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So setzen Tschechiens Gastronomen die 3G-Regel durch

Seit Anfang November kontrollieren Wirte in Tschechien die neuen Corona-Regelungen. Sächsische.de hat getestet, wie das klappt.

Von Steffen Neumann
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Einkehren wie hier im Restaurant Stephan in Cínovec (Hinterzinnwald) geht nur noch mit 3G-Nachweis. Seit November wird das auch vom Personal kontrolliert.
Einkehren wie hier im Restaurant Stephan in Cínovec (Hinterzinnwald) geht nur noch mit 3G-Nachweis. Seit November wird das auch vom Personal kontrolliert. © Egbert Kamprath

Eigentlich hat sich fast nichts geändert. Die Bestellung an der Theke läuft in der Suppenküche „Polévkárna“ in der Nähe des Děčíner Hauptbahnhofs zügig. Gerade um die Mittagszeit ist die Gaststätte sehr gut besucht. Vor allem Angestellte der umliegenden Firmen, des Museums und des Gebietsarchivs oder der Stadtverwaltung trifft man hier. Sie schwören auf die leckeren Suppen.

Doch seit Montag ist zur üblichen Frage: „Sie wünschen bitte?“ noch eine hinzugekommen. Vor Bestellung und Bezahlung hakt die Frau hinterm Tresen nach: „Zeigen Sie mir bitte noch einen Nachweis, dass Sie geimpft, genesen oder getestet sind.“ Die Cov-Pass-App im Handy ist schnell geöffnet und wird anstandslos akzeptiert. Tschechien hat zwar seine eigene App „Tečka“ (Punkt). „Aber die sieht auch nicht anders aus“, sagt die Wirtin.

3G-Prüfung - eine Sache von Sekunden

Die 3G-Prüfung dauert wenige Sekunden. In anderen Gaststätten wird der Nachweis abfotografiert, meist reicht aber ein Kontrollblick der Bedienung. In Tschechien heißt 3G übrigens O-N-T für „Očkování-prodělaná Nemoc-Test“ (Impfung-Genesen-Test). Voraussetzung für den Besuch von Gaststätten ist die 3G-Regelung schon seit Mai. Nur war die Bedienung nicht verpflichtet, das auch zu kontrollieren. Kontrollen führten das Gesundheitsamt oder die Polizei durch. Das bedeutete, dass es sich nur um Stichprobenkontrollen handeln konnte. Seit die Zahl der Neuinfektionen in Tschechien sprunghaft wächst, hat die Regierung die Maßnahmen angezogen. Die Kontrolle der Nachweise seit 1. November durch das Personal in Restaurants ist dabei eine der wichtigsten Maßnahmen.

„Bei uns läuft das sehr glatt“, bestätigt František Dlask, Inhaber des Café Dlask in Varnsdorf (Warnsdorf). „99 Prozent der Gäste zeigen ohne Kommentar einen Nachweis vor. Nur ganz vereinzelt macht mal jemand auf der Türschwelle kehrt und zieht theatralisch von dannen. Angeblich zur Konkurrenz“, sagt der Konditor.

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Dlask kontrollierte sogar schon die gesamte letzte Woche. „Ich wollte testen, wie das läuft, wie die Gäste es annehmen und das Personal schulen“, sagt Dlask. Aber auch der Testlauf war unproblematisch. „Die Gäste zeigten mir die Nachweise, obwohl sie es gar nicht mussten“, war Dlask selbst überrascht.

Auch im Bahnhofsrestaurant Jedlová (Tannenberg) wird konsequent kontrolliert. „Das läuft bis jetzt gut. Ein Herr musste sein Bier draußen trinken, alle anderen hatten Nachweise“, zeigt sich Bedienung Kristina zufrieden. Es gibt aber auch andere Fälle. Im Café Restaurant Franz Josef I. in Děčín (Tetschen) will niemand irgendwelche Nachweise sehen. Nicht repräsentativen Umfragen in tschechischen Medien zufolge betrifft das aber eine deutliche Minderheit. Es gibt auch welche, die zwar kontrollieren, aber im Notfall den Konflikt mit den Gästen ablehnen, sollte jemand keinen Nachweis haben. „Wir hatten jetzt anderthalb Jahre fast keine Umsätze und wollen keine Gäste vertreiben“, sagt Gabriela Schönbauerová von der Brauerei Monopol in Teplice (Teplitz).

Lieber Kontrolle als Lockdown

Für viele ist dieses Argument aber gerade ein Grund, zu kontrollieren. „Besser, als wenn wir schließen müssten“, denkt Radek Flachs, Inhaber des Restaurants Pošta in Děčín, ungern an den Lockdown zurück. Nur ein sehr kleiner Teil der Betriebe lehnt die Kontrollpflicht öffentlich durch entsprechende Ankündigungen auf Web- oder Facebookseiten ab. Der Verband der Hotels und Gaststätten geht davon aus, dass ungeimpfte Gäste erst gar nicht in Gaststätten gehen.Was für Gaststätten neu ist, kennen Hoteliers schon lange. Petr Kotyza von der Pension Jitřenka in Hřensko (Herrnskretschen) kontrolliert bereits seit der Wiedereröffnung nach dem Lockdown im Frühjahr. „Das klappt problemlos, egal ob Gäste aus Tschechien oder dem Ausland“, sagt Kotyza. Dabei ist die übergroße Mehrheit geimpft. „Wer nicht geimpft ist, sieht eher von Reisen ab, ist meine Erfahrung“, vermutet Kotyza.

Kontrollen speziell in Gaststätten

Das Gesundheitsamt führt gemeinsame Kontrollen mit der Polizei speziell in Gaststätten durch. In neun von zehn Fällen war nichts zu beanstanden, heißt es. Gästen ohne Nachweis droht ein Bußgeld von bis zu 10.000 Kronen (400 Euro). Restaurantbetreiber wiederum müssen im Verwaltungsverfahren sogar bis zu 3 Millionen Kronen (120.000 Euro) Strafe fürchten. Ausgenommen von der Nachweispflicht sind Kinder bis 18 Jahre.

In ganz Tschechien wurden am Donnerstag 13.502 neue Covid-Fälle gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz stieg auf 596. Allerdings ist die Lage in den grenznahen Bezirken deutlich besser als in Sachsen. Im Bezirk Ústí (Aussig) wird eine 7-Tage-Inzidenz von 358 gemeldet, im Bezirk Liberec (Reichenberg) liegt sie bei 321 und im Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad) bei 210.In Tschechien sind 57,4 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Damit liegt die Impfquote etwas höher als in Sachsen. Das Interesse an Impfungen hat seit Mitte Oktober deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Quote für Auffrischungsimpfungen liegt bei über 4 Prozent.