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Tochter übernimmt vom singenden Töpfer

Günter Meißner aus Trebus übergibt seinen Töpferhof an Tochter Severine. Und will künftig wieder mehr singen.

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© Rolf Ullmann

Von Frank-Uwe Michel

Trebus. Der wichtigste Tag in diesem Jahr ist schon Geschichte. Am 1. Januar stieß man in der Trebuser Töpferei nicht nur auf beste Gesundheit und gutes berufliches Gelingen an. An diesem Tag vollzog sich auch ein Generationswechsel. Günter Meißner übergab seinen Betrieb an Tochter Severine. „Wir haben lange darauf hingearbeitet“, sagt die junge Frau. Schon vor vier Jahren hätten sie einen Anlauf unternommen. „Doch dann bin ich schwanger geworden und mein Vater hat sich bereit erklärt, noch ein paar Jahre dran zu hängen.“ Was dem singenden Töpfermeister nicht sonderlich schwerfiel, betreibt er sein Handwerk doch mit Leib und Seele. Jetzt, mit 69 Jahren, sei es nun trotzdem höchste Zeit. Obwohl er auch künftig nicht vom Töpfern lassen wolle. „Aber ich bin froh, dass ich in Zukunft nichts mehr mit dem Papierkram zu tun habe. Ich möchte mich an der Drehscheibe künstlerisch wieder mehr entfalten.“ Außerdem will er sich verstärkt dem Singen widmen. „In der letzten Zeit sind mir die Texte ausgegangen. Jetzt, da mein Kopf freier ist, fallen mir wieder neue Ideen ein.“

Mit Severine Meißner übernimmt die dritte Generation das Ruder in der traditionsreichen Töpferei. 1946 noch von ihrem Großvater Walter Meißner in Hähnichen gegründet, zog der Betrieb 1949 nach Trebus um. Seitdem wird hier in einem Freifeuerofen schlesisches Braunzeug gebrannt. Auch die neue Chefin will diese Produktlinie weiterführen. „Es ist eine ausgesprochen schöne Keramik. Ich werde sicherlich immer wieder mal ein paar neue Ideen einfließen lassen. Generell möchte ich aber auf dem Sortiment meines Opas und meines Vaters aufbauen.“ Zumal einfache Gestaltungen jetzt stärker gefragt seien als noch vor ein paar Jahren. „Viele der alten Formen sind so durchdacht, dass man an ihnen gar nichts mehr ändern muss“, bekräftigt die studierte Produktdesignerin, die nach ein paar Berufsjahren in den alten Bundesländern in die Heimat zurückgekehrt ist und sich bei Günter Meißner zur Scheibentöpferin ausbilden ließ.

Nachfolgerin ihres in der Region so bekannten Vaters zu sein, ist indes keine Belastung für die 36-Jährige. „Ich sehe das eher als Herausforderung, mein Ding genauso gut zu machen wie er.“ Wobei der singende Part wahrscheinlich (noch) nicht zu ihrem Repertoire gehört. „Mein Vater ist eine richtige Rampensau, mir liegt das eher weniger. Gesungen wird bei mir natürlich auch, bisher aber nur in der Werkstatt hinter der Scheibe und nicht vor Publikum.“

Überhaupt werden die beiden Meißners noch für unbestimmte Zeit weiter zusammenarbeiten. „Wenn man von heute auf morgen aufhört, ist das Ende viel zu abrupt. Dafür töpfere ich noch viel zu gerne“, schwärmt der Senior von seinem Beruf, den er auch künftig auf den Märkten bekannt machen und die Waren des Trebuser Töpferhofes anpreisen will. „Ich bin froh, dass mein Vater weiter so aktiv sein wird. Wir beide passen zusammen wie Arsch auf Eimer“, ist Severine Meißner von dem gemischten Doppel sehr angetan. Sie ist sich bewusst, dass Töpfern nicht der leichteste Job ist, ganz besonders nicht für eine Frau. Allerdings gebe es gute Gründe, das Glück in der Heimat und nicht in der Fremde zu suchen. „Wir haben hier eine wunderschöne Landschaft, ich wohne mittendrin. Und ich darf eine Arbeit machen, bei der ich mich verwirklichen kann. Töpfereiprodukte sind ein Stück Kulturgut unserer Region. Und einen Handwerksbetrieb im Ort zu haben, steht jeder Gemeinde gut.“

Beim Tag der offenen Töpferei an diesem Wochenende wollen die Meißners allen Interessenten zeigen, welche Kunstfertigkeit es braucht, das schlesische Braunzeug herzustellen und wie der riesige Ofen funktioniert, der nur dann in Gang gesetzt wird, wenn zuvor genügend gedreht wurden, um ihn auch ausreichend bestücken zu können. Das kann schon mal einen oder zwei Monate dauern, weshalb Rauch aus der Esse nur vier- oder fünfmal im Jahr gen Himmel steigt.

Darüber hinaus möchten Severine und Günter Meißner den Besuchern auch nahebringen, welchen Aufwand es macht, einen Handwerksbetrieb an den Nachfolger zu übergeben. „Es hat etwa eineinhalb Jahre gedauert, ehe wir alle Papiere, Genehmigungen, Formulare und sonstige Unterlagen beisammen hatten. Das reicht vom Antrag beim Gewerbeamt über den Notarvertrag, die Ummeldungen bei den Medienversorgern bis hin zum Finanzamt und Steuerbüro. Der Aufwand ist wirklich immens.“ Deshalb sei man glücklich, es nun geschafft zu haben.

Am 10. und 11. März ist der Töpferhof Meißner in der Neulänge 25 in Trebus von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

www.toepfermeister.de