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Bullaugen und Wellen für den Kristall

Das Glasmuseum Jablonec präsentiert Weihnachtsschmuck in ganz neuer Form.

Von Petra Laurin
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So sieht der Museumsanbau des
Jablonecer Glasmuseums von
außen aus – er hat die Form eines Glaskristalls.
So sieht der Museumsanbau des Jablonecer Glasmuseums von außen aus – er hat die Form eines Glaskristalls. © Petra Laurin

Weihnachtsschmuck auf einem Christbaum zeigen? Das wäre zu langweilig gewesen. Eine neue Dauerausstellung im tschechischen Glasmuseum in Jablonec nad Nisou (Gablonz) stellt die Kostbarkeiten auf ganz anderer Art vor. Als Meereswellen zum Beispiel, als Bullaugen, Dampfer oder als Wolkenkratzer. „Mehr als 3.300 Schmuckstücke hat der Designer Jakub Berdych Karpelis für die besondere Schau gebraucht“, erzählt Museumsdirektorin Milada Valečková. Die Ausstellung soll den langen Weg des tschechischen Weihnachtsschmucks aus Böhmen bis nach Übersee, auf dem amerikanischen Markt, nachvollziehen. Das Haus erfüllt sich mit der Neugestaltung der Schau einen langgehegten Wunsch.

Die Eröffnung der Weihnachtsschmuck-Ausstellung ist der Schlusspunkt des für die zehnjährigen Mühen, um die Schaffung eines ungewöhnlichen Anbaus in der Form eines Kristalls. Zuletzt ging es darum, ihn mit Leben zu erfüllen. Das dreistöckige Gebäude wurde vor zwei Jahren eröffnet, die neue ständige Exposition mit dem Namen „WOW – Welt der Wunder“ ist erst jetzt dazugekommen.

Sie beinhaltet nur ein Fünftel der üppigen, weltweit einzigartigen Sammlung des Museums. Die größte Sammlung der Welt dieser Art in öffentlicher Hand besteht aus fast 17.000 Weihnachtsschmuck-Objekten aus Glas und Perlen. Die meisten Stücke bekam das Museum im Jahre 2008 als Geschenk von der ehemaligen Exportgestellschaft Jablonex, die 2008 den damals nach offiziellen Angaben einzigartigen Musterraum schloss. Das Jablonecer Unternehmen ging schließlich Pleite. Das Übrige stammt von der Jablonecer Firma Ornex, die noch immer produziert. „Die Sammlung wird stets ergänzt, wir haben darin aber auch historische Exponate vom Anfang des 20. Jahrhunderts“, schildert die Kuratorin Dagmar Havlíčková.

„Unser Ziel war es, keine gewöhnliche Dauerausstellung zu öffnen, wir wollen den Besuchern ein einzigartiges emotionales Erlebnis bieten. Wir hoffen, dass unsere neue Ausstellung eine große Attraktion ist, die auf die Gäste einen guten Eindruck macht“, so die Museumsdirektorin. Direkt in der Schau findet man nur Basisinformationen zu den Objekten. Details und weitere Hinweise können die Besucher über einen Audioguide (Hörführer) erhalten, der in fünf Sprachen zur Verfügung steht. Gezeigt wird auch ein Kurzfilm über die Herstellung von Weihnachtsschmuck von Tomáš Luňák, der 2012 für seinen Comic „Alois Nebel“ den Europäischen Preis für den besten Animationsfilm bekam. Es geht um einen tschechischen Fahrdienstleiter, der einem mysteriösen Fremden begegnet.

Kreise, die an Bullaugen erinnern, Vitrinen in Wellenform – auf diese und andere Weise präsentiert das Glasmuseum Jablonec in Tschechien seine außergewöhnliche Sammlung an Christbaumschmuck.
Kreise, die an Bullaugen erinnern, Vitrinen in Wellenform – auf diese und andere Weise präsentiert das Glasmuseum Jablonec in Tschechien seine außergewöhnliche Sammlung an Christbaumschmuck. © Johana Antosova

Zurück zur Sammlung in Jablonec: Die ältesten ausgestellten Stücke stammen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. „Es sind Pappdekorationen oder Produkte aus geblasenen Perlen, die mit Wachs und Phosphor gefüllt sind, die am Baum stahlen“, erzählt der Chefkurator Petr Nový.

Das größte Exponat der Ausstellung ist eine 68 Zentimeter hohe Turmspitze, das winzigste eine 4,5 Zentimeter hohe Elefantenfigur. „Wir haben hier auch einige luxuriöse Dekorationsgegenstände, um die uns selbst das New Yorker Metropolitan Museum beneiden könnte“, sagt Petr Nový.

Gleichzeitig mit der Ausstellung eröffnete das Museum ein neues Atelier, das an bestimmten Tagen kreative Workshops anbietet. Die Programme seien vor allem an Familien mit Kindern angepasst. „Jeden Freitag können die Besucher Vorführungen der traditionellen Glas- und Modeschmuckherstellung anschauen oder selbst etwas zu basteln versuchen“, beschreibt Direktorin Valečková. Auch in diesem Jahr beteiligt sich das Museum übrigens an der Verkaufsausstellung „Zerbrechliche Schönheit“, die in diesem Jahr vom 4. bis 7. August in dem Eurozentrum von Jablonec stattfindet.

Während der Ferien ist die zum Museum gehörende Liščí bouda (Fuchsbaude), das ist Haus Nummer 52 in der einstigen Glasbläsersiedlung Kristiánov (Christianstal) im Isergebirge, täglich geöffnet, jetzt von 10 bis 17 Uhr. Dort vermittelt eine Schau die Ortsgeschichte. Zudem läuft ein Familienprogramm. Am 16. Juli sowie am 13. und 27. August zeigen Glasbläser ihre Kunst. Der Eintritt zur Fuchsbaude inklusive Begleitaktionen ist dieses Jahr frei.

Glasschmucktage „Zerbrechliche Schönheiten“, 4. bis 7. August, Eurocentrum Jablonec mit über 40 Ausstellern, Musik, Modenschauen, geöffnet 10 bis 18, Sonntag bis 16 Uhr, Eintritt 100 Kronen, Rentner 80 Kronen, Kinder bis 15 Jahren in Begleitung der Eltern freier Eintritt. Mehr Infos unter www.krehkakrasa.cz und www.msb-jablonec.cz