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Toter an der türkisch-griechischen Grenze?

Nach türkischen Berichten ist an der Grenze zu Griechenland ein Migrant erschossen worden. Athen dementiert das und spricht von "fake news".

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Griechische Sicherheitskräfte stehen am Grenzzaun zur Türkei in dessen Nähe Tränengasgranaten abgefeuert werden.
Griechische Sicherheitskräfte stehen am Grenzzaun zur Türkei in dessen Nähe Tränengasgranaten abgefeuert werden. © Socrates Baltagiannis/dpa

Istanbul/Athen/Pazarkule/Berlin. Die griechische Regierung hat Berichte entschieden dementiert, wonach Migranten auf der türkischen Seite durch Schüsse griechischer Sicherheitskräfte verletzt oder getötet worden seien. "Angebliche Verletzte durch griechische Schüsse weise ich kategorisch zurück", sagte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Athen. "Wo sie vorher von Verletzten sprachen, reden sie nun von Toten", fügte er hinzu. "Die fake news haben kein Ende, es gibt keinen solchen Vorfall mit Schüssen von griechischen Beamten."

Zuvor hatte es in einer Mitteilung des Gouverneursamts der türkischen Grenzprovinz Edirne geheißen, dass ein Migrant durch Schüsse griechischer Grenzbeamter getötet und fünf weitere verletzt worden seien. Es handele sich bei den Opfern um Männer, zu ihrer Identität gebe es noch keine weiteren Informationen.

Der Tote sei durch einen Schuss in die Brust gestorben, hieß es in der Stellungnahme. Andere Opfer seien an den Beinen oder in der Leistengegend getroffen worden. Die Oberstaatsanwaltschaft in Edirne habe Ermittlungen eingeleitet.

Zeuge: Scharfe Schüsse nach Steinwürfen

Eine dpa-Reporterin an der Grenze hatte am Vormittag zunächst mindestens drei, kurz darauf eine Serie weiterer Schüsse gehört. Danach sei ein Ambulanzwagen in hohem Tempo aus dem Grenzgebiet gefahren, berichtete sie.

Ein afghanischer Migrant an der Grenze, Mehsud Elmas, sagte, er habe gesehen, wie Männer von der türkischen Seite aus Steine auf griechische Sicherheitskräfte geworfen hätten und diese mit scharfen Schüssen reagiert hätten. Dabei seien zwei Menschen getötet und vier verletzt worden, sagte er. Eine Ambulanz habe Menschen weggebracht.

Ein Mann aus Syrien, Muhammad Jusuf, sagte, zuerst sei mit Platzpatronen geschossen worden, später mit scharfer Munition. Weitere Menschen gaben auf dem Weg aus dem Grenzgebiet hinaus an, dass griechische Sicherheitskräfte einige Schüsse als Warnschüsse in die Luft gefeuert hätten.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sprach auf Twitter von "Menschenrechtsverletzungen" Griechenlands, während Europa das Land "verwöhne".

Deutschland schickt 20 Polizisten und Hubschrauber

Deutschland will Griechenland mit 20 zusätzlichen Grenzschützern und einem seetauglichen Hubschrauber unterstützen. Hintergrund ist die gestiegene Zahl von Flüchtlingen und Migranten, die seit dem Wochenende versuchen, von der Türkei nach Griechenland - und damit in die EU - zu gelangen. Das Bundesinnenministerium erklärte am Mittwoch auf Anfrage, die Bundespolizisten würden der europäischen Grenzschutzagentur Frontex unterstellt.

Seit Dienstag seien zudem zwei Beamte vor Ort, um auf den griechischen Inseln zu prüfen, ob das Technische Hilfswerk die griechischen Behörden unterstützen könnte, etwa beim Aufbau winterfester Unterkünfte und einer funktionierenden Wasserversorgung für Geflüchtete.

Bisher beteiligten sich 60 Bundespolizisten an den Frontex-Einsätzen in Griechenland. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am vergangenen Samstag erklärt, die Grenze werde von türkischer Seite nicht mehr bewacht. Die griechische Regierung sichert seither die östliche Grenze mit Polizei und Militär, um Grenzüberschreitungen von Migranten aus der Türkei zu verhindern. Nach Angaben aus Athen wurden in den vergangenen Tagen rund 24.000 Grenzüberschreitungen verhindert. (dpa)