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Trotz Schrittmacher ins MRT

Herzschrittmacher galten lange als Hindernis für MRT-Untersuchungen. Am Herzzentrum Dresden machen Experten genau dies heute für nahezu alle Betroffenen möglich.

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Intensive Besprechung im Herzzentrum Dresden: Oberarzt Dr. Stefan Ulbrich, Chefarzt Dr. Christopher Piorkowski und Dr. Jakub Tomala werten die MRT- Untersuchung eines Patienten aus.
Intensive Besprechung im Herzzentrum Dresden: Oberarzt Dr. Stefan Ulbrich, Chefarzt Dr. Christopher Piorkowski und Dr. Jakub Tomala werten die MRT- Untersuchung eines Patienten aus. © Robert Reuther / Herzzentrum Dresden

An seine andauernden Herzrhythmusstörungen ist Hubert Müller* mittlerweile gewöhnt. Seit knapp 20 Jahren trägt er deswegen bereits einen Herzschrittmacher. Als er sich kürzlich wegen seiner eingeschränkten Belastungsfähigkeit bei Dr. Christopher Piorkowski am Herzzentrum Dresden vorstellt, überrascht ihn die Aussage des Chefarztes der Abteilung für Rhythmologie: „Wir schicken Sie zur weiteren Diagnostik in unseren Magnetresonanztomographen, also ins MRT“. Bisher ist Hubert Müller stets davon ausgegangen, dass das bei ihm wegen seines Implantats nicht möglich ist. 

„Lange galten MRT-Untersuchungen für Patienten mit Herzschrittmacher oder Defibrillator als unmöglich und sogar gefährlich. Das lag daran, dass das starke Magnetfeld die empfindliche Elektronik der Medizingeräte stört oder sogar die Elektroden überhitzen lassen kann“, erklärt Dr. Piorkowski. Dies war schlecht für die Patienten, denn das MRT wird in der Diagnostik bei Herzerkrankungen immer wichtiger. Es eignet sich hervorragend für die Verlaufsuntersuchung bei einer Herzschwäche. Es kann Narben auf dem Herzmuskel darstellen, die sehr wichtig für die Diagnose sind und zu einem speziellen Therapieverfahren führen können. „Im MRT ist es uns möglich, drei Untersuchungen in einer zu komprimieren, nämlich Ultraschall, Röntgen und eine indirekte Herzkatheteruntersuchung zur Feststellung einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels“, beschreibt Dr. Christopher Piorkowski. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern den Betroffenen und Medizinern auch jede Menge Röntgenstrahlung.

Das alles ist mittlerweile auch für Patienten mit Herzschrittmacher oder Defibrillator möglich – und zwar nicht nur für die, welche bereits jene modernen Geräte implantiert bekommen haben, die so entwickelt wurden, dass sie MRT-tauglich sind. „Wir können inzwischen so gut wie jeden Patienten trotz solcher Implantate gefahrlos durchs MRT schicken“, so Dr. Christopher Piorkowski. Das erfahrene Team um Oberarzt Dr. Stefan Ulbrich und MUDr.

Jakub Tomala programmiert dafür die Geräte in einen für die Untersuchung ungefährlicheren Modus um. Anschließend überwachen sie den Patienten mittels EKG und anderen Systemen. Gleiches gilt für implantierte Defibrillatoren, kurz ICD. Damit die Magnet-Felder des MRT keinen ungewollten Schock auslösen, werden bestimmte Teile des ICD deaktiviert. Die Funktionen des Schrittmachers oder des ICD müssen nach dem MRT selbstverständlich sorgfältig geprüft und die ursprünglichen Parameter wiedereingestellt werden. „Wichtig ist, dass die Untersuchungen von Experten durchgeführt werden, die zum einen die Programmierung der Geräte beherrschen, zum anderen den Patienten während des Prozedere sorgfältig überwachen und im Notfall auch direkt einen neuen Schrittmacher oder ICD einbauen können“, erläutert Dr. Piorkowski. Dann sind auch durchaus kuriose Diagnosen möglich. „Wir hatten einen Patienten mit einem Herzschrittmacher, bei dem wir aufgrund der MRT-Untersuchung festgestellt haben, dass er gar kein solches Gerät mehr braucht“, so der Chefarzt.

Hubert Müller wird aber weiter einen Schrittmacher brauchen. Bei seiner MRT-Untersuchung konnten die Experten feststellen, dass seine beiden Herzhälften nicht im gleichen Takt schlagen, sondern eine sogenannte Schaukelbewegung aufweisen. Dank einer Aufrüstung und Neuprogrammierung seines Herzschrittmachers schlagen mittlerweile beide Hälften wieder synchron. „Dank des MRT hat Herr Müller heute einen deutlichen Leistungsgewinn seines Herzens und damit eine viel höhere Lebensqualität“, freut sich Dr. Piorkowski. (Robert Reuther)

*Name geändert

Dieser Beitrag erschien in der "Medizin heute" 04/2019.