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Tod des Ex-Bürgermeisters wirft Fragen auf

Steffen Schmidt starb beim Wandern. Warum ist unklar. Dr. Günther Biesold zu Gründen, warum Urlaub Stress sein und krank machen kann.

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© privat

Von Hans Leonhardt

Schmölln-Putzkau. Nach dem tragischen Tod von Schmölln-Putzkaus Ex-Bürgermeister Steffen Schmidt auf seinem Selbstfindungstrip in Ungarn stellen sich viele die Frage, wie es dazu kommen konnte. Hatte er sich beim Wandern übernommen? Hat sein Körper die Ruhe in der Auszeit nicht verkraftet? Oder war es ein allergischer Schock nach einem Insektenstich?

Doktor Günther Biesold aus Putzkau rätselt wie viele und kann zum Schicksal von Steffen Schmidt keine Antwort geben. Er war nicht sein Arzt, aber selbst wenn er das gewesen wäre, gelte die ärztliche Schweigepflicht. Im Gespräch mit der SZ erklärt der Arzt das Phänomen „Krank im Urlaub“ allgemein. – Der Urlaub naht und die Vorfreude steigt. Ist es dann soweit, fühlt sich manch einer schlapp oder wird sogar krank. Der Hausarzt kennt das von manchem Patienten, kann erklären, woran das liegt und was dagegen hilft.

„Wenn die Leute Urlaub machen, muss es öfter was Besonderes sein, je weiter weg desto besser“, sagt der Arzt. Dabei würden viele keine Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand nehmen, sich dabei häufig überschätzen. „Zu uns kommen sie nur, wenn sie beispielsweise eine Impfung gegen Malaria benötigen. Andere Probleme interessieren gar nicht.“ Biesold rät ab vom „Gruppenzwang“, dass es vermeintlich immer weiter weg gehen muss. „Bei manchem sorgt das nur für unnötigen Stress“, sagt der Arzt. Es reiche doch auch, wenn man alle zwei Jahre weiter weg fährt. Man könne doch auch mal Verwandte besuchen oder sich in Ruhe dem Garten widmen. Für Günther Biesold selbst liegt das Gute so nah. „Bleibe im Land, ernähre dich redlich“, lautet seine Devise. Er selbst war in diesem Jahr beispielsweise mit dem Rad im Spreewald unterwegs und hat dabei viel Neues entdeckt.

Erholung bleibt auf der Strecke

Generell haben viele Menschen Probleme, in der Freizeit vom Alltag loszukommen. Das bestätigt der Arzt aus Putzkau. „Viele machen sich immer Sorgen um ihre Arbeit und darüber, wie es im nächsten Jahr aussieht.“ Dabei bleibt die Erholung auf der Strecke. Außerdem ist es häufig so, dass man erst im Urlaub die Erschöpfung aus der Arbeitszeit zu spüren bekommt. Deshalb fühlen sich viele krank und erschöpft, wenn die freie Zeit beginnt. Dann ist außerdem Raum, um über die Sorgen nachzudenken. Das alles führe dazu, dass man seine Freizeit nicht genießen kann. Es sei wichtig, so der Arzt, dass man schon im Voraus genau weiß, was man vom Urlaub erwarten kann. So bleiben Enttäuschungen aus und der Start in die freie Zeit wird deutlich entspannter.

Auch die Kunst, sich Urlaub einzuteilen, will offenbar gelernt sein. „Häufig ist es klüger, sich mehrmals im Jahr freizunehmen, dafür aber nicht so lang. Dann habe man immer etwas, worauf man sich freuen kann und arbeite nicht bis zur völligen Erschöpfung“, sagt Günther Biesold. Er selbst kennt das Problem auch. „Natürlich ist der Druck vor dem Urlaub spürbar. Viele Sachen bleiben nicht erledigt, aber irgendwann geht einem einfach die Luft aus“, sagt der Arzt. Lange Phasen der Arbeit vor der freien Zeit seien unproduktiv, da man dann ohne Luft in den Urlaub geht.

Auch wenn man sich eine Auszeit nehmen möchte, ist eine intensive Vorbereitung sehr wichtig. Sich direkt nach der Arbeit ins Ungewisse zu stürzen, sei nicht klug. Ein paar Tage zu Hause zum Runterkommen sollten eingeplant werden, meint Günther Biesold. Anschließend spricht nichts dagegen, auch mal länger zu verschwinden. Patienten von ihm sind zwei Monate mit dem Wohnmobil unterwegs.

Steffen Schmidt hatte sich auf seine Auszeit sehr gefreut, sie lange und gut geplant. Sie nahm leider trotzdem kein gutes Ende. Er wollte den „Europäischen Wanderweg der Freundschaft“ von Budapest nach Eisenach erlaufen, so weit es geht. Nur 150 Kilometer sollten es am Ende werden. Am vergangenen Dienstag erreichte seine Frau Ines Schmidt dann die traurige Nachricht: Ihr Mann wurde in Ungarn tot aufgefunden. Die deutsche Botschaft in Budapest teilte mit, dass er eines natürlichen Todes gestorben sei. Nun werden die Ergebnisse der Obduktion abgewartet. Er hinterlässt eine Frau und zwei Töchter im Alter von neun und 14 Jahren.

Weiter große Anteilnahme

Währenddessen ist die Anteilnahme am Schicksal von Steffen Schmidt weiter überaus groß. Auch auf der Facebookseite der SZ Bischofswerda häufen sich die Beileidsbekundungen. „Einfach nur eine Katastrophe. Vor zwei Wochen noch in meinem Büro, viel Lachen und Vorfreude auf die Wanderung, nun diese tragische Nachricht. Bin niemand, der eine Träne am falschen Ort versenkt, aber heute kamen selbst mir die Tränen“, postete etwa Jens Lange. Die Nachricht vom Tod wurde in kurzer Zeit fast 30 Mal geteilt. Auch die Feuerwehr Putzkau nahm Abschied. „Wir trauern um Steffen Schmidt, der 14 Jahre der oberste Feuerwehrmann in Schmölln-Putzkau war. Unsere Gedanken sind bei der Ehefrau und den beiden Kindern“. Die Freien Wähler Sachsen veröffentlichten eine Traueranzeige in der SZ. Darin bekunden sie Trauer um den viel zu frühen Tod ihres langjährigen stellvertretenden Landesvorsitzenden.