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Baustart für die „Blaue Linie“ in Prag

Tschechiens Hauptstadt bekommt eine neue Metro-Strecke – mit jahrelanger Verspätung. Erst 2029 wird sie wohl fertig.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Illustration zur neuen Metro Linie D in Prag: So soll die Station Olbrachtova aussehen.
Illustration zur neuen Metro Linie D in Prag: So soll die Station Olbrachtova aussehen. © PR Praha/fotomaly.cz

Dafür, dass die neue, vierte Prager Metrolinie das vermutlich bislang teuerste Bauprojekt der tschechischen Hauptstadt werden wird, verlief der Auftakt der Bauarbeiten Ende April mit nur wenig Trara.

Kein Wunder: Die neue U-Bahn-Strecke, die das Zentrum mit großen Wohnsiedlungen verbinden wird, kommt mit einer Verspätung von 15 Jahren. Seinerzeit hatte die damalige Führung der Stadt der Verlängerung schon bestehender Linien Vorrang gegeben. Dabei wäre die neue, die „Blaue Linie“ D, strategisch wichtiger gewesen.

In den südlichen Vorstadtsiedlungen leben 150.000 Menschen. Die kommen derzeit – was öffentliche Verkehrsmittel angeht – in Stoßzeiten nur mit überfüllten Bussen vom Fleck, müssen zudem meist auch noch in die ihnen nächste Metro, die „Rote Linie“ C, umsteigen. Die wiederum ist mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenze gelangt, braucht dringend Entlastung. Es wird aber bis 2029 dauern, ehe die „Blaue Linie“ komplett genutzt werden kann.

Die neue Linie wird insgesamt 10,6 Kilometer lang sein und zehn Stationen haben, die von tschechischen bildenden Künstlern ausgestaltet werden sollen. Ihren Anfang nimmt sie am zentrumsnahen Náměstí Míru (dt. Friedensplatz), wo jetzt schon die „Grüne Linie“ A Richtung Altstadt, Neustadt und Kleinseite fährt. Und auf dem Weg zu ihrer Endhaltestelle Depo Písnice kreuzt sie in Pankrác die „Rote Linie“ C.

Die „Blaue Linie“ wird auch einige grundlegende technische Veränderungen mit sich bringen. Die U-Bahn-Züge sollen dort zum einen fahrerlos betrieben werden. Zudem wird man Sicherheitswände auf der ganzen Länge der Bahnsteige bauen. Die Türen in diesen Wänden sind mit denen der Züge verbunden. Sie öffnen sich erst nach dem Halt der Bahn, was die Sicherheit massiv erhöhen dürfte. Dafür wird der Neubau nicht billig. Gegenüber den ersten Planungen hat sich der Kostenvoranschlag zum Baubeginn auf umgerechnet vier Milliarden Euro verdoppelt.

Mit der Linie D wird die Metro einmal mehr ihrem Ruf als wichtigstes Prager Verkehrsmittel gerecht. Sie bewältigt mit mehr als einer Million Fahrgäste täglich rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens.