – vom Büro der Tierheimleiterin in einen neu geschaffenen Raum für Exoten und Kleintiere, den man über eine stabile Außentreppe in der ersten Etage des Gebäudes erreichen kann. Der Boden der früheren Scheune wurde einst als Heulager genutzt und soll künftig der Unterbringung von Reptilien und anderen Exoten sowie Nagern in unterschiedlichen Arten dienen.

Aktuell muss das Tierheim zwar keine Schwemme verkraften, hat aber mit Bartagamen, Ratten, Wüstenrenn- und Farbmäusen einige dieser recht ausgefallenen Vertreter zu betreuen. „Seit einigen Jahren gibt es einen Trend hin zu exotischen Tieren. Das können Echsen, aber auch Spinnen und Insekten sein. Sie sehen ja oft auch traumhaft schön aus, verlangen aber auch nach richtigen Haltungsbedingungen. Und die kann ihnen nicht jeder bieten“, kritisiert Rosemarie Zille. Oft verlören die Exoten bei ihren neuen Besitzern einige Zeit nach dem Kauf ihren Reiz. Zudem sei die Haltung wegen der notwendigen hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie des speziellen Futters eine aufwendige Angelegenheit. „Deshalb bekommen wir immer öfter Anfragen, ob wir zu einer Aufnahme bereit wären.“ Aber auch das Landratsamt habe schon angefragt, ob das St. Horkano beschlagnahmte exotische Tiere unterbringen könne.
Aus der Notwendigkeit, einen separaten Raum für die Exoten und Kleintiere zu bauen, machte man im Horkaer Tierheim eine Tugend. Als die Handelskette Fressnapf vor einiger Zeit den Verkauf lebender Tiere einstellte, bekam man von der Görlitzer Filiale die frei gewordenen Terrarien geschenkt. „Und in der früheren Tenne sahen wir eine gute Möglichkeit, den nötigen Platz dafür zu schaffen“, erzählt Rosemarie Zille. Beim Freistaat Sachsen beantragte man Fördermittel, die im Juni auch bewilligt wurden. So standen knapp 10000 Euro zur Verfügung, weitere reichlich 1000 Euro legte man als Eigenmittel oben drauf. „Dach und Fußboden waren schon einmal erneuert worden. Aber es gab keine Isolation, keine Fenster, weder Wasser- noch Stromanschluss.“
Da es im Tierheim momentan nur eine begrenzte Anzahl von Exoten und Kleintieren gibt, der Platz im Katzenhaus aber knapp zu werden droht, entschied man sich für eine Zwischenlösung. „Die Hälfte des Raumes haben wir als Katzenausläufe eingerichtet, in der anderen Hälfte verschiedene Terrarien aufgebaut. Sollte sich der Bedarf ändern, können wir jederzeit darauf reagieren“, erläutert die Tierheimleiterin. Auch das Aufstellen von Volieren für abgegebene Vögel sei kein Problem.
Selbst wenn Rosemarie Zille nichts von einem generellen Haltungsverbot exotischer Tiere hält, sieht sie die Pflege der betreffenden Arten differenziert. „Wer ihnen die notwendigen Bedingungen bieten kann, dem sollten auch keine Steine in den Weg gelegt werden. Allerdings muss man wissen, dass Exoten wie Echsen oder Spinnen nichts zum Streicheln sind, sondern nur beobachtet werden können – sie sind also weniger für Kinder geeignet als vielmehr ein Hobby für Erwachsene.“
Einen besonderen Dank will die Tierheimleiterin dann doch noch loswerden: Für die Planung der nicht ins Förderprogramm gefallenen Außentreppe hatten sich besonders die Ingenieure der Firma Quittenbaum und die Terminbau Niesky GmbH engagiert. Die Treppe selbst wurde mit Eigenmitteln gebaut.