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Tod eines Milliardärs

Geschichte. Am Donnerstag ist der Großindustrielle Friedrich Karl Flick gestorben.

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Von Peter Leveringhaus

Der Familienname Flick steht wie kein zweiter in Deutschland für politische Einflussnahme durch Unternehmer. Mit dem am Donnerstagabend am österreichischen Wörthersee verstorbenen Friedrich Karl Flick verbindet sich der erste Parteispendenskandal der Bundesrepublik. Schlagzeilen wie „Die gekaufte Republik“ machten vor 25 Jahren die Runde. Flick selbst war in der „Flick-Affäre“ hingegen nicht angeklagt.

Filz von Politik und Wirtschaft

Der 1927 in Berlin geborene Friedrich Karl Flick wurde im Alter von 30 Jahren in die Familienholding Friedrich Flick KG aufgenommen. Nach Familienstreitigkeiten wurde er 1961 alleiniger persönlich haftender Gesellschafter des Konzerns. 1975 machte Flick Schlagzeilen, als er seine Anteile an der Daimler-Benz AG im Wert von knapp zwei Milliarden Mark an die Deutsche Bank verkaufte. Für dieses Geschäft war beim Bundeswirtschaftsministerium die Steuerbefreiung für volkswirtschaftlich förderungswürdige Reinvestitionen beantragt worden. Die eigentlich fälligen Steuern hätten knapp eine Milliarde Mark betragen.

Genehmigt wurde die umstrittene Transaktion vom Minister Hans Friderichs und dessen Nachfolger Otto Graf Lambsdorff (beide FDP). 1981 kam im Zuge der „Flick-Affäre“ ans Licht, dass der Konzern zwischen 1969 und 1980 an Parteien Millionengelder gespendet hatte – in bar. An die CDU/CSU gingen rund 15 Millionen D-Mark, an die FDP rund 6,5 Millionen und an die SPD etwa 4,3 Millionen.

Doch vor allem zählten auch Friderichs und Lambsdorff zu den Empfängern; es roch nach Bestechung. 1983 beschäftigte sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit dieser Spendenpraxis, die Lobbyisten als „politische Landschaftspflege“ bezeichnen. Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch behauptete, es habe sich nur um reguläre Parteispenden gehandelt. Am 2. Dezember 1983 hob der Bundestag die Immunität des amtierenden Bundeswirtschaftsministers Lambsdorff auf. Kurz vor Beginn des spektakulären Prozesses vor dem Bonner Landgericht trat er im Juni 1984 zurück.

Barocker Lebensstil

Flicks Aussagen im Untersuchungsausschuss hatten sich als wenig hilfreich erwiesen. Der Ausschuss deckte allerdings eine Vielzahl von Verbindungen zwischen Parteien und Wirtschaft auf, die das Image von Politikern und Unternehmerschaft insgesamt trübten. Neben Lambsdorff trat auch Bundestagspräsident Rainer Barzel (CDU) zurück, Friderichs wurde als Vorstandssprecher der Dresdner Bank beurlaubt.

Im Strafprozess wurden im Februar 1987 von Brauchitsch zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren, Friderichs und Graf Lambsdorff wegen Steuerhinterziehung beziehungsweise Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu hohen Geldstrafen verurteilt. Bestechlichkeit konnte nicht bewiesen werden. Flick reagierte auf die Affäre bereits Ende 1982, als er die Konzernspitze neu ordnete. Drei Jahre später verkaufte er den Konzern nach Umwandlung in eine Aktiengesellschaft an die Deutsche Bank. Flick zog sich ins Privatleben zurück. 1994 siedelte er nach Österreich über, der Heimat seiner dritten Frau.

Laut „Manager-Magazin“ wird das Vermögen der Flick-Stiftung auf 5,5 Milliarden Euro geschätzt. Dem als menschenscheu geltenden Flick wurde ein barocker Lebensstil nachgesagt. Neben einer Residenz in München, einer 600-Quadratmeter-Villa mit Atombunker und Panzerglas, besaß er eine Villa in Düsseldorf und einen Landsitz in den USA. In der Steiermark ließ er das Forstgut Rottenmann zu einem luxuriösen Privatbesitz ausbauen, im Burgenland besaß er ein ausgedehntes Jagdrevier. (ddp)