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Tschechien wertet Krone wieder auf

Es ist wohl ein Wahlgeschenk an die Tschechen: Kurz vorm Sommerurlaub soll ihr Geld wieder mehr wert sein.

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© Reuters

Von Hans-Jörg Schmidt

Die tschechische Landeswährung steht vor einer Aufwertung gegenüber dem Euro. Der neue Gouverneur der Nationalbank, Jiri Rusnok, bestätigte nach einem Treffen mit Premier Bohuslav Sobotka, dass voraussichtlich im April oder Mai die willkürliche Schwächung der Krone aufgehoben werde.

Die Nationalbank hatte seit November 2013 auf dem internationalen Devisenmarkt interveniert, um den Kurs der Krone auf einen Kurs von etwa 27 zu 1 im Verhältnis zum Euro zu halten. Ziel der künstlichen Schwächung der Krone war es, eine drohende Deflation abzuwehren und die 2013 schwächelnde Konjunktur zu beleben. Von der seither geltenden Maßnahme profitierte vor allem der tschechische Export; tschechische Ausfuhrprodukte verkauften sich wegen des geringeren Preises im Ausland günstiger als vorher. Tschechien ist ähnlich wie Deutschland auf Exporterlöse angewiesen. Die Maßnahme war jedoch von Anfang an im Land umstritten, weil sich durch den künstlich niedrigen Kurs der Krone unter anderem die Urlaube für Tschechen verteuerten.

Rusnok sagte, die Nationalbank werde ihr Vorgehen „von der aktuellen Entwicklung abhängig machen“. Allgemein wird jedoch ein für die Tschechen besserer Kurs zum Euro erwartet. Die Rede ist von einem Verhältnis Krone/Euro von etwa 25 zu 1.

Seit Jahresbeginn betrug die Inflation im Jahresvergleich 2,2 Prozent und übertraf damit die Prognosen der Nationalbank. Die hatte immer erklärt, dass sie ihre Eingriffe in den Markt beenden werde, wenn Tschechien eine stabile Inflationsrate von etwa 2 Prozent haben werde. Beobachter sehen in der anstehenden Kurskorrektur auch ein Wahlgeschenk der Regierung an die Bürger, die auf diese Weise im Sommer einen günstigeren Urlaub buchen könnten. In Tschechien wird im Herbst ein neues Parlament gewählt. Die tschechischen Exporteure sehen der Stärkung der Krone mit gemischten Gefühlen entgegen.

Ob und wann Tschechien der Euro-Zone beitritt, ist völlig offen. De facto hat sich das Land beim Beitritt zur EU auch zum Beitritt zur Euro-Zone verpflichtet. Es gibt aber massive Vorbehalte innerhalb der Regierung. Die gehen so weit, dass einige Parteien eine Ausnahmeregelung anstreben, um dem Euro-Raum nicht beitreten zu müssen und somit weiterhin selbst entsprechend der Inflation und Konjunkturlage den Kurs zum Euro beeinflussen zu können. In der Bevölkerung gibt es eine starke Abneigung gegen den Euro. 80 Prozent der Bevölkerung hängen an der Krone. Diese negative Stimmung hat sich seit der Griechenlandkrise aufgebaut, als andere Euro-Länder über gemeinsame Maßnahmen der Euro-Gruppe für Athen einstehen mussten.