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Trauerfeier für getöteten Jungen von Gleis 7

Der Junge, der von einem 40-Jährigen Mann in Frankfurt vor einen Zug gestoßen wurde, wurde am Samstag im Kreis seiner Familie verabschiedet.

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Am Bahnhof von Frankfurt hatten kurz nach der Tat viele Menschen ihr Beileid mit Blumen, Kerzen und Kuscheltieren bekundet.
Am Bahnhof von Frankfurt hatten kurz nach der Tat viele Menschen ihr Beileid mit Blumen, Kerzen und Kuscheltieren bekundet. © Frank Rumpenhorst/dpa

Glashütten. Angehörige, Freunde, Nachbarn und Bekannte haben am Samstagabend Abschied von dem Ende Juli an Gleis 7 des Frankfurter Hauptbahnhofs getöteten Jungen Abschied genommen. Bei der ökumenischen Gedenkfeier im Heimatort der Familie im hessischen Glashütten war auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unter den Trauernden.

Der achtjährige Junge und seine Mutter waren am 29. Juli im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen worden. Das Kind wurde vom Zug überrollt und tödlich verletzt, die Mutter konnte sich vom Gleis retten. Mutmaßlicher Täter ist ein 40-jähriger Familienvater mit eritreischer Staatsangehörigkeit aus der Schweiz. Er sitzt in Haft.

Laut einer gemeinsamen Mitteilung des Hochtaunuskreises und der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau hatte Bouffier vor der Trauerfeier am Samstag der Familie auch in einem persönlichen Gespräch seine Anteilnahme bekundet. Der Ministerpräsident und die Glashüttener Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg (Unabhängige) hatten sich zudem kurzfristig entschlossen, selbst eine Fürbitte im Gottesdienst zu halten.

Der evangelische Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, sagte in einer Ansprache, das Ereignis bleibe "für immer schrecklich und unfassbar". Angesichts der Sprachlosigkeit sei es wichtig, "zusammenzuhalten, zu beten und zu weinen, zu singen und zu klagen, uns an den Händen zu nehmen und in die Augen zu schauen". Das Ganze sei wie ein böser Traum und zugleich eine unendliche Leere. "Wie kann da der Glaube helfen? Was kann uns trösten?", sagte der Theologe. "Der Glaube nimmt uns nicht den Schmerz. Aber er hilft vielleicht, mit ihm zu leben".

Bouffier sprach in einem Fürbittengebet das Entsetzen über die Tat im Bahnhof an. "Wir sind fassungslos über das Böse, zu dem ein Mensch fähig ist," sagte er. "Hilf uns, hilf allen, damit sich der Zorn nicht in die Seele frisst. Damit die Wut nicht zur Rache drängt."

Journalisten waren im Gottesdienst aus Rücksicht auf die Trauerfamilie nicht zugelassen. (epd)