Von Manfred Müller
Schönfeld. Eine Braut soll vier Dinge bei sich haben: etwas Neues, etwas Geliehenes, etwa Blaues und etwas Altes. Letzteres lässt sich oft nur schwer ins Hochzeits-Outfit integrieren. „Da nehme ich einfach meinen künftigen Ehemann“, soll mal eine Braut gesagt haben. Der Witz hat zwar schon einen Bart, aber bei der Schönfelder Hochzeitsmodenschau fand er gestern jede Menge Lacher. Überhaupt wurde die Modenschau sehr humorvoll auf den Laufsteg gebracht. Da holte der Bräutigam schon mal die Handschellen aus der Sakkotasche und zog seine Angebetete gefesselt hinter sich her – „Shades of Grey“ ließ grüßen. Oder die Models wurden nicht hinter den Kulissen eingekleidet, sondern mitten auf der Bühne. Da konnte man bewundern, was eine Braut so Raffiniertes unterm Reifrock trägt. Der Bräutigam allerdings durfte seine Anzughose schon hinterm Vorhang anziehen.

„Im Trend liegen cremefarbene Brautkleider mit Tüll und Spitze“, erklärt die Dresdner Ausstatterin Kerstin Decker-Schwabe, „dazu farbige Gürtel und Blüten am Kleid. Beim Bräutigam gehe es etwas praktischer zu – hier seien blaue Anzüge im Kommen. Die könne man später auch bei anderen Anlässen anziehen. Generell gehe die Entwicklung hin zur entspannten Heirat. Schnell raus aus dem zeremoniellen Brautkleid und rein in ein hübsches, leichtes Festkleidchen – natürlich ebenfalls speziell für die Hochzeit gefertigt. Dann ganz entspannt im Freien feiern – am besten auf einer Wiese mit Vogelgezwitscher. Ganz in weiß zu heiraten ist für Kerstin Decker-Schwabe keine Frage des Stils, sondern schlicht und einfach des Hauttyps. Bei braun gebrannten Mädels sehe das hervorragend aus, bei blassem Teint sei es unvorteilhaft.
Viel Wert werde heute auf Details gelegt
Annika Petrenz hat sich diese Worte zu Herzen genommen. Sie werde sich wohl ein cremefarbenes Brautkleid schneidern lassen, sagt sie. Die junge Dresdnerin will im nächsten August heiraten, und sucht noch nach Anregungen. „Vor allem die Blumenarrangements waren uns wichtig“, erklärt ihr Auserwählter, Benjamin Beck. Mit etwa 50 Gästen wird ihre Hochzeitsfeier so im Mittelfeld liegen, aber schon aufwendig genug, dass es ohne professionelle Hilfe nicht mehr geht. Die konnte man auf der Schönfelder Hochzeitsmesse an allen Ecken und Enden bekommen.
Insgesamt 35 Aussteller aus der Region boten alles, was zum stilvollen Heiraten gehört: Kleidung, Frisur, Schminke, Eheringe, Hochzeitstorte, Tischdekoration, Stretch-Limousine, Pferdekutsche, fotografische Begleitung. Christin Schöne hat sich auf Porträtfotografie spezialisiert. „Viele Brautpaare wollen den schönsten Tag ihres Lebens komplett dokumentiert haben“, erzählt die junge Meißnerin. Das beginne schon beim Ankleiden der Braut, bei der Anspannung vor der Trauungszeremonie.
Dann die Erleichterung nach dem feierlichen Moment und schließlich die Ausgelassenheit bei der anschließenden Party. Die Frage nach neuen fotografischen Trends habe sie sich nie gestellt, sagt Christin Schöne. Ihr sei die Geschichte dieses Tages wichtig, und die könne man auch klassisch zeitlos erzählen. Viel Wert werde heute auf Details gelegt – beim Brautkleid, an der Festtafel oder bei zeremoniellen Dingen. Das alles müsse sie festhalten, weshalb sie meist bis in den späten Abend hinein zu tun habe.
Schneeweiße Hochzeitstauben fliegen lassen
Jörg Hentschel liefert zum Hochzeitsoutfit das passende romantische Ritual. Er reist mit seinen dressierten schneeweißen Hochzeitstauben an, die das Brautpaar dann aus seinen Händen in den Himmel steigen lassen kann. Oder sie landen in einem großen Rosenherz, das dekorativ im Festsaal aufgestellt wird. „Drei, vier Jahre Arbeit kostet es schon, damit sie zuverlässig dorthin fliegen und auch sitzenbleiben“, erklärt der Dresdner.
Die indischen Pfauentauben werden übrigens vor jedem Einsatz gebadet, schamponiert und geföhnt, was ihnen nicht immer gefällt. Aber das müsse sein, so Hentschel, denn weiße Tauben seien im Alltag keineswegs so penibel, dass man sie jederzeit vorzeigen könne. Wem das Tauben-Ritual ein wenig zu kitschig anmutet, der kann sich von Jens Mohn das passende Feuerwerk für seine Hochzeitsfeier zusammenstellen lassen. „Das geht ganz individuell, und wie bei allem, bestimmt hier die Braut.“
Da erstrahlen Herzen oder Eheringe in den verschiedensten Sternenfarben, sprühen die Namen von Braut und Bräutigam Feuer. „Was man vermeiden sollte: auf einer Hochzeit die Reste vom letzten Silvesterfeuerwerk abzubrennen“, sagt Jens Mohn. Das sei nicht nur stillos, auch die Besitzer von Schlössern und Gaststätten, wo die Hochzeit gefeiert wird, sähen das nicht gern.