Merken

Trio kommt glimpflich davon

Ein Diebstahl bringt drei junge Nixenstädter auf die Anklagebank. Auf dem Kerbholz haben sie aber noch mehr.

Teilen
Folgen
© Patrick Seeger / dpa

Von Eric Weser

Strehla. Sie sehen schon nach Männern aus – die drei Kerle zwischen 18 und 20 Jahren aus Strehla, die in ihren schwarzen Pullis im Riesaer Amtsgericht sitzen. Was ihnen vorgeworfen wird, klingt allerdings eher nach Dummejungenstreich. Es ist Sommer 2016, und das Trio ist mit Kumpels auf einem Camping-Trip. Man zeltet in der Gegend, in der sich die Landesgrenzen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg treffen.

Während die anderen Freunde schon schlafen, macht das sich das Trio zu einer nächtlichen Runde über den Campingplatz auf. Bei den Dauercampern stoßen sie auf eine offene Laube. Aus der lassen sie ein Dutzend voller Bierflaschen und Mineralwasser mitgehen. Tags darauf haben sie deshalb die Polizei am Hals. – Ja, das sei so gewesen, geben sie die Tat zu. Sie hätten schon Alkohol intus gehabt und seien neugierig gewesen. Das Trio, bestehend aus zwei Brüdern und einem weiteren Kumpel, wirkt reumütig. „Extrem peinlich“ sei diese Sache von vor anderthalb Jahren gewesen, sagt einer der drei. Sein Vater sei in der Gegend um den Campingplatz kein Unbekannter.

Die drei machen eigentlich einen rechtschaffenen, fast zurückhaltenden Eindruck. Sie antworten so höflich wie bündig auf die Fragen, die ihnen das Gericht stellt. Einer der beiden Brüder steigt bei der Frage nach seinem Azubi-Gehalt in eine kleine Gerechtigkeitsdebatte ein. Er verdiene in seiner Klasse am wenigsten, trotz drittem Lehrjahr in einem technischen Beruf. Auch die anderen beiden haben offenbar etwas auf dem Kasten. Der zweite der Brüder studiert in Dresden.

Der dritte Angeklagte macht gerade sein Abitur in Riesa, will mal Lehrer werden. – Im Kontrast dazu steht, was in der Verhandlung noch bekannt wird. Die Brüder sind – wenn auch teils vor längerer Zeit – mit Drogendelikten und Diebstählen aufgefallen. Der jüngere Bruder und der dritte Angeklagte erregten zudem Ende April Aufsehen in Strehla. Sie waren die Einbrecher, die beim Einsteigen ins Vereinsgebäude des SV Strehla auf frischer Tat ertappt worden waren. Die anschließende Nacht in der Polizei-Zelle sei „ein harter Denkzettel“ für ihn gewesen, sagt einer der beiden Brüder. „Mit solchen Sachen sägt man dann schon an einer Zukunft“, mahnt Amtsrichter Herbert Zapf.

Doch es gibt auch wieder Punkte, die für die Strehlaer sprechen. Sie scheinen sich in ihren Ausbildungen reinzuknien. Zwei der Jungs haben nach eigenem Bekunden eine Freundin. Es habe eine Phase gegeben, in der die drei Grenzen ausgelotet hätten, sagt eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe, die die drei aus Gesprächen kennt. Alkohol und Langeweile hätten die Hemmschwellen gesenkt.

Durch die Ausbildung, Schule und Freundinnen komme jetzt aber keine Langeweile mehr auf, schätzt die Expertin ein. – Die beiden Vereinsheim-Einbrecher hatten außerdem 60 Arbeitsstunden und die Wiedergutmachung des Schadens aufgebrummt bekommen. Einer der beiden trägt noch immer 50-Euro-weise seine Schuld ab, der andere hat seinen Anteil sofort beglichen und dafür sein Erspartes angezapft.

Den Einbruch ins Sportlerheim sieht Amtsrichter Zapf kritisch, macht er deutlich. Auch geklaute Angeln, die bei dem Camping-Trip 2016 auf ungeklärte Weise ins Auto von einem der beiden Brüder gelangten, stimmen ihn misstrauisch. Dieses Verfahren dazu hatte die Staatsanwaltschaft aber eingestellt. Aus dem Bier- und Wasserklau kommen die drei Strehlaer am Ende dennoch glimpflich raus. Das Verfahren wird vorläufig eingestellt.

Jetzt müssen die drei binnen acht Wochen 25 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Außerdem muss jeder 20 Euro an den Mann zahlen, dem sie auf dem Campingplatz die Getränke geklaut hatten. Der Amtsrichter redete den Strehlaern zum Schluss noch mal ins Gewissen und empfahl ihnen, „wärmstens solche Sachen in Zukunft zu unterlassen.“