Merken

Tour-Spitzenreiter sind genervt

Froome und Contador reagieren allergisch auf Dopingfragen. Und doch wirkt der Mann in Gelb für manche nicht menschlich.

Teilen
Folgen
© Reuters

Von Andreas Zellmer

Seine Konkurrenz hat er fast besiegt, die Schar der Skeptiker aber kaum reduziert. Christopher Froome, designierter Gewinner der 100. Tour de France, muss sich für seine Gala auf dem Rad rechtfertigen. Genau 15 Minuten waren am zweiten Ruhetag für die Pressekonferenz nach seinem bemerkenswerten Solosieg auf dem Mont Ventoux in seinem Teamhotel in Orange vorgesehen. Dreiviertel der Zeit drehte sich um das Thema Doping.

Am Ende der knapp bemessenen Zeit wurde der sonst so zurückhaltende und bescheidene Froome nachdrücklich. „Hier sitze ich nach dem größten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein“, sagte der in Kenia geborene Brite vor rund hundert Journalisten, verließ den Raum und ignorierte weitere Frager. Auch Alberto Contador reagierte auf das Thema allergisch. Er vertraue Froomes Leistungen „absolut“, verbat sich aber weitere Nachfragen.

Mit treuem Blick hatte zuvor Froome seinen Standpunkt wiederholt. „Ich kann nur offen sein und den Leuten sagen, in mir drin weiß ich, ich habe lange und hart trainiert. Es war eine Schlacht, bis ich zu dieser Form gekommen bin“, sagte der 28-Jährige, der sechs Renntage vor dem Ende der Frankreich-Rundfahrt das Gesamtklassement mit 4:14 Minuten vor dem Niederländer Bauke Mollema und 4:25 Minuten vor Contador anführt. Der Spanier durfte nach seiner Dopingsperre in diesem Jahr zur großen Sommershow nach Frankreich zurückkehren.

Der allmächtige Sky-Teammanager Dave Brailsford, auf dessen Knowhow der gesamte Erfolg des britischen Radsports – auch auf der Bahn – gründet, versuchte seinem Kapitän gestern beizuspringen. Er bat die Journalisten um Hilfe. „Wir haben nicht Unrechtes getan. Sagt mir, was wir tun können, um euch zu überzeugen“, sagte der kahlgeschorene Brite. Er sei bereit, der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada alle Daten zur Verfügung zu stellen.

„Froome ist nicht menschlich“, hatte der Sportwissenschaftler und Gymnasiallehrer Antoine Vayer anhand der von ihm gemessenen Leistungsdaten bei der ersten Bergankunft der diesjährigen Tour erklärt. Der Franzose war 1999 einer der ersten, der an dem inzwischen längst entlarvten Lance Armstrong gezweifelt hatte. (dpa)