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Riesengebirgsort Harrachov will weltweit einzigartige Ski-Bedingungen schaffen

Dank innovativer Beschneiungstechnik soll die Saison künftig fünf Monate dauern. Die Schanzen werden saniert. Die Liftanlagen auch. Und noch viel mehr.

Von Petra Laurin
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Harrachov im Riesengebirge rüstet sich für die Skifahrer mit neuer Technik und Investitionen.
Harrachov im Riesengebirge rüstet sich für die Skifahrer mit neuer Technik und Investitionen. © Stadt Harrachov

Die goldenen Skisprungzeiten sind schon eine Weile vorbei für die Schanzenanlage im tschechischen Harrachov (Harrachsdorf). 2014 fanden dort vorerst letztmalig Skiflugweltmeisterschaften statt. 2023 waren noch einmal die Nordischen Kombinierer auf einer der Schanzen am Start. Doch eigentlich geht seit 2018 nichts mehr in diesem Wintersportareal. Ein Ort, an dem der österreichische Skispringer Andreas Goldberger auf der dortigen Flugschanze die 200-Meter-Marke „überflog“.

Seit Jahren wird eine Sanierung erwogen. Aus finanziellen Gründen war sie bislang gescheitert. Aber nun soll es endlich klappen. Geplant ist ein Gesamtprojekt. Dadurch soll in Harrachov wieder ein Leistungssportgelände entstehen, das für Weltcup-Wettkämpfe geeignet wird. Man will also anknüpfen an die guten Jahrzehnte.

Im August wurde in Harrachov das tschechische Nationale Wintersportzentrum gegründet. Das Skiresort soll zum Haupttrainingsort für die Langlauf- und Nordischen Kombinationsmannschaften des Landes werden. Von den geplanten großen Investitionen in die Sportanlagen soll gleichzeitig der Breitensport profitieren. Die breite Öffentlichkeit könne sich auf eine fünfmonatige Wintersaison freuen, heißt es. „Wir beginnen noch dieses Jahr mit der Sanierung der Großschanze K120“, sagte Harrachovs Bürgermeister Tomáš Vašíček.

Die Arbeiten konkret an diesem Bau, der seit 15 Jahren wegen des schlechten technischen Zustands gesperrt ist, koste rund 40 bis 50 Millionen Kronen, umgerechnet sind das rund zwei Millionen Euro. Das Geld komme von der Stadt Harrachov selbst, von der Region Liberec (Reichenberg) sowie von der Tschechischen Sport-Union. Bis 2026 soll diese erste Maßnahme dauern.

Gesamtprojekt dauert bis 2035

„Später werden die kleinen Sprungschanzen an die Reihe kommen“, informiert der Bürgermeister. Die Revitalisierung des gesamten Skisprunggeländes werde mit der Sanierung der Mammutschanze für den Skiflug bis 2035 abgeschlossen sein, so die Hoffnung.

Auch letztere Schanze, auf welcher der einheimische Springer Pavel Ploc 1983 mit einer Weite von 181 Metern den Weltrekord im Skifliegen erzielte, ist seit 2014 nicht mehr im Betrieb. Laut Bürgermeister Tomáš Vašíček soll auch die Seilbahn im Skisprungareal instand gesetzt werden – das wolle man noch in diesem Jahr schaffen.

Modernisiert wird noch in diesem Jahr das Beschneiungssystem. Mit dem, was es künftig zumindest laut Plan leisten kann, reagiert Tschechien auf den Klimawandel. Denn die neue Anlage ermögliche die Produktion von Kunstschnee schon bei Temperaturen von plus 15 Grad Celsius. Sie soll 65 Millionen Kronen kosten und den Skibetrieb von Anfang Dezember bis Ende April garantieren. Die Zahl der Skifahrtage werde auf 130 steigen, so die Ankündigung. Damit überhole Harrachov alle anderen Skigebiete Tschechiens um einen Monat.

Schon 2024 wolle man die Technologie auf einer ersten, zwei Kilometer langen Piste einsetzen. Künftig aber werde diese Form der Beschneiung großflächiger genutzt. Container mit ökologischer Technik zur Herstellung von Kunstschnee werden in Frankreich gekauft. „Dies ist für uns in Tschechien eine einzigartige Technologie“, sagt Vít Háček, der Direktor des Sportzentrums mit den Schanzen. In den Alpen werde sie nur zu kleinen Retuschen genutzt, in Harrachov soll sie die gesamten Skipisten mit Kunstschnee versorgen. „Unser Ziel ist es, die besten Trainingsbedingungen für Sportler sowie für Freizeitsportler zu schaffen“, kündigt er an. „Das wird weltweit einmalig sein“, freut sich Jiří Krejčí, Direktor des Abfahrtslauf-Sportareals.

Geld auch für andere Sportzentren

In der Tschechischen Republik gibt es sieben nationale Sportzentren, in die der Staat innerhalb von zehn Jahren bis zu 6,4 Milliarden Kronen investieren könnte. Dies geht aus Plänen der Nationalen Sportagentur (NSA) hervor, die von der Regierung im Juli 2023 beschlossen wurden. Die wichtigsten sind ein Sommersportzentrum in Nymburk in Mittelböhmen und das neue Wintersportzentrum in Harrachov.