Politik
Merken

Durchhalte-Orden für Mann-Frau-Ehen in Tschechien?

Eine Initiative im Prager Senat sieht vor, Männer und Frauen für langjährige Ehen mit Medaillen zu dekorieren. Dahinter steckt aber nichts anderes als eine Diskriminierung von queeren Partnerschaften.

Von Hans-Jörg Schmidt
 2 Min.
Teilen
Folgen
Neuester Einfall in Prag: Man sollte Männer und Frauen für langjährige Ehen mit Medaillen ehren.
Neuester Einfall in Prag: Man sollte Männer und Frauen für langjährige Ehen mit Medaillen ehren. © Symbolfoto: Claudia Hübschmann

Prag. Anders als in Deutschland wird bei unseren tschechischen Nachbarn nicht gegendert. Die Zeitungen machen sich immer mal wieder lustig über den erbitterten Streit, den die deutschen Befürworter und Gegner darüber führen.

Wie man generell in Tschechien über deutsche politische Korrektheit bestenfalls grinst. „‚Die Deutschen, wer sonst“, wird dann gelästert. „Die glauben ja auch, sie könnten ausreichend und stabil Energie aus Wind und Sonne gewinnen - bis sie in der Not rasch verhasste Atomenergie bei uns kaufen müssen.“

Die Tschechen sind mehrheitlich zwar eigentlich tolerant, etwa gegenüber Homosexuellen. Aber sie sind sich mehr oder weniger auch einig, dass es Männlein und Weiblein gibt. Nichts sonst. Fertig. Alles andere sei „Bullshit“ oder „linker Unsinn“. Das Gendern ist auch deshalb nicht in Mode, weil das mit der tschechischen Sprache nicht so einfach geht.

Ein seit Jahren angesehener Kommentator hat es sich jüngst mit seinen Lesern mit einem „kreativen Gendervorschlag“ verdorben. Um es einer Person recht zu machen, die sich weder als Mann noch als Frau begreift, schlug er beispielsweise folgenden Satz vor: „Sie kam später und er konnte keinen freien Platz mehr finden.“ Klingt ja auch wirklich etwas albern und dürfte sich mit Sicherheit nicht durchsetzen.

Die Politik ist generell nicht wirklich tolerant mit queeren Menschen. Zwar gibt es seit einigen Jahren auch in Tschechien eingetragene Partnerschaften, aber die fühlen sich nach wie vor diskriminiert, weil es unter anderem Probleme mit Kindern oder beim Erben gibt. Und manche Politiker denken sich zudem immer mal wieder neue Ideen aus, queeren Menschen das Leben noch weiter zu vergällen.

Neuester Einfall von zwei weiblichen Abgeordneten des Senats, der zweiten Kammer des Parlaments in Prag: Man sollte Männer und Frauen für langjährige Ehen mit Medaillen ehren. Menschen mit eingetragenen Partnerschaften werden von dem Vorschlag ausdrücklich ausgenommen. Womit klar ist, dass es sich nicht nur um eine Idee FÜR etwas handelt, sondern auch um eine Idee GEGEN etwas.

Dass die Initiative eine Mehrheit bekommt, darf aber bezweifelt werden. Die Ideengeber verstehen unter einer langjährigen, festen Ehe zwischen Mann und Frau nämlich auch, dass die beiden regelmäßig Sex hatten und haben. Da stellt sich die schlichte Frage, wie die „richtigen“ Ehepaare das vor der „Medaillenkommission“ beweisen sollen.