Tricks beim Dreh
Von Susanne Sodan
Von wegen Schwarzwald. Das Glasmännchen aus „Das kalte Herz“ lebt tatsächlich im Elbsandsteingebirge, im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf. Hier bekommen Sonntagskinder drei Wünsche erfüllt, wenn sie den Waldgeist finden. Oder man trifft auf die gruseligere Variante, den Holländer-Michel, bei dem man Herz gegen Erfolg eintauschen kann.
Zumindest in der Neuverfilmung des Märchens ist es so. Für die Szenen mit Glasmännchen und Holländer-Michel sind die Schauspieler Milan Peschel, Moritz Bleibtreu, Frederick Lau und David Schütter im August vergangenen Jahres im Elbsandsteingebirge zu Gast gewesen. Bald ist das Ergebnis in den Kinos zu sehen. Wie der Dreh hier lief, erzählt Produzent Steffen Reuter.
„Eine Herausforderung war für uns, dass die tollsten Felsen mit weiten Ausblicken auch immer am meisten touristisch genutzt werden“, erzählt Reuter. „Darum fielen ein paar Alternativen weg.“ Die Lösung: Alle Motive im Tannenbühl, dem Zuhause vom Waldgeist, und in der Schlucht, die zum Holländer-Michel führt, wurden im Felsenlabyrinth zusammengelegt. Ein perfektes Drehmotiv für eine Märchenverfilmung, so Reuter. „Das Elbsandsteingebirge ist das urigste in Deutschland. Wir wollten Felsen, unbefleckte Natur und zwischendurch wunderbare Aussichten. Das gibt es dort.“
Die Ausstattungsabteilung musste trotzdem ran. Gerade für die Szenen in der Schlucht brauchte es noch ein bisschen mehr Mystik, mehr Moos, mehr Bäume, mehr Sträucher. „Es sollte ganz ursprünglich und zugewuchert wirken.“ Für die Szenen mit dem Glasmännchen zauberte das Filmteam dagegen eine riesige Tanne ins Labyrinth. „Den Stamm haben wir mit einer Holzkonstruktion um mehrere Bäume herumgebaut“, erklärt der Produzent.
Inhaltlich hält sich das neue „Kalte Herz“ von Regisseur Johannes Naber an das Märchen von Wilhelm Hauff: Der Köhlerjunge Peter Munk, gespielt von Frederick Lau, verliebt sich in die Glasmacher-Tochter Lisbeth (Henriette Confurius). Da er glaubt, bei ihr nur mit Reichtum und Erfolg landen zu können, macht er sich auf die Suche nach dem Glasmännchen. Der Waldgeist gewährt ihm drei Wünsche. Da Peters Bitten eher unüberlegt sind – tolle Tanzfähigkeiten, viel Geld, eine Glashütte – steht er am Ende doch mit leeren Händen da. Also wendet er sich an den Holländer-Michel, verkörpert von Moritz Bleibtreu.
Viele Szenen wurden tatsächlich im Schwarzwald oder in Babelsberg gedreht. Aber so manche Gruselszene kommt aus dem Elbsandsteingebirge.
Ein Dreh mit viel schwerer Technik im Gebirge – das war eine Herausforderung für das Filmteam. Zum Beispiel als es darum ging, einen riesigen Bluescreen über die Felsen zu buckeln. Die 240-Quadratmeter-Wand brauchten die Filmleute, um einen weiten Ausblick zu simulieren, der dann im Nachhinein digital eingebaut wurde. Noch schwieriger ist es, wenn es sich beim Drehort um ein beliebtes Ausflugsziel handelt. „Viele Ausflügler waren verständnisvoll und sehr interessiert, was denn gedreht wird“, erzählt Steffen Reuter. Andere wiederum hätten gemurrt. Reuter nimmt es gelassen. „So ist halt das Drehen an öffentlichen Orten.“
„Das Kalte Herz“, Kinostart am 20. Oktober