Die Eröffnung des ersten Hospizes im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist auf unbekannt verschoben. Der Standort auf dem Pirnaer Sonnenstein ist gescheitert, was für alle Beteiligten ein großer Rückschlag war. Für alle, die so sehr darauf hofften, weil ein Hospiz dem Sterben von Menschen und dem Abschied von ihnen einen anderen Raum gibt.
Vor allem auch für den Wegbereiter-Verein, der die Idee hatte, das Objekt und einen Träger fand, war es schwer. Doch alle Mitstreiter stehen zu dem Vorhaben. Deshalb geht die Arbeit des Wegbereiter-Vereins und des Malteser-Hospizdienstes weiter. Das Sterben bewusst machen, sagt Carola Epperlein, die den Malteser-Dienst leitet und auch im Verein ist.
Dem Sterben die Angst nehmen
Die nächste Möglichkeit, dem Sterben das Tabu zu nehmen, ist der Welt-Hospiztag. Der ist zwar offiziell erst im Herbst, doch dieses Jahr wird auf ihn und das damit verbundene Thema mit mehreren Veranstaltungen von September bis November aufmerksam gemacht. Sie reichen von Friedhofsführung über Beratung bis zu Film-Vorführung und Poetry-Slam. Damit sollen Menschen unterschiedlichen Alters erreicht werden, sagt Carola Epperlein.
"Uns geht es darum, ins Gespräch zu kommen, Befindlichkeiten zu erfahren, wer braucht Informationen und Beratung", sagt sie. Deshalb werden sie und andere am 9. Oktober auch auf dem Pirnaer Markt stehen und den Menschen ein Ohr leihen, wie Carola Epperlein es sagt. Dazu bringt sie ein überdimensionales Ohr mit, das ein Hingucker - und eben Hinhörer sein soll.
Die Veranstaltungen und Angebote rund um den Hospiz-Welttag
- 4. September, 15 Uhr: Führung Friedhof Pirna, Dippoldiswalder Straße
- 18. September, 16.30 – 20 Uhr: Letzte-Hilfe-Kurs, "Oase" Pirna, Schloßstraße 6
- 2. Oktober, 19.30 Uhr: Filmabend "Real life", Uniwerk Pirna, Obere Burgstraße
- 9. Oktober, 10 - 12 Uhr: "Wir schenken Zeit", Markt Pirna
- 24. November, 17.30 Uhr: Poetry-Slam "Das literarische Komplott", Q24 Pirna, Niedere Burgstraße
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, um Anmeldung und eine Spende für die Unkosten wird gebeten. Kontakt: Telefon 0160 7838930, E-Mail [email protected]
Über den Tod und das Sterben zu reden, ist dabei nicht immer todtraurig. Was nach Widerspruch und ebenfalls Tabu klingt, ist das, was Menschen das ihnen Unheimliche näher bringt. Über Dinge, die einem Angst machen zu lachen, hilft, sagt Carola Epperlein. Das merkt sie unter anderem in ihren Letzte Hilfe-Kursen, in denen sie damit vertraut macht und gilt auch für die Friedhofsführung in Pirna zum Auftakt der Veranstaltungsreihe. Einen Ort vertraut machen, der mit viel Leid und Trauer verbunden sind, die dazu gehören. Was bedeuten die Gruppen-Urnengräber, welche Rituale gibt es, was zu beachten, wird bei der Führung erklärt.
Standort-Debatte: Pirna, Dippoldiswalde, Heidenau
Auch wenn bei den Veranstaltungen rund um den Welthospiztag nicht das Hospiz im Mittelpunkt steht, wird doch immer wieder geredet werden. Die Johanniter als Träger stehen weiter bereit. "Trotz der Herausforderungen halten wir gemeinsam mit dem Wegbereiter-Verein fest an unserer Vision, ein stationäres Hospiz in der Sächsischen Schweiz zu realisieren", sagt Sprecher Danilo Schulz. Die Johanniter unterstützen das Vorhaben weiterhin, solange die Finanzierung und die Personalgewinnung langfristig gesichert ist. "Ohne eine solide finanzielle Basis ist die Umsetzung des Projektes schwer."
Inzwischen wird beim Standort breit diskutiert. Das von der Stadt Dippoldiswalde vorgeschlagene ehemalige Krankenhaus ist aus Sicht der Macher offenbar keine realistische Alternative zu Pirna. Immer öfter taucht jetzt auch Heidenau auf.
Ansage vom Landkreis: Klarheit schaffen
Für die Johanniter wäre Heidenau ebenfalls ein optimaler Standort, da die Lage zentral und gut erreichbar ist, was gerade für Angehörige und Betroffene von großer Bedeutung sei. Doch der Träger entscheidet nicht über den Standort. Auch nicht der Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin, der nur berät, jedoch auch für Pirna/Heidenau ist, weil damit ein Teil von Dresden mit abgedeckt werden könnte.
Derzeit ist eine Entscheidung nicht absehbar. Dass nach wie vor nach einer Lösung gesucht wird, zeigt ein Gespräch in großer Runde im Landratsamt, zu dem die Sozialdezernentin eingeladen hatte. Doch die Behörde sagt auf Nachfrage von Sächsische.de zu Inhalt und Ergebnissen, man habe damit nichts zu tun. Auch andere Beteiligte halten sich zurück. Dem Landesverband zufolge seien bei dem Termin alle Beteiligten gebeten wurden, Klarheit zu schaffen und zu prüfen, wie kooperiert und zusammengearbeitet werden kann.