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Trauerhalle in Not

Auf den Dorffriedhöfen sind die Häuschen kaum genutzt. Nun muss eins davon saniert werden – was teure Folgen für alle haben könnte.

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Von Eric Weser

Gröditz. Eins plus eins ergab in diesem Fall ausnahmsweise fünf: Als Gröditz 2013 mit der Gemeinde Nauwalde fusionierte, hatte die Stadt plötzlich eine Handvoll Trauerhallen: Zwei aus eigenem Besitz auf den Friedhöfen in Reppis und an der Wainsdorfer Straße. Hinzu kamen drei aus der Altgemeinde Nauwalde auf den Friedhöfen Nieska, Schweinfurth und im Ort Nauwalde.

Nun muss das Exemplar auf dem Nauwalder Friedhof saniert werden – und das dürfte eine größere Debatte anstoßen. Denn die Reparatur wird teuer, wie die Untersuchung eines Planungsbüros im Stadtauftrag ergeben hat. Demnach sind reichlich 60 000 Euro für die Sanierung veranschlagt. Viel Geld – auch im Vergleich zu anderen Ausgaben. Für die Grund- und Sonderförderung der Gröditzer Vereine zum Beispiel wendet die Stadt im Jahr 30 000 Euro auf. Eine Summe, von der mehrere Tausend Menschen in Gröditz profitieren. Im Fall der Nauwalder Trauerhalle sähe das wohl ein wenig anders aus. Wie oft das Gebäude bisher im Jahr genutzt wird, lässt sich an einer Hand abzählen.

Was aber noch schwerer wiegen dürfte: Wird die Nauwalder Halle saniert, würde sich das auf alle Gröditzer Trauerhallen auswirken – und aufs Portemonnaie der Bürger. Denn egal ob in Reppis, Nieska oder an der Wainsdorfer Straße: Eine Trauerhalle zu nutzen kostet überall dasselbe, das regelt die Gröditzer Friedhofsgebührensatzung. Daran werde sich auch künftig nichts ändern, macht Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) klar. Das dürfte zur Folge haben, dass die Gebühren infolge Sanierung in Nauwalde für alle anderen Häuschen mit steigen würde. Wie viel teurer als die heutigen 125 Euro es dann wäre, ist bisher offen. Absehbar scheint, dass es sich nicht nur um ein paar Euro handeln würde.

Stadtchef Jochen Reinicke gibt bereits zu verstehen, dass fünf kommunale Trauerhallen bei gerade mal 7 500 Gröditzer Einwohnern kaum zu erhalten sind. Zumal er persönlich Fälle kenne, in Trauerfeierlichkeiten für verstorbene Gröditzer andernorts abgehalten wurden, ebenso wie die Bestattungen der einstigen Anwohner.

Ausweichen auf die Kirche?

Trotz allem: Die in den 1960ern erbaute Nauwalder Trauerhalle will man nur ungern aufgeben, macht Ortsvorsteherin Barbara Hoffmann (Die Linke) deutlich. Vielen Familien sei eine Trauerfeier im Ort sehr wichtig, selbst wenn Angehörige anschließend zum Beispiel in der Innenstadt beigesetzt werden. Doch auch Hoffmann sind die hohen Sanierungskosten für die Trauerhalle bewusst. Sie bringt deshalb die Kirche als Ausweichmöglichkeit ins Spiel. Die Kirchgemeinde gestatte allerdings bisher keine weltlichen Trauerfeiern in ihren Räumen, sagt die Ortsvorsteherin.

Und dabei dürfte es auch bleiben. Pfarrer Christian Thiele kann das Bedürfnis nach Trauerfeiern im Heimatort zwar verstehen. Kirchen seien aber Räume der Verkündigung, sagt er. Kirchliche Trauerfeiern seien Gottesdienste – und damit etwas anderes als weltliche Trauerfeiern. Lasse man diese in der Kirche zu, setze man quasi ein Symbol gegen sich selbst, so Thiele. Nicht nur in der Kirchgemeinde, auch bei der Landeskirche lehne man deshalb ab, Kirchen für weltliche Trauerfeiern zu öffnen.

Zwar gibt es Ausnahmen, etwa in Koselitz. Doch das sei ein Sonderfall, sagt Thieles zuständiger Pfarrerkollege Walter Lechner. „Die Trauerhalle in Koselitz ist aus baulichen Gründen derzeit nicht benutzbar und sehr klein.“ Zudem finden in der Koselitzer Kirche keine regelmäßigen Gottesdienste, sondern nur einzelne Höhepunkte statt – ganz anders als in der Kirche Nauwalde, die die Hauptkirche der Kirchgemeinde ist. Die in Koselitz gewährte Gastfreundschaft sei daher vorübergehend und die Ausnahme. Die Regeln besagen klar, dass für weltliche Trauerfeiern die Kommunen Räume bieten müssen, so Lechner.

Was das für die Sanierung der Nauwalder Trauerhalle heißt, wird nun die Orts- und Stadtpolitik diskutieren müssen.