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Trauer um Roxette-Sängerin 

Die schwedische Sängerin Marie Fredriksson ist am Montag nach langer Krankheit im Alter von 61 Jahren gestorben.

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Marie Fredriksson wurde als Frontfrau der schwedischen Band Roxette berühmt.
Marie Fredriksson wurde als Frontfrau der schwedischen Band Roxette berühmt. © dpa/Herbert Pfarrhofer

Von Wilhelm Pischke und Lennart Stock

Stockholm. "Du hast meine schwarz-weißen Lieder mit den schönsten Farben ausgemalt", schrieb Per Gessle (60) nach dem Tod seiner langjährigen Bandkollegin Marie Fredriksson. Die Beiden prägten als weltberühmtes Pop-Duo Roxette mit ihren Songs in den 90er Jahren ein Musik-Jahrzehnt. Nun ist die schwedische Sängerin am Montag nach langem Kampf gegen den Krebs im Alter von nur 61 Jahren gestorben, wie das Management bestätigte.

"Danke Marie, danke für alles!" schrieb Fredrikssons Roxette-Partner weiter in seiner Mitteilung, die er am Dienstag auf Twitter veröffentlichte. "Du warst eine ganz besondere Musikerin, eine Sängerin auf einem Niveau, das wir kaum wieder erleben werden."

Fredriksson feierte mit Gessle als Roxette ab den 90er Jahren auf der ganzen Welt Erfolge. Bereits 1986 machte ihr Debut-Album "Pearls of Passion" die beiden zu Stars in Schweden. Mit dem Welthit "The Look" folgte 1989 der internationale Durchbruch. "Joyride", "Listen To Your Heart" oder die Ballade "It Must Have Been Love": Insgesamt verkaufte das Pop-Duo mehr als 80 Millionen Platten.

Im Juni 2015 traten Roxette bei den Filmnächten am Elbufer in Dresden auf. Per Gessle und Marie Fredriksson servierte damals Tausenden Fans ihre Hits aus den Neunzigern: 

Fredriksson war der Erfolg nicht in die Wiege gelegt. Sie wächst mit mehreren Geschwistern im südschwedischen Schonen auf, der Familie mangelt es an Geld. Als sie sieben Jahre alt ist, stirbt ihre Schwester Anna-Lisa bei einem Unfall. Der Vater ertränkt seinen Kummer im Alkohol, schreibt sie in ihrer 2016 veröffentlichten Autobiografie "Listen To My Heart". Der Vater stirbt mit 67 Jahren nach einem Herzinfarkt, erlebt den Erfolg seiner Tochter nicht. Die genießt den ungewohnten Reichtum, kauft sich teure Klamotten. Doch auf Tourneen fühlt sie sich oft einsam und gestresst, trinkt zuviel.

2002 stellten Ärzte bei Fredriksson ein schweren Hirntumor fest. Mit der Diagnose bricht für die Sängerin "die Hölle" los, wie sie in ihrer Autobiografie beschreibt. Darin berichtet sie schonungslos offen, wie es ihr während der Krankheit geht. Wie hässlich sie sich fühlt, weil ihr Gesicht durch das Cortison aufgedunsen ist. Wie verzweifelt sie sich fühlt, als sie kaum sprechen kann. Sie habe seit der Diagnose Jahre voller Leere, Depression und Einsamkeit erlebt, schrieb sie. "Ich büßte meine Identität ein. Wurde Krebs. Mehr war ich nicht mehr. Und ich hasste jede Sekunde dieses Daseins."

Marie Fredriksson und Per Gessle bei einem Auftritt in München 2011.
Marie Fredriksson und Per Gessle bei einem Auftritt in München 2011. © Frank Leonhardt/dpa

Unter der Krankheit leidet auch ihre Familie. Fredriksson fühlt sich als schlechte Mutter, weint mit ihrem Mann "Micke" in der Küche, wenn die beiden Kinder nicht im Raum sind. Ihren Mann hatte sie 1991 in Australien lieben gelernt. Die beiden heirateten spontan - nicht einmal 48 Stunden nach ihrem Kennenlernen. "Er war der Richtige, das wusste ich. Auf ihn hatte ich gewartet", schreibt sie in ihrem Buch.

Fredriksson legt nach der Krebs-Diagnose eine längere Pause ein. 2009 wagt sie mit Roxette ein Comeback, Gessle und sie nehmen sogar ein neues Album auf.

2016 kann die Schwedin nicht mehr. Die Schmerzen in ihrem Bein, dem Fuß - Folgen ihrer Krankheit - sind zu groß. Die Ärzte raten ihr von einer geplanten Geburtstagstour ab. Die Tournee wird abgesagt, und die Band sagt dem Leben auf der Bühne nach 30 Jahren Adé. (dpa/SZ)