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Toter Mehmet: Jugendamt in Kritik

Zwickau - Nach dem gewaltsamen Tod des vierjährigen Mehmet aus Zwickau sind Behörden der Stadt mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Warnungen von Familienangehörigen, darunter Mehmets Großeltern, sollen nach Medienberichten vom Jugendamt nicht beachtet worden sein.

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Zwickau - Nach dem gewaltsamen Tod des vierjährigen Mehmet aus Zwickau sind Behörden der Stadt mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Warnungen von Familienangehörigen, darunter Mehmets Großeltern, sollen nach Medienberichten vom Jugendamt nicht beachtet worden sein. Es soll auch mehrere Anrufe besorgter Anwohner gegeben haben, auf die nicht eingegangen wurde. „Wir ermitteln im gesamten Umfeld und interessieren uns natürlich auch dafür, was da mit dem Jugendamt gelaufen ist“, sagte Staatsanwalt Frank Hoffmann am Dienstag der dpa.

Sozialbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen. Sie und andere Behördenvertreter wollen sich am (morgigen) Mittwoch im Rathaus zum Fall Mehmet äußern. Nach vorherigen Angaben von Findeiß hatte sich das Jugendamt von 2002 bis 2005 mit Mehmet und seiner Familie beschäftigt. Ab Mai 2005 aber habe es keine Anhaltspunkte mehr für Auffälligkeiten in der Familie von Mehmet gegeben, hieß es am Montag.

Der Junge war am Freitag vergangener Woche an einer massiven Hirnblutung gestorben. Der 45-jährige Stiefvater - ein arbeitsloser Dreher - hatte Misshandlungen eingeräumt. Mehmets ebenfalls arbeitslose Mutter soll das billigend zugelassen haben. Gegen die 28-Jährige und ihren Lebensgefährten war am Sonntag wegen des Verdachts auf Totschlag Haftbefehl erlassen worden. Beide sitzen in Untersuchungshaft.

Staatsanwalt Hoffmann betonte, derzeit werde nicht gegen das Jugendamt ermittelt: „Wir haben bisher keinen Anfangsverdacht für eine Straftat in diesem Bereich. Wir schauen uns da auch die Akten an, alles wird geprüft und sondiert. Wir wollen wissen, wie es dazu kommen konnte, dass Mehmet so schauerlich starb.“ Angelaufen sei auch die Befragung der bereits von Medien interviewten Nachbarn und von Angehörigen wie dem Stiefvater von Mehmets Mutter. „Im Fall Mehmet wird wie bei jedem anderen Tötungsdelikt mit besonderer Eile ermittelt.“

Inzwischen liegt auch das genauere Ergebnis der Obduktion vor. „Das bestätigt unsere Vermutung, dass Misshandlungen Ursache für den Tod von Mehmet waren“, sagte Hoffmann. Über den Gesundheitszustand der beiden anderen Kinder, die in dem Haushalt lebten, konnte er noch keine Angaben machen. „Sie werden ärztlich untersucht, dazu liegt mir noch kein Ergebnis vor.“ Die ein Jahr alte gemeinsame Tochter des Paares und ihr sechs Jahre alter Halbbruder wurden in einem Kinderheim untergebracht. Die 28-Jährige hatte Mehmet und den Sechsjährigen in die Lebensgemeinschaft mitgebracht. (dpa)