Tschechien: Frisch gezapftes Bier in der Kneipe wird teurer

Corona ist an allem schuld! Damit Sie nicht denken, ich hätte mein Versprechen vergessen, nie mehr eine „Post“ aus der Moldaustadt zum Thema Bier zu schicken. Da aber der übliche deutsche Massentourismus dem Virus zum Opfer fällt, stehe ich noch mehr als sonst in der Informationspflicht. Sie sollen ja bei ihrem nächsten Besuch bei den Nachbarn keinen Schock bekommen.
Also: Als geübte tschechische Bierpatrioten können Sie sich glücklich schätzen, dass Sie in Ihrem gut sortierten deutschen Getränkemarkt kaum Preissteigerungen bei den diversen Sorten des Grundnahrungsmittels unserer Nachbarn hinnehmen müssen. Auch in Tschechien wird Flaschenbier kaum teurer. 2014 musste man für eine Halbliter-Flasche laut dem Statistischem Amt 10,82 Kronen berappen, jetzt kostet sie – trotz beachtlicher Inflation – gerade mal 10,93 Kronen. Mehr verhindert der Wettbewerb vieler Anbieter.
Ganz anders sieht es in den Kneipen aus. Vor allem in den großen Städten langen die Wirte immer kräftiger zu: Einen halben Liter bekommt man kaum noch unter 50 Kronen, umgerechnet zwei Euro. Ja, ich weiß, davon würden Sie in Deutschland träumen. Ich kenne die deutschen Preise auch. Aber es ist noch nicht so lange her, da waren für ein Glas nur 1,50 Euro oder noch weniger fällig.
Der Grund ist ein einfacher: Biertrinken in der Kneipe ist auch in Tschechien mittlerweile nicht mehr nur ein „Akt des Patriotismus“, eine „Kulturtat“ oder schlichtweg der langjährigen Erfahrung der Nachbarn geschuldet, dass Durst in ihrem Land „ausschließlich bierlöslich“ ist.
Nein, Biertrinken in der Kneipe setzt auch in Tschechien eine Dienstleistung voraus. Der Wirt bekommt etwas zu tun, wenn Sie ein frisch Gezapftes ordern. Und das verlangt nach adäquater Bezahlung. „Unser kostbares Nationaljuwel wird einfach teuer“, konstatiert eine große Prager Zeitung. Resignation, weil der Autor keine gute Nachricht hat: „Billiger wird es nie wieder“. Freilich würden die Tschechen deshalb keine Revolution mehr anzetteln. Schließlich steigen auch ihre Einkommen, nicht nur die der Wirte. Darauf ein frisch gezapftes Pils!