Merken

Trauer muss nicht traurig sein

Juliane Steglich ist seit einem Jahr Trauerrednerin. Dabei hat sie eine eigene Weise, Menschen würdig zu verabschieden.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Eric Mittmann

Hartha. Der Tod ist wohl für viele Menschen vor allem mit Gefühlen wie Trauer und Schwermut verbunden. Für Julia Steglich aus Lauschka ist er dagegen ebenso ein Bestandteil des menschlichen Daseins, wie die Entstehung eines neuen Lebens. „Es ist wirklich nur in unserer Gesellschaft so, dass der Tod als etwas derart Negatives empfunden wird. Andere Kulturen zelebrieren ihn regelrecht“, erklärt sie. Seit über einem Jahr arbeitet die 34-Jährige mittlerweile als Trauerrednerin. „Darüber hinaus bin ich bereits im dritten Jahr Hochzeitsrednerin. Dazu bin ich wiederum durch meine Selbstständigkeit gekommen“, erzählt Steglich. „Ich habe mich gefragt, wo meine Stärken liegen. Als ich dazu auch meine Freunde und Bekannten gefragt habe, war schnell klar, dass ich gut im Reden bin. Und mit Hochzeiten wollte ich schon immer etwas machen.“

Die Überlegung, auch auf Beerdigungen als Rednerin zu arbeiten, kam durch den Tod ihres Großvaters, wie Steglich selbst sagt. „Ich hatte bereits vorher beschlossen, dass, sollte einer meiner Großeltern sterben, ich die Trauerrede selbst halten muss. Wahrscheinlich konnte ich mir einfach nicht vorstellen, es von jemand anderem zu hören. Als dann mein Großvater 2016 starb, habe ich mich mit Familienangehörigen zusammengesetzt und Erinnerungen gesammelt. Es war mir wichtig, dass der Mensch zum Vorschein kommt.“

Von März bis April 2017 nahm Steglich dann an einer Weiterbildung des Zentrums für Trauerbegleitung und Lebenshilfe teil. „Einfach, um die Grundlagen zu lernen. Ein Mensch kann ja aus ganz unterschiedlichen Gründen aus dem Leben gerissen werden. Dafür gibt es wiederum auch unterschiedliche Herangehensweisen.“

Ihrer ursprünglichen Einstellung blieb Steglich jedoch treu. „Es geht mir darum, dass der Mensch im Vordergrund steht und nicht der Lebenslauf. Das gehört dazu, aber eben auch, ob er humorvoll war oder was er seinen Kindern mitgegeben hat. Das verbinde ich dann noch mit Ritualen.“

So erzählt sie, dass bei ihrer ersten Trauerrede in diesem Jahr jeder ein Teelicht bekommen hat. Diese wurden dann in Form einer Lichtersonne aufgebaut. „Einmal haben wir auch Ballons aufsteigen lassen, während Musik von Justin Timberlake im Hintergrund lief“, erzählt Steglich. „Auf diese Weise können die Menschen bereits in diesem Moment aktiv mit ihrer Trauer umgehen und bewusst Abschied nehmen, statt einfach nur dazusitzen und sich zu denken, dass das jetzt der Termin ist.“

Bisher habe sie dafür ausschließlich positive Reaktionen bekommen. „Die Leute kamen schon danach, umarmten mich und bedankten sich. Viel mehr geht an einem solchen Tag meist auch nicht, aber das ist schon wahnsinnig viel wert für mich.“

Entscheidend sei dabei jedoch immer wieder, was sich die Angehörigen vorstellen. „Die Leute müssen natürlich auch für meine Methoden offen sein. Oftmals wird eine Beerdigung dann eben doch mit Trauer und schwarzer Kleidung verbunden. Das kann ich zum Beispiel nicht. Also ich könnte nie komplett schwarz gekleidet zu einer Beerdigung gehen.“ Die Leute, die das nicht anspricht, melden sich auch nicht bei ihr, sagt Steglich. „Dafür sorgt wahrscheinlich schon meine Internetseite, die wohl bereits nicht dem entspricht, was man für gewöhnlich im Falle einer Trauerrednerin erwartet. Ich denke allerdings, dass man einen Menschen auch so würdig verabschieden kann. Wer das möchte, kommt wiederum auf mich zu und kann dies natürlich auch gern weiterhin tun.“