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Trauer am Moritzburger Straßenrand

Die Polizei geht davon aus, dass der Motorradfahrer zu schnell fuhr. Im Ort gilt das Mitleid vor allem dem Pferdehalter und seinen toten Tieren.

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Von Sven Görner

Immer wieder bleiben Spaziergänger und Radfahrer an den Blumen und Grablichtern stehen. Die allermeisten kommen zufällig an der Unfallstelle vorbei, wo am Sonntag ein Mensch und zwei Pferde starben. Denn der Waldweg, auf dem auch die Kutsche unterwegs war, ist eine beliebte Verbindung zwischen Schloss, Fasanenschlösschen und Wildgehege.

Auch um die getöteten Kutschpferde wird in Moritzburg am Straßenrand getrauert.
Auch um die getöteten Kutschpferde wird in Moritzburg am Straßenrand getrauert.

Erinnerten nach dem Unglück zunächst nur Blumen an den toten Motorradfahrer, wird auf der anderen Straßenseite nun auch der getöteten Pferde gedacht. „Unschuldig. Bella & Eddy“, steht in Computerschrift auf einem weißen laminierten Blatt. „Für Bella u. Eddy. Die sterben mussten, weil ein Mensch das ,Rasen‘ liebte! Wann hört das endlich auf?“, wurde auf ein rotes Blatt geschrieben. Daneben stehen weiße Rosen, Kerzen und ein kleines Pferdebild. „Das ist alles so tragisch“, sagt eine Frau, die ihr Fahrrad über die Straße geschoben hat. Der Mann daneben schüttelt beim Lesen leicht den Kopf. „Das ist Vorverurteilung“, sagt er leise.

Hört man sich in Moritzburg um, scheinen die Meinungen zu dem Unfall dagegen relativ einheitlich zu sein. Schuld an dem Horrorunfall ist der Motorradfahrer, der in die Pferde hineingerast sei. Auch Moritzburgs Alt-Bürgermeister Andreas Timmler bestätigt diese Stimmung im Ort: „Sie werden hier kaum jemanden finden, der um den Motorradfahrer trauert. Den Moritzburgern tun vor allem die Pferde und Bernd Haase leid.“ Der groß gewachsene Mann lebt für seine Pferde. Die elfjährige Bella hat er wie viele andere selbst gezüchtet und aufgezogen. Die Emotionen kochen hoch im Pferdeort Moritzburg und schrecken offensichtlich selbst davor nicht zurück, für den Biker abgelegte Blumen in den angrenzenden Wald zu werfen. Auch eine von seinen Freunden abgelegte Abschiedsbotschaft sei verschwunden, berichtete die „Morgenpost“. „Eine solche Diskussion in den Online-Foren haben wir bei Unfällen bisher noch nicht erlebt“, sagte gestern Polizeisprecher Thomas Geithner. Er bestätigte allerdings erstmals, was im Ort seit dem Unglück längst als Tatsache gilt. „Wir gehen von einer überhöhten Geschwindigkeit des Motorradfahrers aus.“ Genaueres soll ein hinzugezogener Gutachter herausfinden. Wichtige Hinweise könnten dabei auch von den nicht in den Unfall involvierten Zeugen kommen, sagt Geithner. Drei wurden bereits befragt, doch es gibt weitere.

Eine Frau schaut nachdenklich auf den an einen Baum gepinnten Zettel. „Ein Menschenleben zu viel, zwei tote Pferde zu viel! Wie viele Opfer soll es noch geben? Fuhrwerksverbot für diesen Unfallschwerpunkt!“ ist darauf zu lesen. „Ein Verbot ist keine Lösung“, sagt Kerstin Rössler. Die Moritzburgerin ergänzt: „Etwas passieren muss aber. Und das nicht nur hier.“ Dann wird sie etwas leiser. „Mein Sohn holt heute sein Motorrad wieder. Er ist auch 26 und hatte schon zwei Unfälle.“